Platter folgte damit dem Wortlaut von Sebastian Kurz, der für die Menschen in den anderen Bundesländer diese Möglichkeit eingeräumt hatte. Tirol hatte diese Ausnahme ursprünglich nicht gemacht.
Keine Versorgung am Berg gewährleistet
Allerdings sei dies kein Freibrief für jegliche Hobbyausübung, betonte Platter. Er appellierte an die Bevölkerung, den Tiroler Weg freiwillig mitzugehen und das Haus nicht zu verlassen. Man solle jetzt keine Skitour unternehmen oder wandern gehen. „Alle Einsatzkräfte müssen sich auf das Coronavirus konzentrieren, und wir können keine Versorgung am Berg gewährleisten“, so der Landeshauptmann
Polizei will nur Unbelehrbare strafen
Die erste Nacht und der erste Morgen mit der De-facto-Ausgangssperre in Tirol sind laut Polizei sehr ruhig verlaufen. Die Bevölkerung würde sich an die Vorgaben halten, die Polizei verzichte auf Strafen – „außer für ganz Unbelehrbare“.
Die Straßen und Gehwege in Innsbruck waren Montagfrüh nicht komplett leer, allerdings waren deutlich weniger Menschen und Autos als üblich unterwegs. Die Polizei hat keine Checkpoints errichtet, um dort die Menschen reihenweise abzufragen und zu kontrollieren, erklärte Manfred Dummer, Leiter der Tiroler Polizeipressestelle.
Punktuell würden Personen befragt, ob sie etwa in der Stadt gerade einer Arbeit nachgehen oder dringliche Erledigungen des täglichen Lebens – also Einkäufe – tätigen. Bestätigungen des Arbeitgebers seien aber keine erforderlich. Es gehe einfach darum, dass Befragte die Ausnahmen von der Ausgangssperre glaubhaft machen können.
Strafen nur bei ganz offensichtlichem Zuwiderhandeln
Die Polizei greife nur in letzter Konsequenz – bei ganz offensichtlichem Zuwiderhandeln – zu Strafen, so Dummer: "Etwa wenn im öffentlichen Raum eine Party gefeiert wird oder sich jemand mehrmals den polizeilichen Anordnungen widersetzt“, so der Leiter der Polizeipressestelle.
Ähnlich wie in Innsbruck verfahre man im restlichen Tirol. Auch dort seien vermehrt Streifen im Einsatz. Das jeweilige Bezirkspolizeikommando plane die Einsätze individuell bzw. lageangepasst.
2.300 Polizisten und weitere Vertragsbedienstete
Ressourcen hat die Polizei laut Dummer derzeit ausreichend zur Verfügung. Bei den Kontrollen an den Grenzübergängen werde man durch das Bundesheer unterstützt – also würden Kräfte frei, um den „internen öffentlichen Raum“ zu bestreifen. 2.300 Exekutivbeamte und 200 Vertragsbedienstete stünden insgesamt in Tirol zur Verfügung.
Montagfrüh gab es in Tirol, wo seit vergangener Woche Grenzkontrollen etwa am Brenner durchgeführt werden, nur ein mäßiges Pkw-Verkehrsaufkommen. Staus wurden keine gemeldet, der Lkw-Verkehr konnte gut fließen. Auch auf der Inntalautobahn (A12) fuhren hauptsächlich Schwerfahrzeuge, jedoch setzte laut Polizei auch der Pkw-Verkehr vermehrt ein. „Das liegt daran, dass die Menschen, die zur Arbeit müssen, vermehrt auf das Auto zurückgreifen und nicht die öffentlichen Verkehrsmittel benützen“, meinte Dummer.
Kontrollen an der Grenze zu Deutschland
Seit Montagfrüh gibt es auch Kontrollen an der Grenze zu Deutschland. Das hatte der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) im Vorfeld angekündigt. Kontrollen und Einreiseverbote gelten an den Grenzen zur Schweiz, zu Frankreich, Österreich, Dänemark und Luxemburg.
„Für Reisende ohne triftigen Reisegrund gilt, dass sie nicht mehr einreisen können“, sagte Seehofer am Sonntagabend in Berlin.