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Chronik

Alltagshelden: die Innsbrucker Müllmänner

Sie sorgen dafür, dass die Landeshauptstadt auch in Zeiten der Ausgangssperre nicht im Müll erstickt: Die Abfallsammler der Innsbrucker Kommunalbetriebe bringen jeden Tag 155 Tonnen Müll zur Entsorgung. Und sie sind froh um ihre Arbeit.

Wenn sich die Morgensonne über das Kellerjoch im Osten der Stadt schiebt, sind sie schon seit einer Stunde unterwegs. Um 5.30 Uhr schwärmen die Teams der Abfallsammlung aus, jeweils ein Müllauto mit einem Fahrer und zwei Auflegern, die die Müllkübel in die Ladeklappe des Fahrzeugs einrasten lassen. „Das ist einfach gewaltig“, sagt Josef Leitgeb, einer der Aufleger. „Wenn die Sonne aufgeht, sind wir schon draußen in der frischen Luft, egal obs schön ist oder schneit. Das ist mein Traumjob.“

Drei Müllmänner vor Fahrzeug
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Helden des Alltags: Fahrer Christoph Nagl und die Aufleger Hubert Lener und Josef Leitgeb (v.l.n.r.)

Keine Angst, aber Respekt vor der Krankheit

„Je früher desto besser“, sagt Christoph Nagl, der Fahrer. Denn in der Früh gebe es noch kaum Verkehr. „Aber jetzt ist es den ganzen Tag wie in der Früh. Die Straßen sind menschenleer. Es ist ein befremdliches Gefühl.“ Angst habe er keine, sagt er, aber schon Respekt vor der Krankheit. Man versuche halt, ihr auszustellen, Abstände einzuhalten, die Handschuhe öfter zu wechseln. Auch der Dienstbetrieb hat sich auf die Virensituation eingestellt. Früher haben sich die Teams, insgesamt rund 60 Mann, alle in der Zentrale getroffen, heute fahren die Autos gestaffelt aus, damit man sich nicht über den Weg läuft. „Die beiden Aufleger stoßen dann beim ersten Kübel der Tour dazu“, sagt Nagl.

155 Tonnen Müll pro Tag

An der Zusammenarbeit im Team ändert das aber gar nichts. „Jeder muss seinen Teil dazu beitragen, dass das Radl läuft“, sagt Hubert Lener, der gemeinsam mit Josef Leitgeb die wuchtigen Kübel auflädt, mit schwungvollen und doch sparsamen Bewegungen, perfekt aufeinander abgestimmt. Von Sonnenaufgang bis zu Mittag sind die Männer unterwegs.

halboffener Müllcontainer
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In Wohngebieten fällt spürbar mehr Hausmüll an als vor der Ausgangssperre

Jeden Tag sammeln die Innsbrucker Müllmänner insgesamt rund 85 Tonnen Hausmüll, 40 Tonnen Biomüll und 30 Tonnen Altpapier. „In Wohngegenden sind die Kübel seit der Ausgangssperre voller, aber im Gewerbegebiet merkt man schon, dass viele Betriebe geschlossen haben, da fällt viel weniger an“, sagt Lener.

„Manchmal klatschen sie sogar“

Nachdenklich lässt er seinen Blick über die Fenster eines Wohnhauses schweifen. „Wenn ich mir überleg, dass viele, die da jetzt daheimsitzen, ihren Job verloren haben, das ist schon schlimm. Da bin ich froh um meine Arbeit und weiß das zu schätzen.“

Müllmänner hinten auf Auto
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Das Radl läuft weiter: Josef, Hubert und Christoph am Weg zur nächsten Station

Und die Innsbruckerinnen und Innsbrucker wissen offenbar ihre Müllmänner zu schätzen. „Manchmal klatschen sie sogar vom Balkon herunter und bedanken sich bei uns“, sagt Lener. Josef Leitgeb lächelt. „Ich hab das Gefühl, dass wir jetzt alle ein bissl zusammenrücken, und das freut mich.“ „Und das gibt natürlich auch Schwung für die Arbeit“, setzt Christoph Nagl hinzu und startet das Müllauto. Das Radl läuft weiter, Tag für Tag.