drei mädchen sitzend
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Patagonien: Tirolerinnen kommen heim

Drei Innsbrucker Studentinnen, die seit Sonntag in der südargentinischen Grenzstadt Rio Gallegos in Quarantäne festgesessen sind, können nach Österreich zurückkehren, so die Wirtschaftskammer Österreich.

Der Wirtschaftsdelegierte Marco Garcia vom Außenwirtschaftscenter der Wirtschaftskammer österreich berichtete am Donnerstag, dass sich die drei Studentinnen bereits in Buenos Aires aufhalten und noch am Donnerstagabend einen Rückflug nach Österreich bekommen würden.

Die drei Tirolerinnen waren in einer prekären Situation. Sie befanden sich tagelang unter Quarantäne in einem nur 14 Quadratmeter großen Hotelzimmer. Ein Stockbett, ein normales Bett, ein Nachtkästchen und ein Stuhl, das war die ganze Einrichtung des Zimmers. Für einen Tisch war kein Platz mehr. „Ein bisschen eng für drei Personen“, sagte Victoria lakonisch. „Wir wissen, dass wir nicht die einzigen sind, denen es so ergeht und versuchen auch, allem mit Humor zu begegnen, aber mittlerweile sind wir doch am Verzweifeln“, fügt Helena hinzu.

Zimmer mit zwei Mädchen
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„Ein bisschen eng“ – 14 Quadratmeter für drei Personen

Es gab Dusche und WC, aber keine Kochgelegenheit. Lebensmittel brachte der Hoteleigentümer auf WhatsApp-Bestellung vor die Zimmertür, vor allem Obst, Gemüse und Trinkwasser. Das einzige Fenster ging hinaus auf einen tristen Hinterhof. „Am meisten sehnen wir uns nach Bewegung und frischer Luft“, sagte Lara, die Dritte im Bunde.

zwei Mädchen an Gebirgssee in Chile
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Als die Welt noch in Ordnung war: Victoria und Helena in den chilenischen Bergen

Von den chilenischen Bergen in die Quarantänekammer

Die jungen Frauen waren in der chilenischen Bergwelt rund um das Massiv der Torres del Paine unterwegs. Am Samstag haben sie mit ihrem Leihwagen einen Abstecher nach Argentinien gemacht. Als sie am nächsten Tag wieder nach Chile zurück wollten, war die Reise zu Ende. Die Polizei erklärte ihnen, dass sie nicht mehr nach Chile einreisen dürften, verpasste ihnen Mundschutz und Handschuhe und eskortierte sie in das Hotel in der argentinischen Stadt Rio Gallegos.

Da sie erst vor einer Woche aus Europa eingereist seien, müssten sie für eine weitere Woche in Quarantäne bleiben, lautete die Anordnung. „Als wir das Zimmer sahen und uns vorstellten, dort sieben Tage bleiben zu müssen, war das schon ein Schock“, sagt Lara.

Das Außenministerium: ratlos und teuer

Ein Anruf beim Österreichischen Außenministerium erwies sich als teuer, aber wenig hilfreich. Ein Mitarbeiter erklärte den Mädchen, dass man nichts für sie tun könne und sie versuchen sollten, irgendwie nach Hause zu kommen. Wegen des langen Hängens in der Warteschleife beliefen sich die Telefonkosten für diesen guten Rat auf 120 Euro.

Mensch ärgere dich nicht pappkarton
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„Mensch ärgere dich nicht“ auf einem Pizzakarton

„Mensch ärgere dich nicht“, ist die Antwort der Studentinnen auf ihre triste Lage. Aus einem Pizzakarton haben sie ein Spielfeld gebastelt, als Spielfiguren dienen ihre letzten chilenischen Pesos. Abgesehen davon versuchen sie die Zeit mit Lesen und Social Media totzuschlagen. Noch vier Tage.

„Holt uns hier raus!“ Videobotschaft aus Patagonien

„Wie wir heimkommen, wissen wir nicht.“

Am Schlimmsten aber ist die Ungewissheit, was danach passiert. „Wenn wir die Quarantäne bis zum 23. absitzen, gibt es höchstwahrscheinlich keinen Rückflugnach Europa mehr“, sagt Helena. „Wir sind dermaßen ratlos, dass wir nicht einmal mehr wissen, welche Entscheidung in unserer Situation die richtige wäre. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass wir nach Hause möchten, und zwar so schnell wie möglich.“

Weitere Tiroler in Zwangsquarantäne

Die drei Studentinnen sind mit ihrem Schicksal offenbar nicht allein. Nach der Erstveröffentlichung dieses Berichts hat sich am Donnerstag ein weiterer Tiroler gemeldet, der in Argentinien in Quarantäne gesteckt wurde. Andreas Tschugg aus Volders und seine Begleiterin Andreea Alexuc waren mit dem Motorrad in der Provinz La Rioja im Norden des Landes unterwegs. Am Dienstag hat die argentinische Polizei das Paar festgenommen, als es versuchte, die Grenze nach Chile zu überqueren.

Ehepaar Tschugg auf Motorrad
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Andreea Alexuc und Andreas Tschugg: vom Highway in die Quarantäne

Tschugg und Alexuc befinden sich derzeit in einer Pension in der Kleinstadt Chilecito, die sie bis zum 25. März nicht verlassen dürfen. Ihren für Donnerstag geplanten Rückflug nach Europa, der von Santiago de Chile aus gestartet wäre, haben sie bereits verpasst. Das Außenministerium und die Österreichische Botschaft in Argentinien, die Andreas Tschugg kontaktiert hat, haben den Betroffenen auch in diesem Fall keinen Schritt weitergeholfen.