Allen voran kritisiert Arno Kompatscher die Maßnahmen aus Rom: „Es werden zwar einige Lockerungen in Aussicht gestellt, jedoch kommen diese zu spät und zu zaghaft“. Vor allem der Tourismus, der Handel, Friseure und Schönheitspfleger bräuchten eine zeitnahe Perspektive für die Wiederöffnung. Die Regeln, Termine und Auflagen seien laut Kompatscher von einem zentralistischen und bürokratischen Ansatz geprägt.
„Wer Italien liebt, hält Abstand“
Das neue Dekret von Premierminister Giuseppe Conte sieht einige Lockerungen für Italien vor. So sollen ab dem 4. Mai die Bauwirtschaft und die Industrie wieder hochgefahren werden. Die Bürger sollen sich in ihrer Heimatregion wieder frei bewegen, diese aber weiterhin nur in dringenden Fällen verlassen dürfen. Restaurants können ab dem Datum „Take Away“-Speisen anbieten, zudem werden Parks und Grünflächen wieder geöffnet.
Am 18. Mai sollen kleinere Läden, Museen und Bibliotheken wieder öffnen. Erst im Juni folgen Bars, Restaurants, Friseure und Schönheitssalons. Wenn jetzt mit Phase 2 begonnen wird, bestehe die Gefahr, dass die Infektionskurve wieder nach oben gehe, so Conte. Der Ministerpräsident unterstreicht daher, dass jeder, der Italien liebe, mit Abstand zu den anderen, eine zweite Welle verhindern kann.
Mehr Freiheiten gefordert
In einigen Punkten können Regionen und Provinzen selbst Maßnahmen treffen. So dürfen Südtiroler neuerdigs wieder Radfahren, während das im restlichen Staatsgebiet noch untersagt ist. Landeshauptmann Arno Kompatscher hat auch den Betrieb auf Baustellen wieder weitestgehend freigegeben und das „Take Away“-Angebot in den Restaurants gilt in der autonomen Provinz schon ab heute.
Dennoch kritisiert Kompatscher die Lockerungen. Er hatte zuvor immer wieder gefordert, dass Rom für „Phase 2“ auf staatlicher Ebene nur Leitlinien erlässt. „Man hätte es den Regionen und Autonomen Provinzen überlassen sollen, jene Regeln festzulegen, die den Bedürfnissen der lokalen Wirtschaft in angemessener Weise Rechnung tragen“, sagt der Landeshauptmann. Die anderen Regionen hätten den zentralistischen Kurs wohl gewählt, so Kompatscher, um nicht selbst Verantwortung übernehmen zu müssen.
Neue Infizierte, Zahl sinkt aber
In Südtirol, wie auch im restlichen Italien, gibt es nach wie vor Neuinfektion mit dem Coronavirus. In Südtirol wurden am Sonntag über 1.200 Abstriche durchgeführt, 15 Personen wurden daraufhin positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Die Gesamtzahl der Südtiroler Covid-19-Patienten steigt damit auf knapp 2.500. In Südtirol sind bisher 270 Personen mit dem Coronavirus verstorben.
Die Kurve der Neuinfektionen zeigt damit eindeutig nach unten. Auch im restlichen Italien gibt es langsam wieder Grund zur Hoffnung. Am Sonntag wurden 260 Todesfälle mit Covid-19 verzeichnet. Das ist der niedrigste Wert seit Wochen. Neuinfektionen kamen rund 2.300 hinzu, die Zahl ist zwar wieder gestiegen, doch das Land zeigt sich mittlerweile zuversichtlich, die Krise hinter sich zu bringen.