Großes Stück Schweinekotelette
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Wirtschaft

Tiroler Metzger: Fleisch hat seinen Preis

Nach erneuten Skandalen in der Fleischindustrie wird die Forderung nach heimischen Produkten wieder lauter. Tirol könnte zwar den gesamten Markt nicht allein abdecken, Fleisch aus ganz Österreich gebe es aber genug, betonen die Tiroler Metzger. Eine hohe Qualität habe aber auch ihren Preis.

„Der Konsument entscheidet, welches Fleisch in den Tiroler Theken verkauft wird.“ So bringt es der Innungsmeister der Tiroler Metzger, Peter Schweighofer auf den Punkt. Er führt in Götzens eine eigene Metzgerei. Bei ihm gilt die Devise: Was es aus Tirol gibt, kommt aus Tirol, der Rest aus Österreich. Aber auch hochwertige Produkte aus dem nahen Ausland, wie etwa Prosciutto aus dem benachbarten Italien gibt es in seinem Geschäft. Die Qualität müsse aber in jedem Fall stimmen.

Nach Angaben der Tiroler Wirtschaftskammer gibt es in Tirol derzeit 187 Metzgereien. „Wir können den Kundinnen und Kunden bestes Tiroler Fleisch anbieten. Was es in Tirol an Tieren zu wenig gibt, könnte aus ganz Österreich beliefert werden. Dafür können wir auch eine Herkunftsgarantie abgeben.“

Peter Schweighofer, Tiroler Innungsmeister und Metzger in Götzens
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Peter Schweighofer, der Innungsmeister der Tiroler Metzger weiß, dass Fleisch in hoher Qualität seinen Preis wert ist

Alles dreht sich um den Preis

Den Konsumentinnen und Konsumenten müsse aber klar sein, dass eine verantwortungsvolle Fleisch- und Wurstproduktion immer auch ihren Preis habe. „Für billiges Fleisch leiden die Tiere und wie wir jetzt in Deutschland bei Tönnies gesehen haben, auch die Menschen. Fleisch ist nie nur das Produkt selbst, sondern auch alles was damit zusammenhängt. Die Tierhaltung, die Bezahlung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Arbeitsbedingungen, und vieles mehr. Auch Tirol ist keine Insel der Seligen, der Fleischmarkt ist international stark vernetzt. Auch Österreich exportiert und importiert Fleisch. Das muss man einfach wissen,“ sagte der Innungsmeister bei einem Besuch des ORF Tirol in seiner Metzgerei in Götzens.

Fleisch mit Preisschild
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Fleisch mit Herkunftsgarantie aus Österreich ist keine Billigware

Fleisch aus Tirol ist besonders teuer

Eine besonders strenge Linie verfolgt in Tirol der Fleisch- und Wurstverarbeiter Hörtnagl mit Produktionsstätte in Hall und 17 Filialen in ganz Tirol. 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind derzeit dort beschäftigt, davon sechs Lehrlinge. Mit Ausnahme von Puten-Frischfleisch wird ausschließlich Fleisch und Wurst aus Österreich verkauft. Und zwar von Tieren, die in Österreich auch geboren und aufgewachsen sein müssen.

Das ist nicht so selbstverständlich, wie es scheint. Denn das Gesetz bietet hier ein Schlupfloch. Tiere aus dem Ausland, die in Österreich geschlachtet werden, dürfen als „Österreichisches Fleisch“ deklariert werden. Ein Umstand, der viele Konsumenten verwirrt und verärgert.

„Der Fleischpreis in Österreich ist höher als der im Ausland und Fleisch aus Tirol ist nocheinmal teurer,“ sagte Hans Plattner, der Geschäftsführer von Hörtnagl. Das hängt mit der kleinstrukturierten Landwirtschaft und den Bergregionen zusammen. „Wir zahlen unseren Bauern um 50 Prozent mehr als im österreichweiten Vergleich.“

Rund 300 Tiroler Bauern beliefern Hörtnagl, ein Großteil der Tiere wird im Schlachthof in Natters geschlachtet. Auf kurze Transportwege wird großen Wert gelegt. Geschäftsführer Hans Plattner ist sich sicher, dass der Fleisch- und Wurstbedarf in Österreich mit Ausnahme der Pute zu 100 Prozent gedeckt werden könnte.

Fleisch- und Wurstprodution bei Hörtnagl
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Keine Fließbandarbeit, sondern nur etwas für Metzgermeister ist die Fleisch- und Wurstproduktion bei Hörtnagl

Immer mehr Schweine aus Tirol

Kalb- und Lammfleisch kommen zu 100 Prozent von Tiroler Bauern. Verarbeitet werden bei Hörtnagl aus Tirol pro Jahr 500 Rinder, 700 Kälber und 800 Lämmer. Interessanterweise werden aus Tirol bereits 2.000 Schweine geliefert. Das ist bemerkenswert, weil Tirol nicht gerade für die Schweinehaltung bekannt ist.

„Wir haben Tiroler Bauern dafür gewinnen können, mehr Schweine zu halten und bezahlen auch entsprechend dafür,“ betonte Plattner. Der Rest des insgesamt natürlich viel höheren Bedarfes an Schweinefleisch kommt aus Österreich. „Wir hatten noch nie Probleme, alles was wir brauchen, aus Österreich zu bekommen.“ Jedes Stück Fleisch und jede Wurst ist genau deklariert und muss bis zum Bauern zurückverfolgt werden können. „Mit Vertrauen allein ist es da nicht getan.“

Hans Plattner, Geschäftsführer von Hörtnagl
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Hans Plattner, der Geschäftsführer von Hörtnagl mit Produktionsstandort in Hall

Hohe Qualität auch im Supermarkt

Was man nicht sagen könne ist, dass Fleisch oder Wurst aus dem Supermarkt automatisch schlechter sei," betonen sowohl Schweighofer als auch Plattner. Das stimme so einfach nicht. Viele Supermarktketten bieten ebenfalls besonders hochwertige Fleisch- und Wurstprodukte an, regional und sogar auch in Bioqualität. Das Problem ist, dass billige Aktionsware gleich daneben liegt. Manchmal greift der Kunde also buchstäblich daneben, im wahrsten Sinne des Wortes. Oder er hat das Gefühl, das billige Angebot sei genauso gut wie das teure. Das mag im Geschmack nach dem Grillen mit würzigen Saucen und Beilagen sogar stimmen. In allen anderen Aspekten fällt das Billigfleisch freilich durch.

Es stimme auch nicht, dass Fleisch aus dem Ausland automatisch schlechter sei als heimisches. Auch andere Länder, wie zum Beispiel Italien und Frankreich, verkaufen ihre regionalen Produkte mit großem Stolz und viel Herzblut. Aber auch diese Produkte werden zu einem hohen Preis verkauft und sind keine Billigware im Massenangebot einer Fleischindustrie.

Fleisch muss seinen Preis wert sein

„Leider ist Fleisch oft zur Lockware verkommen,“ bedauerte Innungsmeister Peter Schweighofer. "Große Ketten können so niedrige Preise anbieten, weil sie das Geld mit anderen Produkten wieder hereinholen. Ein regionaler Metzger kann da nicht mithalten. „Es kommt also darauf an, was die Konsumentinnen und Konsumenten wollen.“

Manchmal sei es gut, wenn Skandale aus der Fleischindustrie bekannt werden, sinniert Schweighofer. Dann werde der Wert von regionalem und nachhaltig produziertem Fleisch wieder ins Gedächtnis gerufen. Allerdings vergessen Käuferinnen und Käufer auch wieder schnell und greifen dann doch wieder zum billigsten Angebot.