Zwei Pflegerinnen
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Coronavirus

Schichtdienst auf Südtiroler Covid-19-Station

Das Coronavirus bringt nicht nur Ärzte, sondern auch Krankenschwestern und Pflegekräfte an ihre Grenzen. Sie erleben jeden Tag was es bedeutet, von diesem Virus infiziert zu sein. „Südtirol heute“ hat zwei Pflegerinnen im Bozner Krankenhaus getroffen, die sich um Covid-19-Patienten kümmern.

In Italien gibt es täglich mehr Covid-19-Patienten und immer weniger freie Betten und Personal. Ärzte und Pfleger kämpfen verzweifelt gegen das neuartige Virus. Besonders die Lombardei und die Emilia-Romagna sind besonders betroffen. Aber auch in Südtirol steigt die Zahl der Infizierten weiter an.

Rotes Kreuz Zelt
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Triagezelt vor dem Krankenhaus in Bozen

In Windeseile konnte zwar vorige Woche im Bozner Krankenhaus ein Covid-19-Trakt eröffnet werden um der steigenden Zahl von Patienten entgegenzuwirken, trotzdem werden derzeit elf Südtiroler intensivmedizinisch in Österreich betreut. Auch die Anzahl der infizierten Mitarbeiter des Südtiroler Santitätsbetriebs steigt: Zwölf Ärzte und 172 Mitarbeiter sind bisher positiv auf das neuartige Virus getestet worden.

Arbeit am Limit

Monika Lintner und Sonja Moretto sind Pflegerinnen im Bozner Landeskrankenhaus. Sie kümmern sich um Covid-19-Patienten und erleben an vorderster Front was es bedeutet, wenn Menschen von dem Coronavirus infiziert sind. Ihre wertvolle Arbeit erfordert nahen Kontakt zu den Patienten. Sie pflegen die Lungenkranken und verabreichen ihnen Medikamente. Sie müssen aber auch trösten, wenn die Angst der Patienten groß wird.

Zwei Pflegerinnen vor Krankenhaus
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Monika Lintner und Sonja Moretto vor dem Krankenhaus in Bozen

Die Belastung sei sehr groß, wenn Patienten sterben, erzählen die zwei Pflegekräfte. Auch wenn junge Menschen plötzlich intubiert werden müssen, kommen die Pflegekräfte oft an ihre psychischen Limits. „Es passiert fast jeden Tag, dass es einem Patienten, der gestern nur leichte Symptome hatte, plötzlich sehr schlecht geht. Das ist nicht einfach zu verkraften,“ erzählt die Pflegerin Sonja Moretto im ORF-Interview.

Arbeit in Schutzkleidung

Das Krankenhauspersonal arbeitet in voller Schutzausrüstung. Wer in Kontakt mit den Infizierten ist, steckt von Kopf bis Fuß in Schutzkleidung und trägt eine Schutzmaske, die so eng auf der Haut anliegt, dass diese im Gesicht einschneiden kann.

Die heutige Nachtschicht hat die beiden Pflegerinnen Sonja Moretto und Monika Lintner viel Kraft gekostet. Eine Schicht dauert zwölf Stunden, alle zwei Stunden ist eine Pause möglich, in der sie die Schutzkleidung ablegen können. Auf ihrer Station betreuen sie 29 Patienten.
Nach der Schicht sind beide nicht nur körperlich sondern auch seelisch erschöpft. „Als Fachkraft, die sich mit Tuberkulose und Meningitis beschäftigt, bin ich als Pflegerin auf solche Notsituationen vorbereitet und doch übersteigt dieses Szenario alles bisher Dagewesene“, erzählt Moretto im Schutzanzug. Nach der Schicht sind noch für kurze Zeit die Abdrücke der Schutzmaske sichtbar, die Hände sind ausgetrocknet vom Desinfektionsmittel.

Lintner sagt, sie habe keine Angst sich mit dem Coronavirus anzustecken. „Ich bin es gewöhnt, mit Patienten zu arbeiten, die eine hochansteckende Krankheit haben. Als Vorsichtsmaßnahme lebe ich bereits seit drei Wochen in Isolation um meine Liebsten zu schützen. Meinen Partner habe ich seitdem nicht mehr gesehen“, erklärt die Pflegerin.

Nach der Schicht ist vor der Schicht

Die Pause nützen die Pflegerinnen um sich frisch zu machen, kurz die Sonne zu genießen und zu schlafen. Seit 25 Jahren sind die beiden als professionelle Pflegekräfte im Bozner Krankenhaus tätig und sind dabei täglich hoch engagiert und motiviert. Daran ändert auch die derzeitige Herausforderung nichts.

Steigende Zahl von CoV-Todesfällen

In Südtirol ist die Zahl der Todesfälle, die auf eine Coronavirus-Infektion zurückgeführt werden, bis Mittwochmittag auf 81 gestiegen. 236 Patienten werden laut dem Südtiroler Sanitätsbetrieb stationär behandelt. Weitere 51 Erkrankte befinden sich auf Intensivstationen. Elf weitere Covid-19 Patienten werden in Österreich, in den Krankenhäusern Reutte, Lienz, Hall in Tirol, Innsbruck und Feldkirch, intensivmedizinisch betreut.

In Südtirol befinden sich derzeit 3.174 Personen in Quarantäne. 144 Covid-19-Patienten gelten in Südtirol als geheilt. Insgesamt wurden bisher 6.812 Südtiroler auf das Coronavirus getestet.