Illustration zu den Themen Plastiksackerl / Plastiksackerlverbot. Im Bild: Plastiksackerl aufgenommen am Dienstag, 11. Juni 2019, in Wien. – FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER
APA/HERBERT NEUBAUER
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Umwelt

Aus für Plastiksackerl

Seit dem Jahreswechsel sind Plastiksäcke im österreichischen Handel verboten. In den Geschäften dürfen sie wegen der Übergangsfrist noch bis zum Jahresende abgegeben werden, dann soll endgültig Schluss mit den Plastik-Tragetaschen sein. Der Lebensmittelhandel bietet schon seit längerem Alternativen an.

Mit dem Verbot der Plastiksäcke will die EU die Flut an Einwegplastik zumindest eindämmen. Der Nationalrat hat im Juli des vergangenen Jahres die entsprechende Gesetzesnovelle für Österreich beschlossen. Seit dem 1. Jänner 2020 ist sie nun in Kraft getreten.

Übergangsfrist bis Jahresende

Trotz des bereits geltenden Verbotes werden Plastiksackerl noch bis Ende des Jahres auch im Tiroler Handel zu finden sein. Die Geschäfte dürfen ihren Vorrat noch an die Kunden weitergeben. „Es hätte auch gar keinen Sinn gemacht, das Verbot von heute auf morgen umzusetzen,“ sagt Simon Franzoi von der Sparte Handel in der Tiroler Wirtschaftskammer. „Es hätte dem Sinn des Gesetzes wohl widersprochen, hätte man die Säcke ungenutzt entsorgt.“

Plastikbesteck
APA/Barbara Gindl

Mit Stoffsackerl und Körberl

In der Tiroler Wirtschaftskammer werde von den Unternehmen ein Trend zu Alternativen gemeldet. Im Handel selbst werden zunehmend Mehrweg-Boxen, Stoffsackerl in allen Größen, Obst- und Gemüsenetze und einiges mehr angeboten. Es sei aber auch völlig in Ordnung, wenn die Kundinnen und Kunden ihre Tragetaschen oder Körberl von zu Hause mitbringen. Auch die Taschen von anderen Supermärkten werden gegenseitig angenommen. „Beim Einkauf von offener Wurst oder Käse müssen die Unternehmen allerdings auf die strengen Hygienevorschriften achten,“ sagt Franzoi. Mehrere Lebensmittelketten praktizieren aber bereits diese Art von plastikfreiem Einkauf.

Noch viel Plastik in den Regalen

Auch bei gutem Willen der Konsumenten und des Handels stünden die Supermärkte vor allem bei den offenen Lebensmitteln vor großen Herausforderungen. „Manche Lebensmittel wie Salate sind extrem empfindlich und verderben schnell. Salate halten in Plastik verpackt länger. Wer auf den offenen Tomaten herumdrückt, macht sie gleichzeitig schneller verdorben“, erklärt die Sprecherin für Energie und Umwelt von MPreis, Gudrun Pechtl.

Bio in der Plastikverpackung

Viele Konsumenten ärgern sich besonders, wenn Biolebensmittel in Plastik vorverpackt sind. „Dafür wurde noch keine wirkliche Lösung gefunden“, sagt Gudrun Pechtl. "Hochwertige Bioware muss gesondert gekennzeichnet und geschützt werden, sie ist ja auch zum Teil erheblich teurer. Weil Bioprodukte immer noch deutlich weniger oft über den Ladentisch gehen als herkömmliche Ware, muss sie auch länger haltbar gemacht werden. „Da suchen die Lebensmittelmärkte noch nach guten Alternativen.“

Obstsackerl aus Maisstärke
ORF

Wie nachhaltig ist das Biosackerl?

Statt der Plastik-Knotensackerl werden in den Geschäften inzwischen auch häufig Biosackerl aus nachwachsenden Rohstoffen wie Ölen oder auch Kartoffeln angeboten. Sie gelten allerdings – wenn überhaupt – nur als Zwischenlösung. Der Rohstoff, aus denen die Säcke bestehen, stammen nämlich nicht aus Resten wie etwa Kartoffelschalen. Sie müssen eigens angebaut werden. Bei Kartoffeln werden besonders stärkehaltige Knollen verwendet, um dann daraus Sackerl zu produzieren.

„Für uns ist das nicht die Lösung“, bekennt Gudrun Pechtl. „Wir wollen nicht, dass wertvolle Flächen und Ressourcen für die Herstellung von solchen Säcken verbraucht werden“. Außerdem verrotten diese Biosäcke zum Teil deutlich langsamer, als sonstige Bioabfälle, für den Kompost sind sie also nicht besonders gut geeignet.

EU setzt auf Wiederverwerten

Die EU will und kann Plastik vorerst nicht aus dem täglichen Leben verbannen. Die angebotenen Produkte, etwa Plastikflaschen für Getränke sollen aber zumindest aus recyceltem Material bestehen. So wird fürs Erste dem Einwegplastik der Kampf angesagt. Das Aus für die Plastiksackerl ist dabei ein erster Schritt. Für die Konsumenten bedeutet das ein hohes Maß an Disziplin beim Mülltrennen. Dafür, wie verhindert werden kann, dass Plastik nach wie vor in großen Mengen im Restmüll oder gar in der freien Natur landet, gibt es noch keine Lösung. Auch zu einem generellen Reduktionsziel für Plastikverpackungen konnte sich die alte Bundesregierung im vergangenen Jahr nicht durchringen.