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Wirtschaft

Zahl der Insolvenzen weiter gesunken

Die Zahl der Insolvenzverfahren ist in Tirol im ersten Quartal im Jahresvergleich um 27,4 Prozent gesunken. Der Gläubigerschutzverband KSV1870 rechnet wegen Covid-19 allerdings mit einem deutlichen Anstieg der Insolvenzzahlen ab dem Frühsommer.

In den ersten drei Monate wurden 53 Tiroler Unternehmen insolvent. Damit lag das Insolvenzniveau im ersten Quartal 2020 nur knapp über dem historischen Tiefstand von 51 Pleiten im Jahr 2018. Österreichweit ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im ersten Quartal des laufenden Jahres um 9,1 Prozent zurück.

Im Vergleich zum März 2019 reduzierte sich die Zahl der Pleiten in Tirol sogar mehr als 30 Prozent. Hier seien bereits die ersten Auswirkungen der Corona-Epidemie zu spüren gewesen, erklärte Klaus Schaller, Regionalleiter West beim KSV1870. „In den letzten beiden Märzwochen gab es in Tirol große Einschränkungen im wirtschaftlichen Leben. Als Folge daraus wurden kurzfristig auch weniger Insolvenzeröffnungsanträge von Gläubigern und Schuldnern beim Landesgericht Innsbruck eingebracht.“

Für Tirol wichtige Branchen besonders hart getroffen

Die für Tirol sehr wichtigen Branchen Tourismus, Gastronomie, Hotellerie und Non-Food Handel seien von den Einschränkungen durch Corona aktuell besonders hart betroffen, so Schaller. „Die Corona-Krise mit ihren drastischen Einschränkungen in zahlreichen Bereichen des Lebens trifft viele Betriebe unmittelbar und exakt dort, wo es besonders schmerzhaft ist: im Bereich der freien liquiden Mittel."

Zwar gingen die Maßnahmen der Bundesregierung und des Landes Tirol ohne Zweifel in die richtige Richtung. Allerdings könne realistisch betrachtet nicht über sämtliche Unternehmen des Landes ein finanziell unbegrenzter Rettungsschirm durch den Staat gespannt werden, so Schaller. Es sei davon auszugehen, dass insbesondere Betriebe, welche bereits vor der Corona-Krise Liquiditätsschwierigkeiten und nur geringfügige finanzielle Rücklagen hatten, insolvenzgefährdet sind bzw. dies bald sein werden, meint der Regionalleiter des KSV1870.

Kellner, Weingläser, Gläser
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Vor allem der Tourismus, die Gastronomie, die Hotellerie und der Non-Food Handel sind von der Corona-Epidemie stark betroffen

Die Tiroler Unternehmen hätten in den letzten Jahren gut gewirtschaftet und im Schnitt ihre Eigenkapitalquote leicht erhöhen können. Trotz der Tatsache, dass sich die Tiroler Wirtschaft vor dem Covid19-Szenario sehr stabil darstellte, ist mit einem deutlichen Anstieg der Insolvenzzahlen bereits in naher Zukunft zu rechnen.“

KSV1870: Deutliches Plus der Insolvenzen ab Frühsommer

Daher rechnet der KSV1870 ab dem Frühsommer mit einem deutlichen Zuwachs bei den Unternehmensinsolvenzen. Wie deutlich dieser ausfallen wird, könne allerdings noch nicht final gesagt werden und hänge insbesondere von der Dauer der Corona-Krise ab.

Für die Tiroler Betriebe, die traditionell sehr exportorientiert agieren würden, werde es besonders wichtig sein, wie schnell die deutsche und italienische Wirtschaft wieder in die Spur finden.

Jahre mit niedrigem Insolvenzniveau vorerst vorbei

Aus aktueller Sicht erwartet der KSV1870 im Jahresverlauf 2020 ein Plus von über 20 Prozent bei den Tiroler Insolvenzzahlen gegenüber dem Schnitt der letzten Jahre. Fest stehe, dass die Jahre mit einem extrem niedrigen Insolvenzniveau in Tirol vorbei sind, so der KSV1870.