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Antikörperstudie nach Ischgler Vorbild

Ein Forscherteam der Medizin-Uni Innsbruck und das Institut für Höhere Studien möchten eine österreichweite Antikörperstudie nach dem Vorbild Ischgls machen. Dafür suchen sie 5.000 bis 10.000 wieder Genesene. Untersucht werden soll etwa, wie stabil der Antikörperspiegel ist.

Noch könne niemand auf wissenschaftlich fundierter Basis sagen, wie groß der Anteil jener Menschen in Österreich ist, die eine Covid-19-Infektion durchgemacht haben. Ein Forscherteam rund um Peter Willeit von der Medizinischen Universität Innsbruck und Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS) hat nun ein Konzept für eine bundesweite Antikörperstudie erstellt, die es am Montag im Rahmen eines Symposions präsentiert. Eine solche Studie bräuchte demnach zwischen 5.000 bis 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und Unterstützung.

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79 Prozent der Ischgler*innen nahmen an der Antikörperstudie teil.

In Ischgl gab es eine Studie dieser Art bereits. Dort ware man über das Ergebnis überrascht, vor allem, weil bei 85 Prozent der Getesteten der Krankheitsverlauf milde bis nicht spürbar war – mehr dazu in Ischgl: 42,4 Prozent haben Antikörper.

In anderen Regionen Österreichs ist der Anteil der positiv Getesteten deutlich geringer. Bei einer Stichprobenuntersuchung in 27 österreichischen Gemeinden waren im Schnitt 4,71 Prozent Coronavirus-positiv. Ein Bild der gesamtösterreichischen Situation abseits dieser regionalen Schlaglichter sei jedoch noch ausständig, so die Argumentation der Forscher.

Mehrere Testungen über längeren Zeitraum

Für eine österreichweite seroepidemiologische Studie bräuchte es eine auf die Bevölkerungsverteilung in den jeweiligen Bundesländern abgestimmte, entsprechend große Untersuchung. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung im Herbst und über den Winter „kann eine solche Studie für das Monitoring der österreichischen Allgemeinbevölkerung“ sehr hilfreich sein, betonte Willeit im Gespräch mit der APA.

Damit das Bild wirklich verlässlich wird, müsste man Personen auch über mehrere Zeitpunkte hinweg testen, so der Epidemiologe. Das zeigt insgesamt, mit wie vielen – auch asymptomatischen – neuen Fällen man es in etwa zu tun hat. Mit diesen „Verlaufskontrollen“ könne man auch beurteilen, „wie stabil die Antikörperspiegel sind. Das ist eine ganz zentrale Frage im Zusammenhang mit der Immunität“, sagte Willeit.

Abstand der Tests abhängig von den CoV-Zahlen

Ein erster Untersuchungsdurchlauf sollte laut Willeit noch in Richtung Herbst erfolgen. Weitere Nachfolgeuntersuchungen müssten dann abhängig vom Verlauf der nachgewiesenen aktuellen Fälle eingetaktet werden, hieß es. Gebe es einen stärkeren Fall-Anstieg, sollten die Testungen in etwa alle vier bis sechs Wochen erfolgen, in Zeiten mit weniger neuen Fällen könnte der Abstand auch größer sein.

„Ich glaube, eine österreichweite große Studie bringt uns weiter als punktuelle Untersuchungen“, zeigte sich der Wissenschafter, der das Konzept mit Unterstützung von Kollegen Österreich und auch aus London und Cambridge (Großbritannien) erstellt hat, überzeugt. Das Studiendesign sei „von wissenschaftlicher Seite sehr fundiert“. Jetzt brauche es vor allem Unterstützung, etwa vom Bund und Organisationen, die mithelfen könnten. Denn die Logistik etwa bezüglich der Blutabnahmen und der Laborressourcen sei nicht einfach zu stemmen.