Um kurz nach 8.00 Uhr morgens tönte das Lied „Guten Morgen Sonnenschein“ durch die Lautsprecher des Reisebusses aus Erlangen in Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt war der Bus bereits über sechs Stunden lang unterwegs, bald sei das Ziel, das Skigebiet Nauders am Reschenpass aber erreicht, freute sich der Reiseleiter. Zwölf Busse des Veranstalters „Schneebeben“ reisten am Samstag mit insgesamt 640 Gästen an Bord nach Nauders zu einem Ein-Tages-Ski-Ausflug.
Solche Tagesskifahrten bieten mehrere Veranstalter wöchentlich in viele Skigebiete Tirols an. Die Touren werden nicht von Reiseveranstaltern, sondern von Eventagenturen als Veranstaltungen organisiert und verkauft. Je nach Abfahrtsort variiert der Preis für die Fahrt inklusive Skipass und Après-Ski-Party zwischen 49,90 Euro und rund 100 Euro pro Person.
Tagesurlaub für wenig Geld
In Nauders im Skigebiet angekommen erhielten die Reisenden noch letzte Informationen zum Tagesablauf, einen Gutschein für ein Sportgeschäft im Skigebiet, Handwärmer, einen Energydrink und das Skiticket, dann starteten die meisten gleich auf die Piste. Am Nachmittag blieb Zeit für die Après-Ski-Party, bevor sich die Busse um 19.00 Uhr wieder auf den Rückweg nach Deutschland machten. Einige der Gäste kamen erst 24 Stunden nach Abfahrt wieder zuhause an. Sie zeigten sich trotz des langen Tages begeistert.
So eine Tagesfahrt sei genau das Richtige, man müsse keine Urlaubstage opfern und habe trotzdem das Wintererlebnis, erzählte eine Skifahrerin aus Erlangen, dafür stehe sie gerne um Mitternacht auf. Die stundenlange Busfahrt könne man sowieso durchschlafen, sagte ein anderer Tagestourist aus Nürnberg. Eine Mutter freute sich im hinteren Teil des Busses über die Chance, mit ihrer ganzen Familie einen schnellen und günstigen Ausflug in die Berge machen zu können.
Rundum-Paket der Veranstalter
Der Veranstalter kauft die Skipässe bei den Bergbahnen zu günstigeren Preisen. Daraus wird ein Veranstaltungspaket inklusive Anreise, Skipass und Après -Ski-Party geschnürt. Durch Werbepartner wie Sportgeschäfte, Getränkehersteller und deutsche Radiosender könne der Preis für die Gäste niedrig gehalten werden, erklärte „Schneebeben“-Geschäftsführer Daniel Mikuschek. Sie würden die Veranstaltung als Werbeplattform nutzen.
Skigebiete hoffen auf Wiederkehrer
Die Tagesfahrten finden nur an Wochenenden statt, meistens an Samstagen. Das sei auch gut für die Skigebiete, erklärte Georg Schöpf, der Geschäftsführer der Nauderer Bergbahnen. Die Tagestouristen würden die Pisten an den eher schwachen Samstagen füllen, sagte er. Auch die Zielgruppe der Tagestouristen stimme mittlerweile: Während die Busgruppen früher hauptsächlich auf Après-Ski und Party aus waren, würden sie heute vermehrt das Pistenerlebnis genießen. Ein eingeführtes Alkoholverbot auf der Anreise habe das Klientel zum Positiven verändert, berichtete Schöpf.
Die Erwartungen der Bergbahnen an den Ein-Tages-Ausflug sind groß. „Wenn es den Leuten gefällt, kommen sie wieder, vielleicht sogar länger“, glaubte Geschäftfsführer Schöpf, „auf jeden Fall wird über das Skigebiet gesprochen, wenn die Gäste am Montag wieder in der Arbeit sind.“ Wie viele der Gäste wirklich wieder in die Region kommen, sei schwer nachzuvollziehen. Der Tourismusverband Nauders wollte sich dazu nicht äußern.
Auch Hüttenbetreiber profitieren
Die Reisegruppen würden auch bei den Hütten im Skigebiet einkehren. Technik und DJ für die Après-Ski-Party werden aus Deutschland mitgeliefert, bewirtet wird die Party aber von den ansässigen Gastronomen. Dort würden die Gäste durchschnittlich 50 bis 100 Euro liegen lassen, rechnete Bruno Plangger, der Gastronomieleiter der Bergbahnen Nauders, vor. Das sei ein wichtiger Faktor für das Skigebiet, berichtete auch Schöpf, denn der Skipass an sich sei nur für Marketingzwecke gut, daran verdiene die Bergbahn aber nichts, erklärte er.
Als positiven Nebeneffekt sieht Georg Schöpf auch die Nachhaltigkeit solcher Busreisen. Der Veranstalter „Schneebeben“ gab eine Studie beim Institut für Energie- und Umweltforschung Heilbronn in Auftrag. Demnach verursachen 2.500 Tagesgäste bei einer Anreise von 500 Kilometern rund 28,9 Tonnen CO2 Emissionen. Würden diese 2.500 Gäste individuell anreisen, würden sie rund 172 Tonnen CO2 Emissionen verursachen, also fünfmal so viel.