Schlüsselkasten in Hotel
Getty Images/Louis Fox
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Coronavirus

Touristiker erarbeiten Verhaltensregeln

Tiroler Tourismusexperten haben in Abstimmung mit dem Land Tirol Vorschläge für Corona-Verhaltensregeln im Tourismus und der Gastronomie erarbeitet und an die Zuständigen im Bund weitergeleitet. Mit diesen Regeln halten sie einen Betrieb für möglich. Für NEOS grenzt das Vorhaben an Realsatire.

Am Sonntag brachte die Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) mögliche Grenzöffnungen für deutsche Touristen im Sommer ins Spiel. Details blieb sie aber schuldig. Ebenso offen ist noch, unter welchen Auflagen die ersten Hotelbetriebe mit Mitte Mai wieder öffnen könnten. Trotz einiger noch offener Rahmenbedingungen stellten am Montag Tiroler Touristiker eine Strategie mit „umfangreiche Maßnahmen in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie und Gästeanreise“ vor, wie es in einer Aussendung hieß.

Desinfektion „von sensiblen Bereichen“

Neben den üblichen Sicherheitsvorkehrungen – wie Abstand, Mundschutz, Handhygiene und Desinfektion – sollen laut den Verhaltensregeln zahlreiche zusätzliche Vorkehrungen für optimalen Schutz sorgen. Bei den Mitarbeitern setze man neben Information vor allem auf strenge Regeln bei der Bewirtschaftung der Betriebe. "Dazu zählt die frequenzabhängige Desinfektion von sensiblen Bereichen, die Einrichtung von „Timeslots" und längeren Öffnungszeiten bei der Anreise als Maßnahme zur Entzerrung möglicher Menschenansammlungen sowie das Verbot von geführten Touren“, erklärt Mario Gerber, Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Tiroler Wirtschaftskammer in einer Aussendung.

Touristiker bringen Öffnung von Saunen ins Spiel

Ermöglicht werden soll laut den Touristikern auch die Öffnung von Schwimmbädern und Wellnessanlagen, wie Saunen mit Temperaturen ab 60 Grad – unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften bei gleichzeitiger Beschränkung der zulässigen Besucherhöchstzahl, wie betont wurde. Ob die Tiroler Strategie beim Bund Anklang findet, bleibt jedoch abzuwarten.

In einem „Elfianum“, einem achteckigen Spiegelraum mit einer unendlichen Weite, sitzt eine Frau im Wellness-Bereich eines Hotels.
dpa
Laut den Tourismusexperten soll auch das Öffnen von Wellnesbereichen ermöglicht werden

Neue Handlungsleitlinien sind laut Gerber auch in der Gastronomie notwendig. Dazu zähle etwa das Tragen von Handschuhen, wobei dies aufgrund der Gefahr einer zusätzlichen Infektionsübertragung nicht für Service und Küche zählen soll – hier setze man auf häufiges Händewaschen und Desinfektion. Auch ein Zwei-Meter-Abstand der Tische, eine Maximalbelegung mit sechs Personen, die Nutzung von Mundschutzmasken durch das Servicepersonal, die Desinfektion von Tischen sowie der Tausch von Tischdecken „nach jeder einzelnen Belegung“ sollen vorerst gelten.

NEOS mit scharfer Kritik

NEOS, die schon die Aussagen der Tourismusministerin kritisierten, legten am Montag nach. Erst wären von der Landesregierung die Übertragung des Virus in einer vollen Aprés-Ski Bar ausgeschlossen worden und dann die Vorfälle möglichst lange vertuscht, so der Tiroler NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer.

"Jetzt wollen dieselben Leute allen anderen erklären, wie man sich richtig verhalten soll. Anstatt ihre Zeit mit solchen Spinnereien zu vergeuden, sollten sich Gerber und Co. lieber darauf konzentrieren, den Tourismusbetrieben in diesen harten Zeiten zu helfen. Das erarbeiten von Verhaltensregeln sollen sie bitte den echten Expertinnen und Experten überlassen,“ so Oberhofer. „Dass Tiroler Experten zusammen mit den Touristikern Verhaltensregeln zum Umgang mit Corona ausarbeiten, grenzt an Realsatire und zeigt einmal mehr die Präpotenz der ÖVP-Touristiker“, so der NEOS-Tourismussprecher.