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Die Liebe zum nächtlichen Topf

Die Südtirolerin Theresia Villgratner hat ihre Liebe für den Topf gefunden. Während andere Briefmarken, Münzen oder Uhren sammeln, stehen bei der Sarnerin 400 Nachttöpfe in den Regalen.

Seit dem Siegeszug der Toilette mit Wasserspülung hat der Nachttopf stark an Bedeutung eingebüßt. Für Theresia Villgratner ist das Nachtgeschirr dennoch das Objekt der Begierde. In ihrer Wohnung im Ortskern von Sarnthein lebt sie zusammen mit ihrem Mann und hunderten Nachttöpfen unter einem Dach.

Topfsammlung
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Nachttöpfe in allen Formen und Farben haben im Sarntal ein neues Zuhause gefunden.

Nachttöpfe aus Nah und Fern

Die Notdurft kennt keine Grenzen, daher war das Nachtgeschirr in vielen Ländern in Gebrauch. Von Flohmärkten im ganzen Alpenraum hat die Sarnerin Porzellangefäße aus aller Herrenländer zusammengetragen. In 30 Jahren hat die sie 400 Nachttöpfe zusammengetragen. Jeder Einzelne ist ein Unikat.

Die Sammlerin mit ihrem Lieblingsstück
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Theresia Villgratner mit einem besonderen 10-eckigen Exemplar aus Österreich.

Das private Nachttopf-Museum im Sarntal sei das einzige dieser Art in Südtirol. Im deutschsprachigen Raum kennt sie einige Menschen, die ihre Sammelleidenschaft teilen. So soll etwa ein Urologe aus Bayern über 600 Nachttöpfe sein Eigen nennen, wie die Sammlerin im Interview erzählt.

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Wertvolles Gut

Um die Übersicht nicht zu verlieren, hat Theresia Villgratner vor kurzem begonnen ihre Sammlung zu kategorisieren. Nachttöpfe gab es für Kinder, Frauen, Männer oder bettlägerige Personen in allen Farben und unterschiedlichen Formen.

Ital. Nachttopf
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Ein typisch italienischer Nachttopf war in der Regel höher als in anderen Ländern.

Hohe Töpfe bevorzugten die Italiener, breite Exemplare waren in England hoch im Kurs. Die meisten Töpfe waren oben offen, manche konnten aus hygienischen Gründen geschlossen werden.

Verschliessbarer Nachttopf
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Manche Nachttöpfe konnten aus hygienischen Gründen verschlossen werden.

Sammler geben für einen Nachttopf schon mal 150 bis 200 Euro aus. Die Sarnerin schätzt in den letzten Jahren tausende Euro in ihr Hobby investiert zu haben.

Wie wertvoll das fast vergessene Kulturgut sein kann, zeigt ein Fall aus Bayern: 2001 fischten Sporttaucher einen elf Kilogramm schweren, mit keltischen Mustern verzierten Kessel aus 18-karätigem Gold aus dem Chiemsee, der später für 300.000 Euro verkauft wurde.

Polierte Unikate

Bei der jährlichen Grundreinigung der großen Sammlung hilft auch der Ehemann mit. Dann wird das Porzellan feinsäuberlich auf Hochglanz poliert, damit jedes der 400 Töpfchen wieder glänzt.

Reinigen der Töpfe
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Jeder Topf wird einmal jährlich auf Hochglanz poliert.

Eigentlich ist der Topf auch heute noch in vielen Haushalten zu finden und zwar für die Notdurft von Babys und Kleinkinder. Stolze Eltern kennen das Siegesgefühl, wenn die erste Sitzung glückt und das Goldkind schon ins Töpfchen machen kann.