Ein Wolf streift durch den Wald
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Umwelt

Interessenvertreter gemeinsam gegen Wolf

Die Wiederansiedelung des Wolfes polarisiert in Tirol. Ein neuer Verein, in dem Sozialpartner und bäuerliche Organisationen vertreten sind, will die Senkung des Wolfschutzstatus erreichen. Website und eine landesweite Plakataktion sollen „sachliche Informationen“ bereitstellen.

Das betonte Vereinsobmann und Landwirtschaftskammer-Präsident Abgeordneter Josef Hechenberger (ÖVP) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck unter dem Titel „Schulterschluss gegen die Wiederansiedlung des Wolfes“.

Druck auf Land, Bund und EU

Letzten Endes wolle man in der Wolfsfrage „von Tirol aus Druck auf Land, Bund und EU ausüben“, ergänzte Hechenberger. Das müsse schnell vonstattengehen, denn der Wolf habe eine „Reproduktionsrate von rund 30 Prozent“. „Der Wolf hält augenscheinlich in Tirol Einzug“, strich er heraus und sprach auch die „derzeit wöchentlichen Risse“ an.

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Die Almwirtschaft ist durch den Wolf gefährdet, so die Vereinsgründer

Auch Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP), Obmann des Forums Land und Obmannstellvertreter des Vereins, malte ein düsteres Wolfsszenario. „Die Wiederansiedlung des Wolfes ist eine große Gefahr und gefährdet die Almwirtschaft“, so Gahr. „Wir sind verpflichtet, etwas zu tun“, fügte er hinzu. Es gehe nunmehr darum, mit der Wolfsthematik „zu den Leuten zu gehen und Experten einzubinden“, sagte Gahr.

Schutzstatus veraltet

Einig waren sich die Vereinsakteure, dass der Schutzstatus der Wölfe veraltet sei. „Dieser stammt aus einer Zeit, als der Wolf vom Aussterben bedroht war“, meinte etwa Gahr, während Hechenberger hervorhob, dass es auch „Tierschutz auf Schafseite“ geben müsse. Wölfe, die im „Blutrausch gleich mehrere Nutztiere reißen“, gehören für den Vereinsobmann weiter „entnommen“. Dazu sei eine rasche „Lockerung des Schutzes“ notwendig, zumal „Tirol von Wölfen umzingelt ist“, so Hechenberger.

Mit weiteren Rissen ist zu rechnen

Die Dringlichkeit angesichts dieser Situation betonten auch die weiteren prominenten Vereinsmitglieder. „Das Thema beschäftigt uns von Tag zu Tag stärker“, sagte etwa der Präsident des Tiroler Gemeindeverbands, Ernst Schöpf (ÖVP). „Es ist zweifellos mit weiteren Wolfzuwächsen zu rechnen“, erklärte wiederum Erwin Zangerl, Präsident der Arbeiterkammer (AK) Tirol (ÖVP). „Wildtiere gehören in die Wildnis“, hielt zudem der Präsident der Wirtschaftskammer Tirol, Christoph Walser (ÖVP), unmissverständlich fest.

Zuletzt war es in Tirol unter anderem nach gehäuften Schafsrissen, bei denen ein konkreter Wolfsverdacht bestand, zu einer intensiven Debatte über den Umgang mit dem Raubtier gekommen. Die Landwirtschaftskammer etwa forderte Ausnahmeregelungen für einen legalen Abschuss. Das Land Tirol plante, einen Problemwolf mit einem Sender auszustatten. Erst am Donnerstag waren in Kössen (Bezirk Kitzbühel) neuerlich zehn gerissene Schafe aufgefunden worden – mehr dazu in Wieder gerissene Schafe in Kössen.

WWF verweist auf hohen europarechtlichen Schutzstatus

Dem Verein, der sich den Kampf gegen die „Wiederansiedlung des Wolfes“ auf die Fahnen geschrieben hat, hält der WWF unterdessen den „hohen europarechtlichen Schutzstatus der Tiere“ entgegen, wie es in einer Aussendung hieß. Zudem forderte die Naturschutzorganisation eine „gemeinsame Herdenschutzoffensive von Politik und Sozialpartnern“.

„Einige wenige Wölfe kehren derzeit in ihre frühere Heimat Tirol zurück, ihr europaweiter Schutzstatus ist gut abgesichert“, sagte WWF-Experte Christian Pichler. Daher sei fachgerechter Herdenschutz ein „absolutes Muss, um rasch und präventiv zu helfen“.

Fünfpunkteplan

Der WWF schlug einen Fünfpunkteplan vor: Herdenschutz müsse stärker gefördert werden. Das Hirtenwesen gehört wiederbelebt. Die Ausbildung von Herdenschutzhunden sei schnellstmöglich voranzutreiben. Zudem müssten Nutztierhaltende besser entschädigt und ausgewogen informiert werden. Das von Bund und Ländern gegründete Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs sollte überdies gestärkt und ausreichend dotiert werden, so die Naturschutzorganisation, die für einen „sachlichen Umgang mit der natürlichen Rückkehr der Wölfe“ eintrat.