Imsterberg Kirche
Wikipedia: Ailura/CC BY-SA 3.0 AT
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Religion

Imsterberg: Pfarrer muss gehen

Seit Jahren gibt es immer wieder Streit und Aufruhr um den Pfarrprovisor in Imsterberg. Seine konservative Haltung spaltete die Gemeinde. Jetzt zog die Diözese Konsequenzen und „entpflichtete“ den Pfarrer. Die Messen sollen von einem Aushilfspfarrer übernommen werden.

Die Schlagzeilen rund um Pfarrprovisor Stephan Müller sorgten immer wieder für Aufsehen: So verweigerte er Kirchenbesuchern die Kommunion, die Messen hielt er nur mehr nach tridentinischem Ritus ab, also auf Latein, ohne Volksaltar und mit dem Rücken zu den Kirchenbesuchern.

Während der Coronavirus-Zeit veranstaltete er entgegen der Regelungen eine Messe, die von der Polizei aufgelöst wurde – mehr dazu in Polizei beendete Gründonnerstags-Messe. Mit Plakaten protestierten Gemeindebürger im Juni gegen „ihren“ Pfarrer. Er reagierte darauf prompt, und ließ die Herz-Jesu-Prozession ausfallen. Die Gemeinde mit Bürgermeister Alois Thurner sah die Protestaktion damals als Hilfeschrei.

Schlichtungsgespräche scheiterten

Immer wieder gab es in den letzten Jahren Gespräche zwischen dem jeweiligen Bischof, der Gemeinde und dem Pfarrer. Auch Bischof Hermann Glettler führte seit seinem Amtsantritt bereits stundenlange Gespräche mit dem Pfarrprovisor, man habe versucht zu beruhigen und einen gemeinsamen Weg zu finden, hieß es von der Diözese. Das brachte offenbar wenig, denn in den letzten Wochen spitzte sich die Lage in Imsterberg immer mehr zu.

Bischof Hermann Glettler
ORF
Bischof Hermann Glettler reichte es jetzt offenbar

Polizei musste wegen Altar ausrücken

Den Volksaltar hatte der Pfarrer entfernen lassen und außerhalb der Kirche gelagert. Als der Pfarrer vor einigen Tagen auf Urlaub ging, wollten einige Imsterberger das nicht mehr hinnehmen. Sie stellten den Alter wieder auf. Der blieb allerdings nur kurzzeitig in der Kirche stehen, Anhänger des Pfarrers transportierten ihn wieder ab. Das führte wiederum zu einem Polizeieinsatz.

Aushilfspriester für Imsterberg

Wie die Diözese am Freitagabend mitteilte, brachte die Aktion um den Volksaltar „das Fass zum Überlaufen“. Pfarrerprovisor Stephan Müller wird jetzt von der Leitung der Pfarre „entpflichtet“, so die offizielle Sprachregelung in der römisch-katholischen Kirche. Ab Herbst ist er somit nicht mehr für die Pfarrgemeinde Imsterberg zuständig. Er soll keine Pfarrseelsorge mehr übernehmen, sondern eine Kirche zugeteilt bekommen. Dort könne er die Feier der Tridentinischen Messe für jene Gläubige durchführen, die das wünschen, so die Diözese.

Die Pfarre Imsterberg soll vorerst probeweise in den Seelsorgeraum Zams-Schönwies eingegliedert werden. Geleitet werden soll die Pfarre von Diakon Johannes Schwemberger. Die Messen sollen künftig von einem Aushilfspriester abgehalten werden, so die Diözese. Es werde wichtig sein, die Gemeinde wieder zu sammeln, so Bischof Hermann Glettler in einer Stellungnahme. Die Diözese werde diesen Neustart begleiten, kündigte er an. Der Pfarrer selbst war zu keiner Stellungnahme bereit, er legte das Telefon nach einem Anruf des ORF Tirol nach wenigen Sekunden auf.