Rettungswagen vor winterlichem Gebirge
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Chronik

Lokalaugenschein nach Lawinendrama

Bei einem Lawinenabgang auf eine Skipiste sind am Samstag in Südtirol zwei siebenjährige Mädchen und die Mutter eines der Mädchen ums Leben gekommen. Am Sonntag führt die Staatsanwaltschaft Bozen einen Lokalaugenschein an der Unfallstelle durch.

Per Hubschrauber wurde der ermittelnde Staatsanwalt zur Unglücksstelle auf 3.200 Metern Seehöhe gebracht. Die Behörde muss unter anderem klären, wie die Lawine ausgelöst wurde. Vom Hubschrauber aus wurden auch Luftaufnahmen des Lawinenkegels gemacht. Die Ermittler haben auch Bild- und Videomaterial beschlagnahmt, das am Samstag von Augenzeugen aufgenommen wurde.

Laut dem Sprecher der Carabinieri bestand keine akute Lawinengefahr. Allerdings herrschte zum Zeitpunkt des Unglücks starker Wind, und es hatte einen Temperaturanstieg gegeben.

Bergbahnen: Möglicherweise „höhere Gewalt“

Laut dem Direktor der Schnalstaler Gletscherbahnen AG sei „höhere Gewalt die wahrscheinlichste Ursache“ für den Lawinenabgang auf die Piste. Es könne aber auch ein Fremdverschulden durch Variantenfahrer nicht ausgeschlossen werden, so der Direktor.

Christophorus Rettungshubschrauber im Gebirge
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Auch aus Österreich war ein Rettungshubschrauber im Einsatz

Die laut Bergrettung 200 Meter breite und einen Kilometer lange Lawine hatte sich am Samstag gegen 12.10 Uhr im Schnalstal im Bereich der Schmugglerscharte gelöst und war auf die Talabfahrt geraten.

Ein Kind verstarb im Krankenhaus Trient

Für ein siebenjähriges Mädchen und die 35-jährige Frau aus Deutschland gab es keine Rettung mehr. Ein weiteres siebenjähriges Mädchen – die Tochter der 35-Jährigen – wurde unter Reanimation mit einem Hubschrauber in das Spital von Trient geflogen, dieses Kind verstarb am frühen Abend in Trient.

Der Vater und der elfjährige Bruder des anderen Mädchens erlitten Knochenbrüche und wurden ins Meraner Krankenhaus geflogen. Die Opfer gehören zu zwei deutschen Familien aus Thüringen und Nordrhein-Westfalen, die ihre Ferien im Schnalstal verbrachten.

Gletscherbahn-Betreiber zeigen sich geschockt

Bei den Schnalstaler Gletscherbahnen zeigte man sich nach dem Unglück geschockt. Erfahrene Mitarbeiter der Gletscherbahn würden jeden Tag, auch unter Einbeziehung der örtlichen Lawinenkommission, die Lage prüfen, bevor sie die Pisten freigeben: „Genauso war es auch heute. Unsere Mitarbeiter haben in der Früh die Lage bewertet und keine Gefahr erkannt. Hätten sie Zweifel gehabt, hätten sie die Talabfahrt ganz bestimmt nicht für den Betrieb freigegeben.“

Keine weiteren Personen vermisst

Nach Angaben der Bergwacht werden keine Menschen mehr vermisst. Die Suche nach möglichen Verschütteten werde daher nicht fortgesetzt, sagte ein Sprecher der Bergwacht im Schnalstal am Sonntag.

Weitere Lawine in den Sarntaler Alpen

Am 2.781 Meter hohen Hirzer in den Sarntaler Alpen kam es zu einem weiteren Lawinenabgang. Ein italienischer Skialpinist sei von der Lawine mitgerissen, aber von seinen Kameraden geborgen worden, heißt es in italienischen Medien. Er wurde in ein Spital in Bozen gebracht.