Sanitäter mit Schutzmaske und Einweghandschuhen
APA/JAKOB GRUBER
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Gesundheit

Ärzte: In Tirol fehlt weiter Schutzausrüstung

Trotz einer ersten Großlieferung von Schutzmasken und anderer Schutzmaterialie nach Tirol klagen niedergelassene Ärzte weiter über das Fehlen dringend notwendiger Ausrüstung. Gesundheitslandesrat Berhard Tilg (ÖVP) meinte am Samstag dazu, weitere Lieferungen würden erwartet und laufend verteilt.

Ein praktischer Arzt aus dem Zillertal machte auf Facebook seinem Unmut mit scharfer Kritik Luft. Er selbst sei wegen der fehlenden Schutzausrüstung nach Kontakt mit drei Coronavirus-Patienten selbst in Quarantäne. Er habe bei der Bestellung an die Ärztekammer vor mehr als eineinhalb Wochen Desinfektionsmittel, Schutzmasken und Schutzkleidung beantragt, so der Arzt Günter Lechner aus Fügen. Am Freitag habe er seine Bestellung abholen lassen, außer fünf Litern Desinfektionsmitteln habe er aber nichts bekommen, so der Mediziner.

Auch der Tiroler Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger bestätigte, dass die niedergelassenen Ärzte unter schwierigsten Bedingungen arbeiten müssen. Schutzausrüstung sei absolute Mangelware. Nach seinen Informationen seien bei der ersten Großlieferung aus Asien allerdings Schutzmasken dabei gewesen, die nicht den geforderten Qualitätskriterien entsprechen bzw. keine entsprechenden Zertifikate hatten. Eine neue Lieferung sollte die ärgsten Engpässe beheben, hoffte Wechselberger.

öffnen des Kartons1
ORF
Weitere Schutzausrüstung wird in Tirol dringend gebraucht

Gesundheitslandesrat spricht von laufender Verteilung

Angesprochen auf die Kritik von Ärzten meinte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg bei einer Pressekonferenz am Samstag, dass die erste Lieferung mit Schutzausrüstung erst vor zwei Tagen in Tirol eingetroffen sei. Das sei sukzessive an Krankenhäuser, Ärzte und Pflegeheime ausgeliefert worden. Weitere Lieferungen seien inzwischen nachgekommen. Tilg bat aber um etwas Geduld. Es würden sich alle bemühen, damit Spitäler, Ärzte und Heime das benötigte Material bekomme.

Dem widersprach Andrea Haselwanter-Schneider von der Liste Fritz. Heime und Ärzte müssten die Schutzausrüstung auch selbst an bestimmten Ausgabeorten abholen. Sie habe bereits vor zwei Wochen in einem Mail an den Krisenstab auf das fehlende Material für Heime und niedergelassene Ärzte hingewiesen. Die jetzige Verteilung verlaufe chaotisch. Statt der bestellten Waren würden manche „Überraschungspakete“ bekommen. Sie wisse von einem Heim, das den Hausmeister mit einem Klein-Lkw zum Abholen der Schutzausrüstung geschickt habe. Dieser habe dann aber lediglich einen Karton bekommen. Es gebe auch Fehllieferungen, etwa Handschuhe in einer völlig falschen Größe.

Heimleitung beklagt fehlende Informationen

Die Leitung eines Tiroler Pflegeheims beklagte in einem Mail an die Verantwortlichen ebenfalls, dass sie statt der ganzen bestellten Schutzausrüstung lediglich 20 Liter Desinfektionsmittel für Hände und 40 Masken erhalten habe. Die Schutzmasken hätten zudem nur eine chinesische Beschreibung. Es sei deshalb völlig unklar, um welche Schutzkategorie es sich dabei handelt.

Schutzmasken mit chinesischer Beschriftung
privat
Schutzmasken mit ausschließlich chinesischer Beschriftung oder Beschreibung

Die Liste Fritz betonte, man habe bereits vor Wochen auf das Problem der fehlenden Schutzausrüstung in Heimen und in der mobilen Pflege hingewiesen. Die Betroffenen seien aufgefordert worden, die benötigen Materialien zu bestellen und jetzt massiv enttäuscht über die weiterhin fehlende Schutzausrüstung. Die ohnehin überlasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege bräuchten dringend eine Unterstützung auch in Form der notwendigen Ausrüstung – zum eigenen Schutz und zum Schutz der Pflegebedürftigen, so Haselwanter-Schneider.