Skiverbindung Langtaufers-Kaunertal
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Wirtschaft

Nein zur Skischaukel Langtaufers – Kaunertal

Die Südtiroler Landesregierung hat die grenzüberschreitende Skiverbindung zwischen dem Tiroler Kaunertal und dem Südtiroler Langtauferertal abgelehnt. Damit folgt sie dem negativen Gutachten des Südtiroler Umweltbeirates.

Den geplanten Zusammenschluss hatten die Kaunertaler Gletscherbahnen schon lange im Visier. Bereits zur Eröffnung des Gletscherskigebietes, im August 1980, gab es vage Ideen zu möglichen Erweiterungen. Ein überarbeitetes Konzept zur grenzüberschreitenden Verbindung mit Südtirol wurde schließlich von den Kaunertaler Gletscherbahnen im Juni 2013 vorgelegt.

Die länderübergreifende Skischaukel hätte das Kaunertaler Gletscherskigebiet in Tirol über das Karlesjoch mit dem Skigebiet Maseben in der Gemeinde Graun in Südtirol verbunden.

Für das bisher wenig erschlossene Langtauferer Tal in Südtirol hätte der Zusammenschluss mit dem Gletscherskigebiet eine ungewisse Zukunft bedeutet. Befürworter begrüßten das Projekt und bewerteten es als touristische Chance für das Obervinschgau.

Kritiker befürchteten einen Investitionsschub mit zahlreichen Neubauten und mehr Verkehr. Nach eingehender Überprüfung hat die Südtiroler Landesregierung die skitechnische Verbindung Langtaufers-Kaunertal abgelehnt.

Unberührtes Gebiet

Der Südtiroler Umweltbeirat argumentiert, dass das Melagtal, ein Seitental des Langtauferer Tals, in dem die südliche Skiverbindung geplant war, als unberührtes Gebiet gelte. Zudem enthalte das Talende auf 1.900 Metern Meereshöhe urtümliche charakteristische Geländekammern. Es gebe unzählige, kleinflächige Lebensräume mit einer hohen Biodiversität, darunter auch Arten, die international unter Schutz stehen.

Skiverbindung Langtaufers-Kaunertal Total
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Das negative Gutachten des Südtiroler Umweltbeirates legt das Projekt auf Eis.

Die Gesamtbewertung des Standortes veranlasst den Umweltbeirat zu einem negativen Gutachten, heißt es in der Aussendung. „Südtirol zeichnet sich durch Vielfalt und Einzigartigkeit aus. Das gilt vor allem für die Naturlandschaften. Diese Vielfalt haben unsere Vorfahren geprägt und wir haben den Auftrag, sie zu erhalten“, beschreibt Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ihre Verantwortung.

Zusätzliches Gutachten der Bozner Uni

Die Südtiroler Landesregierung hatte außerdem ein sozio-ökonomisches Gutachten an Experten der Freien Universität Bozen in Auftrag gegeben.

UNi Bozen
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Auch die Freie Universität Bozen erstellte ein Gutachten zur grenzüberschreitenden Skiverbindung.

Auch die Überprüfung durch die Bozner Universität konnte keine eindeutig positive Auswirkung für die Region Obervinschgau erkennen. Dieses Gutachten wurde von der Anwaltschaft des Landes Südtirol bestätigt.

Für die Südtiroler Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ist es „völlig nachvollziehbar, dass es unterschiedliche Meinungen über eine wirtschaftliche Entwicklung in Langtaufers und im oberen Vinschgau gibt. Doch gerade die aktuelle Situation regt zum Nachdenken an und zeigt auf, dass unberührte Natur eine wertvolle Ressource für zukünftige Entwicklung sein kann.“

Etappensieg für Naturschutz

“Das ist eine sehr gute Nachricht für Langtaufers und ein Gewinn für alle", heißt es in einer Aussendung des Alpenvereins Südtirol, dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz und dem Heimatpflegeverband Südtirol, so müsse ein nachhaltiger Tourismus das Ziel der Tourismusregionen im oberen Vinschgau sein.

Auch die Naturschutzorganisation WWF Österreich begrüßt die Absage des Projekts. „Auch auf Nordtiroler Seite muss die Politik die Zeichen der Zeit erkennen und ursprüngliche Naturlandschaften konsequent vor Verbauung schützen“, sagt Josef Schrank, Landschaftsökologe vom WWF Österreich.

Im Jahr 2005 wurde eine rund 280 Hektar große unberührte Gletscherfläche des Gepatschferners durch das Tiroler Raumordnungsprogramm vom Gletscherschutz ausgenommen um damit eine Erweiterung grundsätzlich zu ermöglichen.