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Bildung

Jeder dritte Tiroler Schüler braucht Nachhilfe

Laut einer Studie der Arbeiterkammer (AK) Tirol steigt der Bedarf an Nachhilfe. In diesem Schuljahr brauchten 24.000 Schüler bezahlte Unterstützung, um 7.000 mehr als im vergangenen Schuljahr. Die AK fordert eine Schulreform und den Ausbau schulischer Förderangebote.

Mussten Eltern im Vorjahr im Schnitt pro Nachhilfeschüler noch 540 Euro bezahlen, so waren es heuer rund 460 Euro. „Dieser Rückgang resultiert in erster Linie aus den Folgen der Corona-Pandemie mit Kontaktverboten, Schulschließungen etc., die eine persönliche Nachhilfe ab Mitte März praktisch ausschlossen“, so die Studienautoren. Auch im Österreich-Schnitt sanken die Kosten – von 580 auf 520 Euro.

Trotz dieser Einschränkungen durch die Coronavirus-Krise stiegen die Gesamtausgaben in Tirol von 5,9 (2019) auf rund 6 Millionen Euro an, weil mehr Schüler Unterstützung brauchten. Ohne Rückgang der Kosten pro Schüler wären die Gesamtausgaben für die Nachhilfe noch höher ausgefallen, heißt es.

Homeschooling als Überforderung

Das Meinungsforschungsinstitut IFES machte im Auftrag der AK Tirol Ende Februar bis Mitte April – in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen und des Unterrichtsstopps – eine Umfrage unter 400 Tiroler Eltern und 618 Schülerinnen und Schülern, die mit Homeschooling und Homeoffice vor großen Herausforderungen standen. Eltern seien laut Studie im Vorhaben, ihre Kinder zu unterstützen, oft fachlich überfordert gewesen.

Hinzu sei gekommen, dass viele Kinder keinen Laptop, PC oder kein Tablet für sich allein hatten, um damit zu Hause die Schulaufgaben zu erledigen. Von diesen Problemen seien in besonderem Maße die unteren Bildungsschichten bzw. deren Kinder betroffen gewesen, so die Auswertung des IFES-Instituts.

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Online-Nachhilfe wurde wohl angeboten, doch nicht jedes Kind war technisch dafür ausgerüstet.

Die Umfrage wurde österreichweit gemacht und auf Tirol heruntergebrochen bzw. hochgerechnet. Die Gewichtung sei auf Basis der Schülerstatistik 2018/19 der Statistik Austria entstanden, so die AK.

Mathe und Deutsch sind die größten Hürden

Mathematik bereitet weiterhin am meisten Probleme: Zwei Drittel der Nachhilfe-Schüler (17.000) erhielten Unterstützung in diesem Fach, ein Drittel (7.500) in Deutsch, 22 Prozent (6.000) in einer Fremdsprache. Bei den Volksschulkindern wurde Nachhilfe in knapp zwei Dritteln der Fälle in Deutsch erteilt.

Überwiegender Teil will positive Note verbessern

Bei 57 Prozent der Nachhilfe-Schüler geht es jedoch darum, eine meistens positive Note zu verbessern, und nur bei einem Viertel soll eine drohende Nachprüfung oder eine negative Zeugnisnote vermieden werden. 14 Prozent bekamen Nachhilfe, um in die gewünschte Schulform wechseln zu können. Volksschüler erhalten häufig Nachhilfe, um sie auf ein „Sehr gut“ zu bringen (bei sechs von zehn Deutsch-Nachhilfen steht das Kind zwischen „sehr gut“ und „gut“.)

Ein Viertel der Tiroler Schüler besucht eine externe Nachmittagsbetreuung. Damit sind sieben von zehn Eltern zufrieden, die Durchschnittsnote bei der Bewertung beläuft sich auf 2,0. Überdurchschnittlich zufrieden sind Eltern, deren Kinder eine Ganztagesschule besuchen (Durchschnittsnote 1,8) oder regelmäßigen Förderunterricht haben (Durchschnittsnote 1,7).

Ausgaben für Nachhilfe könnten wieder steigen

„Abhilfe können nur eine Schulreform bringen, etwa in Bezug auf das schon traditionelle Nachhilfefach Mathematik, und der weitere Ausbau schulischer Betreuungs- und Förderangebote“, meinte AK Tirol-Präsident Erwin Zangerl, „sonst werden die Ausgaben für Nachhilfe wieder ansteigen, sobald die Schulen wieder zum Normalbetrieb zurückkehren.“