Manuela Erber-Telemaque mit ihren Schützlingen
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Entwicklungshelferin: Von Going nach Afrika

Vor sieben Jahren ist Manuela Erber-Telemaque als 20-Jährige alleine in den Kongo geflogen. Dort gründete sie den Verein „Zukunft für Tshumbe“ und baute in dem kleinen Dorf im Herzen Afrikas einen Kindergarten. Daraus wurde ein großes Hilfsprojekt.

Inmitten der Kinder ist Manuela Erber-Telemaque in ihrem Element – sie sind der Grund, warum sie ihre Heimatgemeinde Going gegen das kleine afrikanische Dorf Tshumbe und ihren elterlichen Bauernhof gegen eine Lehmhütte getauscht hat.

Dass sie genau das will, wusste Manuela früh: „Mit drei Jahren hab ich zu meinen Eltern gesagt, dass ich Kindergärtnerin werden will“, erzählte die Entwicklungshelferin. Mit sechs Jahren habe sie dann gewusst, dass sie einmal einen Kindergarten in Afrika aufbauen wolle.

Schwieriger Start voller Herausforderungen

Mit 20 Jahren ist Manuela Erber-Telemaque in den Kongo geflogen. Der Anfang war schwierig, sie stand als Europäerin unter ständiger Beobachtung. Außerdem setzten ihr Krankheiten wie Amöbenruhr oder Malaria zu. „Es gab eine Nacht, in der ich Malaria hatte, neben all den anderen Krankheiten. Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Nacht überleben würde“, erinnerte sich die Tirolerin. Sie habe dann an die Kinder gedacht, die von klein auf mit Krankheiten konfrontiert sind, „die machen viel mit und jammern auch nicht.“

Manuela Erber-Telemaque liegen besonders die Kinder am Herzen
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Besonders die Kinder sind der Tirolerin ans Herz gewachsen

Dieses Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt: „Am Ende dieser ersten Reise haben sie mir einen Namen in ihrer Muttersprache gegeben – ‚Mutter aller Kinder‘“. Diesem Namen wird Manuela Erber-Telemaque mehr als gerecht: Wo vorher nichts war, ist jetzt, sieben Jahre später, ein großes Hilfszentrum entstanden.

Hilfszentrum aus dem Nichts aufgebaut

Auf 75 Hektar Grund sind neben dem Kindergarten eine Schule, eine Krankenstation, eine Nähwerkstätte, eine Tischlerei und viele Anbauflächen entstanden. Manuela Erber-Telemaque versorgt 250 Mädchen und Buben, 62 Menschen gibt sie Arbeit. Verwaiste oder unterernährte Kinder finden bei ihr Zuflucht. Nachhaltige Entwicklungshilfe ist ihr dabei besonders wichtig, oft kommen Volontäre, also freiwillige Helfer, aus Österreich.

„Wenn aber zum Beispiel eine Lehrerin dort hinfährt, dann ist es wichtig, dass sie dort nicht selbst die Kinder unterrichtet, sondern Fortbildungen für die Lehrpersonen vor Ort hält, sodass diese die Stunden dann selbst halten können“, erklärte die Tirolerin.

Manuela Erber-Telemaque hat im Kongo eine Schule aufgebaut
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Manuela Erber-Telemaque hat auch eine Schule vor Ort aufgebaut

Freude und Leid liegen nah beieinander

Für ihren Traum suchte sich Erber-Telemaque ein schwieriges Land aus. In den Kongo verirren sich nur wenige Entwicklungshelfer, 80 Prozent der Menschen leben in absoluter Armut. „In den Nachrichten hört man von Ebola, Krieg und Unruhen“, so die junge Frau. „Aber ich liebe den Kongo weil ich die Menschen so liebe.“ Die Menschen in Tshumbe lieben auch Manuela – viele Kinder sind schon nach ihr benannt worden. Manche auch nach ihren Eltern Angelika und Hans, erzählte die Tirolerin lachend.

Freude und Leid liegen in Tshumbe aber oft nah beieinander. Manuela Erber-Telemaque erinnert sich etwa an eine schlimme Gewitternacht in der zwei ihrer betreuten Kinder während des Schlafs von einem Blitz getroffen wurden und gestorben sind. An solche Momente hat sich die Entwicklungshelferin in all den Jahren nicht gewöhnt.

Manuela Erber-Telemaque am elterlichen Bauernhof in Going
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Die Tirolerin auf Heimatbesuch am elterlichen Bauernhof in Going

Ein Leben zwischen Tshumbe und Going

Acht Monate im Jahr verbringt die Tirolerin in Tshumbe. In den vier Monaten zuhause sammelt sie Spenden, vermittelt Paten und verkauft die vor Ort gefertigte Kleidung.

Heimweh kennt Manuela nicht. Am ehesten dann, wenn sie in Going ist. Tshumbe sei nicht nur ihre Arbeit und ihre Projekte, erzählte sie, sondern Heimat: „Die Einheimischen sehen mich inzwischen als eine von ihnen – und das empfinde ich auch so: Ich gehöre zu ihnen und sie zu mir“, so Erber-Telemaque.