Mehrere Ärzte in einem Operationssaal bei einer Herzoperation.
Herwig Antretter
Herwig Antretter
Gesundheit

Klinik Innsbruck: 500. Herztransplantation

Jedes Jahr werden an der Innsbrucker Universitätsklinik zwischen 15 und 20 Herztransplantationen durchgeführt. Innsbruck und Wien sind österreichweit die einzigen Zentren für derartige Operationen. Anfang Mai verkündete die Klinik die insgesamt 500. Herzverpflanzung.

Die Operation wurde unter der Leitung von Oberärztin Julia Dumfarth erfolgreich durchgeführt. Die Patientin bekam bereits 2007 ein Herz an der Innsbrucker Klinik transplantiert – seither war sie in stabilem Zustand. Nach einem schweren Infekt Anfang des Jahres kam es jedoch zu einer chronischen Abstoßung des Organs und so musste dringend ein neues Herz transplantiert werden. Die Patientin liegt derzeit auf der transplantationschirurgischen Intensivstation und wird bereits mobilisiert.

Mehrere Ärzte stehen an einem Operationstisch
Herwig Antretter
In Innsbruck beträgt die Wartezeit für ein neues Herz durchschnittlich ein Jahr.

15 Patienten derzeit auf der Warteliste

Eine der größten Herausforderungen sei es, das perfekte Organ für den jeweiligen Patienten zu finden, sagte Julia Dumfarth. Die Chirurgin leitet das Herztransplantationsprogramm Innsbruck. Zwei Drittel der Herzverpflanzungen werden an Männern durchgeführt. Sie sind häufiger von sogenannten terminalen Herzinsuffizienzen betroffen als Frauen. Das Durchschnittsalter der Herzempfänger liege bei 50 Jahren. In Innsbruck werden auch Kindern und Jugendlichen Herzen transplantiert.

Notwendig wird eine Transplantation, wenn der Herzmuskel irreversibel beschädigt ist und alle medikamentösen und chirurgischen Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind. Nach entsprechender Abklärung durch den Kardiologen werden Patienten schließlich auf die Warteliste zur Herztransplantation genommen und bei Eurotransplant im niederländischen Leiden gelistet. Die Wartezeit ist abhängig von der Blutgruppe, der Größe und dem Gewicht des Organempfängers. Durchschnittlich warten die Patienten ein Jahr, so Julia Dumfarth.

Porträtfoto von Julia Dumfarth
Clemens Unterwurzacher, Medizinische Universität Innsbruck, 2017
Oberärztin Julia Dumfarth leitet das Herztransplantationsprogramm Innsbruck

Wettlauf gegen die Zeit

Größte Herausforderung neben der Suche nach dem optimalen Spenderherzen sei die Koordinierung des Eingriffs. Die Entnahme des Spenderorgans wird von einem Ärzteteam aus Innsbruck gemacht, meist hunderte Kilometer entfernt. Gleichzeitig wird der Patient auf die Transplantation vorbereitet. Sobald das Herz von der Hauptschlagader abgeklemmt ist bleiben vier Stunden Zeit bis es dem Organempfänger eingepflanzt und wieder durchblutet sein muss. Das Herz wird für den Transport auf Eis gelegt und steril verpackt.

Die Technik habe sich in den letzten Jahren verbessert, so Julia Dumfarth. Ein Kunstherz sei eine gut etablierte Alternative, allerdings nur bei isolierten Erkrankungen der linken Herzkammer. Für den Transport eines Spenderherzens gibt es eine Maschine, mit der das Organ durchblutet und schlagend transportiert werden kann. „Leider haben wir in Innsbruck diese teure Technologie noch nicht. Sie würde es ermöglichen, Spenderherzen nicht nur nach einem Gehirn-, sondern auch nach einem Kreislauftod zu verpflanzen“, so die Oberärztin.

Ärzte stehen an einem Operationstisch
Herwig Antretter
Nach der Herzverpflanzung bekommt der Patient Medikamente, damit der Körper das neue Organ nicht abstößt.

Kritische Phase nach der Operation

Die Zahl der Herztransplantationen ist in den vergangenen Jahren konstant geblieben. „Wir akzeptieren mittlerweile aber immer ältere Spender. Waren diese früher meist um die 20, so sind Herzspender heute im Schnitt über 40 Jahre alt“, so Dumfarth. Das Einjahres-Überleben liegt laut Klinik bei 91 Prozent. Zehn Jahre nach der Herztransplantation leben noch 70 Prozent der Transplantierten. Die Leistungsfähigkeit nach einer Herztransplantation ist annähernd normal.

Große Fortschritte gibt es bei den Medikamenten zur Unterdrückung des Immunsystems. „Das ist nach der Operation eine sehr kritische Phase, in der der Körper mit Medikamenten dazu gebracht werden soll, das neue Herz nicht abzustoßen. Das ist eine Gratwanderung, weil in dieser Zeit das Infektionsrisiko sehr hoch ist“, sagte Julia Dumfarth. Im ersten Jahr nach der Herztransplantation werden die Patienten daher sehr engmaschig kontrolliert, und auch danach müssen sie regelmäßig zur Kontrolle.