Inhaltlich dreht sich die Arbeit der Experten um die Architektur des Gebäudes sowie den darin stattfindenden Berufsalltag. Untersucht wird allerdings auch die Rolle von Zwangsarbeit an dem nunmehrigen Amtsgebäude. „Der Einsatz von Zwangsarbeitskräften bei der Gestaltung des Innenhofes ist nicht ausgeschlossen“, sagte Manfred Grieger, Leiter der Expertenkommission in einer Aussendung. Das Baugeschehen an sich werde daher noch weiter beleuchtet.
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Verwaltungssitz für Reichsgau Tirol-Vorarlberg
Bisher habe man Archive und private Sammlungen durchforstet, um die inhaltlichen Schwerpunkte der Kommission festzulegen. Untersucht werden soll auch die konkrete Nutzung des Gebäudes und der darin stattfindende Berufsalltag, hieß es.
Der Bau wurde direkt nach der Machtübernahme der NSDAP als „Erweiterungsbau“ veranlasst. Es wurde 1938/39 in der Zeit des Nationalsozialismus als Verwaltungssitz für den neu eingerichteten Reichsgau Tirol-Vorarlberg errichtet.
Bezeichnung „Neues Landhaus“ seit 1955
Erst nach der Nutzung durch die amerikanischen und französischen Besatzungsmächte wurde das Gebäude im Jahr 1955 als „Neues Landhaus“ bezeichnet. Bereits recherchiert wurde etwa, dass der Entwurf für das Haus von den Brüdern Guth stammt. „Symmetrie und Art und Weise der Fassadengliederung“ würden auf die „repräsentative NS-Monumentalarchitektur hinweisen“, stellte Grieger fest.
Für den Bau wurden damals 2,5 Millionen Reichsmark veranschlagt. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Monatseinkommen einer Arbeitskraft belief sich auf rund 170 Reichsmark. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte man jedoch die Spuren der NS-Herrschaft verbannen: „Nach 1945 wurden viele Symbole und Inventargegenstände, die an die Nutzung des Gebäudes durch das NS-Regime erinnerten, entfernt“, berichtete der Historiker.
Kommission soll Maßnahmenkatalog erarbeiten
Im Sommer soll der Bericht abgeschlossen sein, versprach der zuständige Landesrat Johannes Tratter (ÖVP). Ziel der Kommission sei es, einen Maßnahmenkatalog zur Dokumentation, Information und Erinnerung zu erarbeiten. Dieser soll schließlich von der Landesregierung geprüft und umgesetzt werden.
„Während das Alte Landhaus als eines der prunkvollsten Gebäude der Barockzeit auch zu den touristischen Highlights in Innsbruck zählt, ruft das ‚Neue Landhaus‘ mit seiner geschichtlichen Verankerung in der Zeit des Nationalsozialismus oft negative Assoziationen hervor. Doch auch das ist Teil unserer Geschichte, und es ist wichtig, sich dieser Zeit zu stellen“, begründete LH Günther Platter (ÖVP) im März des vergangenen Jahres die Einsetzung der Kommission.