Schürze weiß
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Kultur

Ausstellung über die „Sprache der Schürzen"

Ob Kittelschürze, Arbeitsschürze oder Trachtenschürze – die Schürze ist ein vielseitiges Kleidungsstück, das im Alltag fast vergessen und dennoch allgegenwärtig ist. Schürzen schützen nicht nur die Kleidung, sondern verraten viel über ihre Besitzer, wie eine Ausstellung in Meran in Südtirol zeigt.

Das Frauenmuseum Meran widmet sich heuer einem nicht erwarteten Ausstellungsobjekt. In der Sonderschau „Anbandeln – Ein Date mit der Schürze“ zeigt das Museum die Geschichte und Vielfalt eines alltäglichen Kleidungsstücks.

Historische Schürzen
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Über 100 ausgestellte Schürzen erzählen spannende Geschichten im Meraner Frauenmuseum.

Die umgebundene Schürze, auch Vorbinder oder Vorstecker genannt, ist Schutz und Symbol zugleich. Sie wurde von vielen Berufsgruppen getragen, egal ob Bauer oder Dienstmädchen, ob reich oder arm. Der Schutz für die Kleidung verriet viel über die Lebensweise der Trägerin und ihres Standes in der Gesellschaft. So lautet etwa ein altes Sprichwort: „Sag mir welche Schürze du trägst, und ich sage dir, wer du bist“.

Die Schürze erzählt Geschichte

Die über 100 ausgestellten Schürzen erzählen Geschichten über Menschen, Brauchtum und Kultur. Auf historischen Aufnahmen lässt sich durch die Farbe, Form und Stickereien des Kleidungsstücks die Epoche bestimmen.

Das Südtiroler Frauenmuseum am Kornplatz im Zentrum von Meran befindet sich im ehemaligen Klarissenkloster. Die Sonderausstellung „Angebandelt – Ein Date mit der Schürze“ läuft voraussichtlich bis 13. Februar 2021.

Histor Schürzen
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Auf alten Schulfotos in Südtirol ist etwa das italienische Lehrpersonal mit schwarzen Schürzen und weißen Krägen abgebildet. Schwarz gilt als Farbe des Faschismus. Als Schwarzhemden (ital.: camicie nere) wurden inoffiziell die Mitglieder paramilitärischer Milizen der italienischen Faschisten bezeichnet.

„In der Volksschule trug unsere Italienisch-Lehrerin immer eine schwarze Schürze mit weißem Kragen. Unser wurde gesagt, das kommt vom Faschismus. Männer trugen schwarz, daher sollten auch Frauen schwarz tragen“, erklärt Sissi Prader, die Leiterin des Frauenmuseums.

Weibliche Tugend

Als Kleidung noch kein Massenprodukt war und daher geschont und geschützt wurde, hatte die Schürze Hochkonjunktur. In der Regel wurde sie selbstgenäht. Im 19. Jahrhundert wurde dieses Handwerk in Südtiroler Schulen gelehrt. Wie Judith Mittelberger vom Frauenmuseum erzählt, sollten den Mädchen durch die aufwändige Handarbeit weibliche Tugenden beigebracht werden. Durch das Nähen erlernten sie Fleiß und Ausdauer. Damit sollten sie auf ihre zukünftige Rolle als Hausfrau vorbereitet werden.

Weiße Schürze
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In der Aussteuer wurde das Stickmuster von der Schwiegermutter begutachtet.

Auch die Farbe des Vorbinders betonte lange Zeit erwünschte weibliche Tugenden. Eine weiße Schürze stand etwa für Reinheit, Sauberkeit und Kompetenz im Haushalt. Aufwendige Stickarbeiten im Stoff standen für Fleiß und Ausdauer erklärt Prader im Interview: „Die Schürze war ein Sinnbild für Weiblichkeit. Ein schönes Stickmuster repräsentierte Talent und Arbeitseifer. Daher hat die künftige Schwiegermutter das Muster der Schürze, welches zur Aussteuer gehörte, vor der Hochzeit akribisch begutachtet“.

Links oder rechts Anbandeln

Ob ein Flirt mit einer Dame in Frage kommt, verrät die bekannte Schleifen-Tradition: Ist die Schleife vorne links gebunden ist Flirten erlaubt. Befindet sich die Schleife aber auf der rechten Seite, wie der Ehering, ist die Dame bereits vergeben.

Schürze Masche
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Ist die Schleife rechts gebunden, ist die Dame bereits vergeben.

So heißt es: „Schleife links, Glück bringt’s, Schleife rechts ist schlecht.“ Damit wissen Date-freudige Männer von vornherein, ob sich ein „Anbandeln“ mit der Besitzerin einer Schürze auszahlen könnte oder eben nicht.