Seit gestern Mitternacht gilt wieder freie Fahrt nach Süden über den Brenner. Die italienischen Grenzbalken sind wieder geöffnet. Alle EU-Bürger dürfen wieder in Italien einreisen.
Doch am ersten Tag der Grenzöffnung zeigte ein Lokalaugenschein am Brenner, dass die erwarteten Urlaubsströme zumindest vorerst noch ausbleiben: Es sind vereinzelt deutsche Touristen, die in ihren Autos anrollen und Richtung Süden wollen.
Mit einer Urlaubsbestätigung dürfen deutsche Gäste durch Österreich reisen und in Italien Urlaub machen. Südtirols Touristiker erhofften von Anfang an einen starken Urlaubsstrom aus Deutschland, daraus wurde aber vorerst nicht mehr als ein zaghaftes Tröpfeln. Am Vormittag der Grenzöffnung wurden in einer Stunde nur sechs deutsche Autos auf der Südspur der Brenner Autobahn gezählt.
Grenzöffnung wichtig für Tourismus
Die meisten der deutschen Urlauber, die nach dem Lockdown erstmals wieder nach Italien reisen, haben in Südtirol oder am Gardasee gebucht. „Ich habe noch ein paar Tage Urlaub. Als ich gehört habe, dass die Grenzen aufmachen, habe ich sofort gebucht“, erzählt eine deutsche Urlauberin. Ein anderer deutscher Tourist spricht von Glück: „Wir haben im Jänner gebucht und zum Glück nicht storniert. Wie geplant können wir heute unseren Urlaub beginnen.“
Der Südtiroler Hoteliers- und Gastwirteverband HGV bezeichnet die Grenzöffnung als enorm wichtigen Schritt. Zunächst werden vor allem Stammgäste erwartet. Allerdings sei das Buchungsverhalten derzeit noch äußerst zaghaft, erklärt Manfred Pinzger vom HGV. Es herrsche große Unsicherheit. Südtirol werde noch zu sehr mit Italien und der Region Lombardei assoziiert, erklärt der HGV in einer Aussendung. Zudem haben in Südtirol noch viele Beherbergungsbetriebe geschlossen. Viele Hotels wollen aber demnächst oder spätestens Anfang Juli aufsperren.
„Regionale Lösung“
Südlich vom Brenner gilt also „freie Fahrt“, nach Norden hingegen noch nicht. Die österreichische Bundesregierung hat am Mittwoch angekündigt, die Grenzen zu allen Nachbarstaaten zu öffnen, bis auf Italien. "Die Zahlen lassen das mit Italien noch nicht zu“, erklärte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und argumentierte mit den Infektionszahlen: Am Dienstag wurden italienweit 55 Todesopfer gemeldet – das ist zwar der niedrigste Wert seit Anfang März, trotzdem sei noch Vorsicht geboten, vor allem im Hinblick auf die Lombardei. Deshalb bleiben die Grenzen zu Italien vorerst noch zu.
In Südtirol ist die Lage besser: Am dritten Tag in Folge gab es keine Neuinfektionen. Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) ist daher im Gespräch mit Österreichs Außenminister. Man will nicht zuviel Zeit verlieren. „Wir diskutieren nun über eine regionale Lösung, damit die Grenzen für den österreichischen Reiseverkehr nach und aus Südtirol ohne Einschränkungen geöffnet werden können. Das wird nun geprüft und soll möglichst schnell entschieden werden.“
Möglichst schnell heißt für Kompatscher, dass in den nächsten zwei Wochen eine Lösung für Südtirol getroffen werden könnte. Bis diese Regelung eintritt, heißt es in Bozen und am Brenner Richtung Norden: „Abwarten“.