„Verkaufte Heimat“ von Felix Mitterer wird bei den Volksschauspielen uraufgeführt
Günther Egger
Günther Egger
Kultur

Telfs: Konflikt um Volksschauspiele

In Telfs brodelt ein Theater-Streit. Der Verein Tiroler Volksschauspiele stellt sich offen gegen die 2019 gegründete GmbH der Tiroler Volksschauspiele. Unterdessen gibt es derzeit ein Hearing für die neue künsterliche Leitung der Tiroler Volksschauspiele.

Sämtliche Versuche zur Einigung mit der Gemeinde, in deren 100-prozentigem Eigentum die gemeinnützige GmbH steht, seien gescheitert, meinte der Obmann des Vereins, Markus Völlenklee, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Nunmehr sei man ein „heimatloser Verein“, strich der Obmann hervor. „Es ist nämlich nicht so, wie oft kolportiert, dass der Verein in die neue GmbH übergegangen ist“, so Völlenklee. „Wir sind die Tiroler Volksschauspiele, nicht die GmbH“, schob er nach. „Hier wird schlicht Label-Piraterie betrieben“, fügt er hinzu. Man selbst als Verein garantiere dabei einen „Ort der künstlerischen Freiheit“, während die GmbH lediglich eine „Tochterfirma der Gemeinde Telfs“ sei.

In einem Schreiben an Bürgermeister Härting vom 31. Jänner anerkannte der Verein allerdings die Gründung der GmbH: „Der Verein der Tiroler Volksschauspiele nimmt, wenn auch mit großer Wehmut, das Aus für die künftige Eigenveranstaltung in Telfs zur Kenntnis und anerkennt die Gründung einer Betriebsgesellschaft mit dem für diese eingetragenen Firmennamen und deren rechtlichen Schutz.“

Drohung mit rechtlichen Schritten

Konkrete Pläne gibt es trotz neuer Vereins-Heimatlosigkeit und Groll gegen die GmbH für den Verein noch keine. Man habe zuvor überlegt „im kleinen Rahmen Eigeninitiativen zu setzen“ und dafür „mit der GmbH zusammenzuarbeiten“, erläuterte Vereinsmitglied Alfred Konzett. Jetzt sei man nicht nur heimatlos, sondern auch „mittellos“, ergänzte Susi Weber, ebenfalls Mitglied des Vereins.

Das „Herzblut“ sei aber noch da, so Völlenklee in diesem Zusammenhang. Er habe zumindest „Lust über ein eigenes Theaterfestival nachzudenken“. Umbenennen will sich der Verein aber in keinem Fall. „Sollte es einen Angriff auf den Namen geben, dann sind auch rechtliche Schritte für uns möglich“, gab sich Konzett kämpferisch.

Mitterer legte Ämter in GmbH nieder

Auch Felix Mitterer schloss sich dieser kämpferischen Haltung an: „Ich lege alle meine Funktionen in der GmbH nieder“. Bereits bei der Pressekonferenz im letzten Jahr, in deren Rahmen die neue GmbH vorgestellt worden war, habe er sich „als Verräter gefühlt“. Jetzt sei für ihn alles wie ein „großer Befreiungsschlag“, so Mitterer.

Heuer keine Volksschauspiele

Die Tiroler Volksschauspiele finden heuer Corona-bedingt nicht statt. Wie die Tiroler Volksschauspiele GmbH am Dienstag mitgeteilt hatte, werde Ende Juni eine neue Intendanz präsentiert. Dienstag und Mittwoch gab es Hearings. Aus den zehn Bewerberinnen und Bewerbern soll ein Dreiervorschlag gebildet werden, welcher der Generalversammlung der Tiroler Volksschauspiele am 25. Juni vorgelegt werden soll.

Jury für Hearing der Telfer Volksschauspiele
TVSS/Pichler
Die Jury beim Hearing: (v.l.) Andreas Braun, Ruth Haas, Lew Bogdan, Susanna Goldberg, Johannes Reitmeier, Irene Girkinger und Hans-Joachim Gögl

„Die Marktgemeinde Telfs hat mit der Gründung der gemeinnützigen GmbH und dem Schutz der Marke einmal mehr und mehr denn je die Verantwortung für die Tiroler Volksschauspiele übernommen. Das Land Tirol hat diesen Weg von Anfang an begleitet und unterstützt“, hieß es in einer Aussendung. Bei der Präsentation der GmbH waren erhöhte Förderungen von der Gemeinde, dem Land Tirol und dem TVB-Innsbruck angekündigt worden.

Volksschauspiele GmbH zeigt sich verwundert

Mit „großer Verwunderung“ reagierte die im Vorjahr gegründete GmbH der Tiroler Volksschauspiele auf die Vorwürfe des Vereins Tiroler Volksschauspiele. Sämtliche Schritte in Richtung GmbH „und die damit verbundenen Vorteile“ für die im Verein tätigen Mitglieder waren und sind mit dem Land Tirol abgestimmt und seien dem Verein gegenüber in mehreren Gesprächen deutlich kommuniziert worden, hieß es.

Auch auf die scharfe Kritik von Felix Mitterer ging man ein. Die Tiroler Volksschauspiele GmbH habe diesen gebeten, als Mitglied der Auswahljury für die künstlerische Leitung den Verein zu vertreten. Den Rückzug Mitterers aus dem Beirat sowie „seine persönliche Entscheidung für einen Bruch mit seiner jahrzehntelangen künstlerischen Heimat Telfs“ nehme man mit Bedauern zur Kenntnis.