Trockener Wald
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Umwelt

So wenig Regen wie schon lange nicht

Im heurigen Frühling hat es in Tirol viel zu wenig geregnet. In Innsbruck war es in den letzten 133 Jahren erst dreimal trockener als heuer. Auch die Waldbrandgefahr ist hoch. Für kommende Woche sagen Meteorologen allerdings viel Regen voraus.

Im diesjährigen Frühling fiel bisher viel zu wenig Regen. Das sei keine Besonderheit für die Region Tirol, sondern in ganz Mitteleuropa der Fall, erläuterte Susanne Lentner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Innsbruck. Wie die Auswertung der ZAMG zeigt, fällt der bisherige meteorologische Frühling unter die wärmsten und trockensten der Messgeschichte, auch europaweit – mehr dazu in Extreme Trockenheit in Europa. (news.ORF.at, 24.4.2020).

Bisher erst dreimal so wenig Regen in Innsbruck gefallen

Trockene Phasen seien zwar nichts Ungewöhnliches, so Lentner. Wenn diese allerdings so lange dauern wie in diesem Jahr, müsse man weit in der Geschichte zurückblicken, um zu sehen, wie oft es bereits der Fall war. Als Beispiel nannte Lentner die Situation in Innsbruck. In der Landeshauptstadt brachte der Frühling bisher 27 Millimeter Niederschlag, das sind 72 Prozent weniger als im Durchschnitt. Trockener war es hier seit dem Messbeginn im Jahr 1877 nur dreimal: in den Jahren 1879 mit zwölf Millimeter, im Jahr 1946 mit 24 Millimeter und 1976 mit 24 Millimetern Niederschlag.

Weniger als die Hälfte der normalen Regenmenge

Zu Beginn des Jahres sei noch annähernd genügend Regen gefallen, erst in den letzten Wochen habe sich die Situation zugespitzt. Als Beispiel nannte Lentner die Gemeinde Haiming im Tiroler Oberland. Nimmt man das langjährige Mittel, hätten dort seit dem 1. März 83 Liter Regen pro Quadratmeter fallen sollen. Tatsächlich fielen seit Anfang März dort nur 30 Liter Regen. Noch deutlicher fiel der Unterschied in Landeck aus. Dort fielen 26 Liter Regen, normalerweise hätten 77 Liter fallen sollen.

Niederschlagsmenge von 1. März bis 20. April
ZAMG
Niederschlagsmenge von 1. März bis 20. April: 100 Prozent entsprechen dem bisher gemessenen Mittelwert

Wärme und frühe Vegetation verschärfen Trockenheit

Viele Böden sind heuer nicht nur wegen des ausbleibenden Regens sehr trocken. Die hohen Temperaturen und der frühe Beginn der Vegetation verstärken die Trockenheit. Wegen der warmen Witterung begannen viele Pflanzen um zwei, drei Wochen früher als sonst auszutreiben, entsprechend größer war der Wasserverbrauch der Vegetation, so die Meteorologin.

Pfirsichblüten
ORF.at/Georg Hummer
Viele Pflanzen begannen heuer früher mit der Blüte und verschärften so die Trockenheit im Boden

Zusätzlich große Brandgefahr in den Wäldern

„Der Monat April ist im Jahreslauf der Monat mit den meisten Waldbränden. Auch heuer hat es bereits einige Waldbrände gegeben, die hohe Einsatzkosten verursacht haben“, sagte Sicherheitsreferent Josef Geisler (ÖVP) vor wenigen Tagen. Daher erließen mehrere Bezirkshauptmannschaften bereits Verordnungen, wonach jegliches Feuerentzünden und Rauchen im Wald verboten ist – mehr dazu in Verordnungen wegen Waldbrandgefahr.

Auch Zweckfeuer, zu denen unter anderem das Verbrennen von Astmaterial auf Almflächen im Nahbereich des Waldes und das Verbrennen von Rinde sowie Ästen bei der Borkenkäferbekämpfung zählen, sind derzeit untersagt.

Große Regenmengen für kommende Woche angekündigt

Für das kommende Wochenende sagte Lentner Regenschauer voraus, allerdings würden einzelne Schauer bei der aktuellen Trockenheit kaum etwas nützen. Ab Mittwoch prognostizierte die Meteorologin flächendeckenden Regen, und das wäre deutlich mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.