Das Coronavirus wird auch die Tätigkeit der Bergführer und Bergretter verändern. Bergretter rücken jetzt mit Mundschutz zu ihren Einsätzen aus, um sich gegenseitig und die Patienten zu schützen. Auch bei den Bergführern wird sich einiges, aber nicht alles ändern, weiß der Vorsitzende des Österreichischen Bergführerverbandes Walter Zörer.
Verzicht auf Gipfelbusserl
Schon bis jetzt seien Bergführer in kleinen Gruppen unterwegs gewesen. Oft würde schon das Seil den Abstand regeln, der auf einem Gletscher zumindest acht Meter betrage, sagt Zörer. Änderungen werde es vor allem bei sozialen Ritualen geben, „das Gipfelbusserl wird wegfallen und beim Händeschütteln oben werden wir uns ein bisschen umstellen müssen“.
Mehr Sicherheit bei Tour mit Bergführer
Bei der ersten Covid-Schulung der Tiroler Bergretter am Samstag in Absam werden auch 15 Bergführer teilnehmen, jeweils in kleine Gruppen aufgeteilt. Der Landesleiter der Tiroler Bergrettung Hermann Spiegl sagt, man sei von Seiten der Bergrettung daran interessiert, dass Leute, die nicht so oft am Berg sind, mit Bergführer unterwegs sind, „das ist ein enormer Sicherheitsgewinn“.
Um den Bergführern auch in Coronvirus-Zeiten eine gefahrlose Art und Weise ihrer Führungstouren zu ermöglichen, sei man gerne bereit, die gewonnenen Erfahrungen an die Bergführer weiterzugeben, so Spiegl. Bei der Tiroler Bergrettung hat ein „Covid-Team“ aus zwei Ärzten und drei hauptamtlichen und medizinisch ausgebildeten Bergrettern Richtlinien im Umgang mit dem Coronavirus ausgearbeitet.
Bei der Schulung in Absam sollen Multiplikatoren ausgebildet werden, die ihr Wissen dann in den Bergrettungs-Ortsstellen und den Bergsportführer-Sektionen weitergeben. Auch hier werden Bergretter mit Bergführern zusammenarbeiten. Unterstützt wird die Ausbildung durch Video-Tutorials, die von der Bergrettung produziert wurden.
Hoffen auf österreichische Kunden
Zu der wirtschaftlichen Situation der Bergführer sagt Zörer, mit den Sperren ab Mitte März sei im Winter die Hauptsaison entfallen, „die Bergführer haben massive Einbrüche gehabt“. Man hoffe, dass man jetzt im Mai wieder aktiv werden könne. Bergführer würden auch sehr viel mit österreichischen Kunden arbeiten, „wir hoffen auch, dass diese Menschen wieder viel mit ihren Bergführern unterwegs sind und wir den Sommer nutzen können um uns wirtschaftlich wieder ein bisschen zu erholen“, so Zörer.
Führer passen ihr Programm an
Die Tiroler Bergsportführer versuchen laut Zörer auch, ihr Programm an die neuen Regeln anzupassen. Solange die Hütten nicht geöffnet haben, würden mehr Tagestouren angeboten oder bei Ausbildungen werde der Unterricht ins Freie verlegt, um besser mit dem Infektionsrisiko umgehen zu können.
In Tirol gibt es etwa 800 Bergführer, österreichweit sind es 1.600. Laut Zörer arbeitet davon etwa ein Drittel hauptamtlich. Wenn man weitere Bergsportführer wie Wanderführer, Sportkletterführer oder Canyoningführer dazu zähle, komme man in Tirol auf fast dreitausend Menschen.