Vor der Laurentiuskirche verlegte Gunter Demnig den Stolperstein für Pater Jakob Gapp.
Lukas Schmied
Lukas Schmied
Politik

Wattens: Stolpersteine erinnern an NS-Opfer

Wattens ist nach Zell am Ziller die zweite Gemeinde in Tirol, sie sich mit „Stolpersteinen“ an einem länderübergreifenden Holocaust-Mahnmal beteiligt. Sieben Steine erinnern an NS-Opfer, die eine Verbindung zu Wattens hatten.

Am Mittwoch verlegte der Künstler Gunter Demnig die Steine. Es sind Erinnerungstafeln mit Namen, Geburts- und Sterbedatum. Demnig baute damit sein seit 1992 europaweit laufendes Projekt zur Erinnerungskultur weiter aus. Gut 77.000 Stolpersteine erinnern mittlerweile in vielen Ländern Europas an die Schicksale von Menschen, welche in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, deportiert, ermordet oder in den Selbstmord getrieben wurden. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitierte Gunter Demnig den Talmud. Mit den Steinen vor den Häusern soll die Erinnerung an die Menschen lebendig bleiben.

Der Stolperstein von Albert Troppmair wurde an dessen letzter Wohnstätte verlegt.
Lukas Schmied

Zeichen der Erinnerung

In Wattens erinnern nun sechs sogenannte „Stolpersteine“ an heimische Schicksale. Der siebte ist bis auf weiteres im Museum Wattens. „Die Stolpersteine sollen zeigen, dass die Opfer mitten aus ihrem Alltag in Wattens herausgerissen wurden. Wir wollen an ihre Schicksale erinnern“, sagte Lukas Schmied, Kulturreferent Marktgemeinde Wattens.

Der Kulturausschuss hatte das Projekt nach mehrmonatiger Vorbereitung im Frühjahr 2020 einstimmig beschlossen. Kulturreferent Schmied hofft, dass den sieben Steinen noch weitere folgen werden – in Wattens oder anderen Gemeinden in Tirol.

Der frisch verlegte Stolperstein von Pater Jakob Gapp.
Lukas Schmied

Erinnerungen an sieben Menschen

Liste der Stolpersteine in Wattens:

Maria Andergassen geb. Holzhammer
Euthanasie-Opfer, 1941 in Schloss Hartheim, Oberösterreich ermordet (Aktion T4); Stein ist derzeit im Museum;

Simon Bachler
Pensionierter Gendarm in Wattens und Euthanasie-Opfer, 1940 in Schloss Hartheim ermordet (Aktion T4); Adresse Stolperstein: Franz-Strickner-Straße 2 (heutige Raiffeisenbank, ehemals Gendarmerieposten);

Felix Bunzl
Papierfabrikant in Wattens, 1939 zur Flucht in die Schweiz gezwungen; Adresse Stolperstein: Bahnhofstraße Kreuzung Ludwig-Lassl-Straße (alter Portier der Papierfabrik Wattens);

Jakob Gapp
Priester, geborenund aufgewachsen in Wattens, 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet; Adresse Stolperstein: vor der Laurentiuskirche (Kirchplatz);

Friedrich Tannert
Mitarbeiter der Papierfabrik Wattens, 1938 zur Flucht nach England gezwungen; Adresse Stolperstein: Bahnhofstraße 11;

Gertrude Tannert geb. Kestel
Ehefrau von Friedrich Tannert (Mitarbeiter Papierfabrik Wattens), 1938 zur Flucht nach England gezwungen; Adresse Stolperstein: Bahnhofstraße 11;

Albert Troppmair
Bauer aus Wattens, im Widerstand, 1945 in Wattens erschossen (beim Anrücken der US-Soldaten); Adresse Stolperstein: Vögelsbergweg 2;