Einsames und trauriges Kind
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Gesundheit

CoV-Krise hinterlässt bei Kindern Spuren

Die einschränkenden Maßnahmen aufgrund der Coronaviruskrise haben die Alltagsstruktur von Kindern und Jugendlichen drastisch verändert. An der Medizinuni Innsbruck läuft eine Studie, die die psychosozialen Auswirkungen der Krise auf Kinder untersucht.

Kein Kontakt zu Freunden, kein geregelter Schulalltag, die Angst, möglicherweise die Großeltern anzustecken und vielfältigen bedrückenden Situationen innerhalb des eigenen Zuhauses – die Coronaviruskrise griff tief in die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen ein. Belastend sei weniger die reale Bedrohung durch das Virus gewesen, sondern vielmehr eben die sekundären Folgen, so Kathrin Sevecke, Direktorin der Universitätsklinik für Kinder und Jugendpsychiatrie der Medizinuni Innsbruck.

Kathrin Sevecke, Direktorin der Univ.-Klinik und Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall in Tirol und Martin Fuchs, Leiter der Unterbringungsstation der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall.
tirol kliniken
Kathrin Sevecke

Studie untersucht die Folgen

Ein längerer Ausschluss aus ihrem gewohnten Alltag schädige Kinder und Jugendliche in ihrer kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung und hinterlässt Spuren, die schon jetzt sichtbar sind und sich auch längere Zeit nach der Aufhebung der Restriktionen zeigen werden, so Sevecke. Derzeit läuft eine Studie, die die Auswirkungen auf Tiroler und Südtiroler Kinder in Kindergärten, Volks- und Mittelschulen untersucht. Daraus wolle man dann ein Screening-Instrument zur Früherkennung von Belastungen entwickeln, so Sevecke.

Erwachsenen-Probleme belasten auch Kinder

Ob und wie Kinder psychische Belastung empfinden, hänge von ihrem psychischen Umfeld ab. Kinder haben mehr Sorgen, wenn auch die Erwachsenen Sorgen haben, etwa wegen psychischer Erkrankungen, Jobverlust, Kurzarbeit oder finanzieller Schwierigkeiten, so Sevecke. Zeichen dafür, dass die Belastung zu groß wurde, können Ängste, Schlafstörungen, Zwangshandlungen, Antriebslosigkeit und Depressionen sein, aber auch vermehrter Drogen- und ungezügelter Internetkonsum.

Auch wenn die Maßnahmen immer mehr gelockert werden, sei man von einer Normalität noch weit entfernt, so Sevecke. Der Schulbetrieb ist noch eingeschränkt, die Sommerferienbetreuung oft noch nicht geregelt. Wie sich diese Herausforderungen bewältigen lassen, hänge sehr von den familiären Rahmenbedingungen ab. Krisen würden immer sozial Schwache stärker treffen, sagt Sevecke.

ÖGKJP für sofortigen Vollbetrieb

Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP) fordert, dass Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen wieder vollständig hochgefahren werden, um weiteren schweren Schaden von den Kindern und ihren Familien abzuwenden.