Polizeiemblem auf Uniform
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Chronik

Acht Au-Pairs von Pärchen ausgebeutet

Eine 34-jährige Frau und ihr 26-jähriger Freund sollen im Bezirk Imst mehrere Au-Pairs ausgebeutet haben. Die Mädchen mussten nicht nur im Haushalt der Frau, sondern auch in ihrer Putzfirma bis zu 105 Wochenstunden arbeiten, ohne eine entsprechende Entlohnung zu erhalten.

Den Fall ins Rollen brachte im vergangenen Frühjahr ein Hinweis der Finanzpolizei Innsbruck. Daraufhin nahm das Landeskriminalamt Tirol Ermittlungen gegen eine 34-jährige Italienerin auf. Sie soll im Internet über eine eigene Au-pair-Agentur mehrere Au-pair-Mädchen angeworben haben. Diese sollten den acht Jahre alten Sohn der Frau beaufsichtigen und im Haushalt mithelfen. Allerdings sollen die Mädchen in weiterer Folge ausgebeutet worden sein.

Zunächst war nur der Fall eines 22-jährigen Au-Pair-Mädchens aus Togo bekannt, das bei der Italienerin gearbeitet habe, aber vertragswidrig nicht entlohnt worden sei. Anders als zunächst vereinbart, wurde der jungen Frau kein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt, sie musste vielmehr mit bis zu fünf Personen in einem Zimmer schlafen.

Mit falschen Versprechen nach Tirol gelockt

Wie sich bei den Ermittlungen herausstellte, wurden bis Ende 2019 zahlreiche Au-pairs von der Italienerin und ihrem 26-jährigen, syrischen Lebensgefährten in großem Umfang in ihrer Arbeitskraft ausgebeutet. Bei den Au-Pairs handelte es sich ausschließlich um junge Frauen aus Nicht-EU-Ländern – Togo, Marokko, Madagaskar und Georgien.

Die Frauen im Alter von 18 bis 27 wurden mit dem Versprechen nach Tirol gelockt, bei maximal 20 Stunden Wochenarbeitszeit und freien Tagen eine adäquate Unterkunft und ein angemessenes Taschengeld zu erhalten. Zudem wurde der Besuch eines kostenlosen Deutschkurses in Aussicht gestellt.

Frauen mussten auf Matratzen auf dem Boden schlafen

Tatsächlich mussten die jungen Frauen nicht nur im Haushalt der Italienerin, sondern teilweise bis zu 105 Wochenstunden in ihrer Putzfirma arbeiten, ohne eine entsprechende Entlohnung zu erhalten.

Auch die Unterbringung entsprach in keinem Fall dem versprochenen Standard, da sie auf Matratzen auf dem Boden mit anderen Personen im Raum schlafen mussten. In zwei Fällen sei es zu sexuellen Übergriffen durch eine dritte Person gekommen. Das wird von der Person allerdings in Abrede gestellt.

Zwei Hausdurchsuchungen

Die Italienerin und der Syrer wurden in der vergangenen Woche festgenommen. Bei zwei Hausdurchsuchungen wurde nach Angaben der Polizei ein niedriger dreistelliger Bargeldbetrag sichergestellt. Die beiden Festgenommenen wurden einen Tag später wieder auf freien Fuß gesetzt.