Bischof Hermann Glettler
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Religion

4.300 Kirchenaustritte in Diözese Innsbruck

Die offizielle Zahl der Gläubigen in der Diözese Innsbruck ist auch im Jahr 2019 zurückgegangen. 4.313 Menschen kehrten der katholischen Kirche in der Diözese den Rücken. Bischof Hermann Glettler möchte vor allem den Jüngeren das Christentum wieder näherbringen.

Zum Jahreswechsel gab es österreichweit noch 4,98 Millionen Mitglieder in der katholischen Kirche. Erstmals ist die Zahl an Katholiken in Österreich damit unter fünf Millionen gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 1,35 Prozent. In der Diözese Innsbruck schrumpfte die Zahl der Katholiken etwas weniger stark – mit einem Minus von 1,15 Prozent.

Vor allem jüngere Menschen treten aus

Besonders stark vertreten waren bei den Kirchenaustritten laut Diözese Innsbruck jüngere Menschen, vor allem Studierende und Zugezogene. Der Kirchenbeitrag ist meist der Auslöser. „Weiterhin treten viele junge Katholikinnen und Katholiken beim ersten Abklärungsschreiben aus. Fortgesetzt hat sich auch der Trend von Austritten vor allem in Innsbruck bei Neuzuzügen und bei Personen aus Italien bzw. Deutschland. Zumeist studieren diese in Innsbruck, sind hier gemeldet und treten hier aus der Kirche aus“, erklärte Michael Unterguggenberger, Diözesanreferent für Kirchenbeitrag und Leiter der Kirchenbeitrag-Servicestelle Innsbruck.

Dennoch gebe es eine positive Grundstimmung gegenüber der Kirche, konstatierte die Diözese. „Die Gespräche verlaufen großteils sehr positiv und die Zahlungsmoral der Tiroler Katholikinnen und Katholiken ist weiterhin sensationell und widerspricht eigentlich allen anderen Tendenzen“, so Unterguggenberger.

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Immer öfter treten Leute aus der Kirche aus, der Kirchenbeitrag ist oft Auslöser dafür

386 Wiedereintritte, 50 Taufen

Die Diözese konnte sich auf der anderen Seite auch über Zulauf freuen: 386 Menschen beantragten ihren Wiedereintritt, 50 Erwachsene (über 14 Jahre) ließen sich taufen. Bei den Wiedereintritten handelte es sich in der Mehrzahl um Personen zwischen 21 und 40 Jahre. Elf Personen sind von einer anderen Konfession zur Katholischen Kirche konvertiert. 54 Menschen widerriefen ihren Austritt. „Diese persönlichen Entscheidungen haben eine hohe Bedeutung, weil sie auf einer bewussten Wahl beruhen“, meinte Bischof Hermann Glettler.

Trotzdem sei keine Trendumkehr bei den Kirchenaustritten in Sicht. "Darüber kann auch die erfreuliche Zahl von 386 Wiedereintritten nicht hinwegtäuschen“, erklärt Generalvikar Florian Huber. Als Hintergrund ortet Huber unter anderem einen Vertrauensverlust wegen der lange vertuschten Missbrauchsfälle in der Kirche.

Glettler gibt sich optimistisch

Ungeachtet der Austrittszahlen zeigt sich Bischof Glettler optimistisch. Er erlebe sehr lebendige Pfarren, engagierte Einzelpersonen und viele kirchliche Initiativen. Grund für die vielen Austritte sei mitunter eine zunehmende Schwierigkeit der heutigen Menschen, sich an eine Kirche oder ähnliche Organisationen zu binden. Vor allem für junge Leute müsse sich die Kirche mehr engagieren. „Vielen Jugendlichen fehlt oftmals schon jede Form eines einfachen Kontaktes mit der Kirche.“ Hier müsse man mehr auf die Leute zugehen, um wieder neue Anhänger in der Glaubensgemeinschaft zu gewinnen. Initiativen in diese Richtung seien geplant.