Kaninchen vor kleinem Holzhaus
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Tiere

Tierheime bleiben noch geschlossen

Auch die Tiroler Tierheime in Innsbruck Mentlberg, Schwaz, Wörgl und Reutte sind von der Coronakrise betroffen. Alle Heime sind immer noch für Besucherinnen und Besucher geschlossen. Es werden keine Tiere vermittelt. Notfälle werden natürlich aufgenommen und alle Tiere werden weiterhin versorgt.

Nur selten haben die Tiere in den Tiroler Tierheimen so viel Ruhe wie in Zeiten der Coronakrise. Auch in den Zwingern der Hunde gibt es kaum Gebell. Weil keine fremden Menschen zu Besuch sind und nur die bekannten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu den Gehegen kommen, sind sie entspannt und ruhiger als sonst.

Arbeit mit Mundschutz und Handschuhen

Ein bischen anders als sonst sehen sie schon aus, die rund 20 Pflegerinnen und Pfleger, die im Tierheim Mentlberg während der Krise täglich im Dienst sind. Mit Plastikhandschuhen und Mundschutz betreuen sie ihre Schützlinge und strenger nach Desinfektionsmittel riechen sie für die Tiere auch.

Ansonsten gibt es aber auch Vorteile in Zeiten der Coronakrise. „Weil wir uns nur um die Tiere und nicht um Kundinnen und Kunden kümmern müssen, haben wir mehr Zeit. Die Katzen bekommen mehr Streicheleinheiten und die Hunde mehr Beschäftigung und Training als im normalen Alltag,“ beschrieb Kristin Müller die Situation. Sie ist die Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Tirol.

Mitarbeiterin im Tierheim Mentlberg in Innsbruck mit Katzen
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Viele Streicheleinheiten und mehr Beschäftigung bekommen derzeit die Katzen im Tierheim Mentlberg in Innsbruck

Viel mehr Nachfrage nach Hunden

Während Tirol in Quarantäne war und man das Haus nur zum Arbeiten und zum Einkaufen verlassen durfte, waren Hundebesitzerinnen- und Besitzer im Vorteil. Sie durften auch mehrmals täglich mit ihrem Vierbeiner Gassi gehen. Wohl aus diesem Grund sind auch die Anfragen nach Hunden im Tierheim plötzlich sprunghaft angestiegen. „Wir hatten bis zu 20 Anfragen täglich, weil Leute aufeinmal einen Hund haben wollten. Wir haben ihnen natürlich erklärt, dass es auch wieder ein Leben nach der Coronakrise gibt und dass der Alltag dann wieder ganz anders aussieht. Die meisten haben das eingesehen und gemeint, das sei dann wohl doch keine so gute Idee, sich jetzt kurzfristig einen Hund zu besorgen. Denn später ist dann doch keine Zeit mehr für ihn,“ erzählte Kristin Müller.

Während der Coronakrise wurden in den Tiroler Tierheimen keine Tiere abgegeben. Es durfte keine Besuche und damit auch kein Kennenlernen der Familien mit ihren gewünschten Tieren geben. Auch das ist vielleicht kein Nachteil. Man kann sich also noch einmal besonders gut überlegen, ob wirklich genug Zeit, Geld und Interesse für ein neues tierisches Familienmitglied da sind.

Großer weißer Hund im Zwinger im Tierheim Mentlberg
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In Quarantäne-Zeiten hätten viele Tirolerinnen und Tiroler gerne einen Hund zum Ausgehen gehabt, aber was wäre wohl nach der Coronakrise aus ihm geworden?

Katzen-Notfall wegen Ischgl-Quarantäne

Gefundene oder verletzte Tiere wurden natürlich trotzdem während der Coronakrise aufgenommen. Auch für Notfälle waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewappnet. So zum Beispiel für zwei Katzen in Innsbruck. Ihr Besitzer wurde in Ischgl unter Quarantäne gesetzt und durfte nicht mehr nach Hause. Allein in der Wohnung wären die Katzen verdurstet und verhungert. Mit einem Zweitschlüssel konnten die Stubentiger von den Mitarbeiterinnen des Tierheims Mentlberg übernommen werden. Für die Quarantänezeit blieben sie im Tierheim. Inzwischen sind sie mit ihrem Besitzer wieder glücklich vereint.

Bunter Sittich auf einem bunten Seil
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Viel Farbe in tristen Coronazeiten bringt dieser Sittich im Tierheim Mentlberg

Weniger Spenden für die Tiere

Es gibt aber natürlich auch eine Schattenseite, die sich während der Coronakrise zeigte: „Es sind deutlich weniger Spenden beim Tierschutzverein Tirol eingegangen als sonst. Die Menschen haben jetzt einfach so viele andere Dinge im Kopf,“ sagte Kristin Müller beim ORF Tirol Interview. „Und es gibt natürlich auch die Unsicherheit, wie es mit dem Arbeitsplatz und der privaten finanziellen Situation weitergeht.“ Wie viel Geld genau den Tierheimen nun fehlt, wurde noch nicht ausgerechnet. „Merken werden wir es aber auf jeden Fall,“ ist Müller überzeugt.

Babyboom bei Katzen befürchtet

Noch eine weitere negative Folge könnte die Coronakrise haben: Weil zahlreiche Kastrations-Projekte bei Katzen nicht durchgeführt wurden, könnte es in den kommenden Wochen besonders viel ungeplanten Katzen-Nachwuchs geben, vor allem in den ländlichen Gemeinden. Der Tierschutzverein Tirol bittet inständig, für die Babykätzchen ein Zuhause zu suchen oder sie zumindest in den Tierheimen abzugeben. „Wir befürchten, dass viele sonst ertränkt oder erschlagen werden,“ sagte Kristin Müller traurig.

Großes Kaninchen im Tierheim Mentlberg in Innsbruck liegt vor dem Futternapf
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Etwas Geduld brauchen wir noch. Dieses Kaninchen hat schon schlimmere Zeiten überstanden und fühlt sich jetzt auch im Tierheim wohl

Langsame Öffnung ab Ende April

Ab dem 30. April sollen die Tiroler Tierheime hoppelweise – pardon – schrittweise wieder geöffnet werden. Besuche von Tierfreunden sind dann wieder möglich. „Aber bitte nur mit vorher abgesprochenem Termin,“ heißt es bei den Tierheimen. Immer noch müssen die speziellen Sicherheitsvorgaben, wie etwa die Mindestabstände, eingehalten werden. Denn die Coronakrise ist auch in den Tiroler Tierheimen noch nicht vorbei.