GRW Wenns im Pitztal
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Wirtschaft

Neuntöter stellt Chaletdorf auf Prüfstand

In der Gemeinde Wenns im Pitztal planen Schweizer Investoren auf einer Fläche von 8.000 Quadratmetern ein Chaletdorf. Widerstand dazu kommt von den Anrainern und einer Vogelschutzorganisation, weil der Neuntöter, ein Zugvogel, dort seine Heimat hat.

Der Streit um das geplante Chaletdorf dauert in der Gemeinde Wenns (Bezirk Imst) seit über drei Jahren an. Schweizer Investoren wollen in einem kleinen Weiler ein Luxus-Chaletdorf mit bis zu 100 Betten errichten.

Seit einiger Zeit liegt der Fall beim Landesverwaltungsgericht. Das Gericht muss über den Einspruch der internationalen Vogelschutzorganisation BirdLife entscheiden. Diese hatte den positiven Umweltbescheid des Landes beanstandet, weil im Gebiet des geplanten Chaletdorfs der Neuntöter seine Heimat hat.

Zwist zwischen Bürgermeister und Anrainern

„Wo der Nutzen für die Bürger ist, steht in den Sternen“, sagte Werner Dobler, Sprecher einer Bürgerinitiative von Anrainern in Wenns. Die Anrainer würden unter anderem nicht wissen, an wie vielen Tagen im Jahr die Chalets belegt sein sollen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand zehn bis zwölf Millionen Euro ins Blaue investiert“, konterte der Bürgermeister von Wenns im Pitztal, Walter Schöpf. Die Investoren seien Geschäftsleute und wüssten, was sie mit ihrem Geld anstellen.

Wenns im Pitztal
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Auf 8.000 Quadratmetern soll ein Chaletdorf mit 19 Häusern und bis zu 100 Betten entstehen

An der Schweizer Investorenfirma, der Immobiliengesellschaft RIVAG Rheintal AG, gibt es mehrere Beteiligte. Auch der Grundbesitzer arbeitet für die Schweizer. Laut Bürgerinitiative ist der große Gewinner des Projekts der Investor, sofern die Pläne umgesetzt werden. Die Anrainer befürchten Freizeitwohnsitze und sehen einen massiven Flächenverbrauch. Vom Bürgermeister wurde unterdessen mit dem Gemeinderat alles Notwendige abgesegnet und öffentliches Interesse geltend gemacht. Der Gemeindechef sieht im Gegensatz zu den Kritikern ein Leuchtturmprojekt für den Tourismus im Tal.

Diskussion um vermeintliche „Geheimverträge“

Von der Bürgerinitiative kam der Vorwurf, es gebe Geheimverträge. „Es gibt keine Geheimverträge“, dementierte aber Schöpf. Die Bürgerinitiative kritisierte zudem, dass der Bürgermeister zusammen mit dem Amtsleiter die Investoren in der Schweiz besucht hatte. Ein „No-Go“ wie Werner Dobler sagte. Informationen darüber, was in der Schweiz gemacht wurde, gab es für die Bürgerinitiative nicht.

„Ich lasse mir von niemandem verbieten, wo ich hinfahre. Und außerdem war das keine Reise zum Vergnügen“, so der Bürgermeister. Zusammen mit dem Amtsleiter habe er sich genau angeschaut, ob es sich bei den Plänen der Schweizer Investoren um ein Luftschloss handelt oder ob „ein Firmenkonsortium dahinter ist, das Hand und Fuß hat“. Davon war der Bürgermeister nach dem Besuch in der Schweiz offensichtlich überzeugt. Das Chaletdorf sei kein Investorenmodell und Freizeitwohnsitze seien ausgeschlossen.

Neuntöter
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Der Neuntöter könnte den Plänen für das Chaletdorf in die Quere kommen

Europäischer Gerichtshof als nächster Schritt

In Fragen Neuntöter hoffen die Anrainer auf die Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts. Egal ob sich das Landesverwaltungsgericht pro oder contra Zugvogel entscheidet, eine Seite werde jedenfalls zum Europäischen Gerichtshof gehen. Damit wäre die Geschichte rund um das geplante Chaletdorf in Wenns um ein Kapitel reicher.