Innsbrucks Diözesanbischof Hermann Glettler fordert die Tirolerinnen und Tiroler dazu auf, in der Weihnachtszeit besonders Acht auf jene zu geben, die oft vergessen oder sogar bewusst ignoriert werden. Stilles, nicht organisiertes Betteln etwa sei ein Menschrecht, das niemandem verwehrt werden dürfe, betonte der Bischof: „Es steht jedem Menschen zu, um Almosen zu bitten. Betteln ist keine lustige Sache.“
Nur zu sagen, man wolle die Armut nicht sehen, sei sehr hart. Er folgt damit der Linie von Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Die Grünen). Kürzlich wurde das Bettelverbot in Innsbruck mit einer knappen Gemeinderatsmehrheit aufgehoben – mehr dazu in Stilles Betteln am Christkindlmarkt erlaubt.
Gesellschaft soll nicht wegschauen
Es gelte weiter entschieden die Armut zu bekämpfen, nicht die Armen, und die Augen nicht vor Leid und Not der Mitmenschen zu verschließen: „Für uns als Gesellschaft und als Menschen ist es wichtig, zu schauen, wo die neuen Gesichter der Armut sind. Denn es gibt sie, trotz des starken sozialen Netzwerks“, erklärte Glettler.
Kinder beschützen und fördern
Aufmerksamer solle Tirol außerdem auf die Situation der Kinder achten. Es gehe darum, ihre Rechte zu wahren und ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich gut entwickeln können, so Glettler: „An die 13, 14 Prozent von Kindern sind von Mobbing betroffen. Diese Kinder fühlen sich nicht willkommen, sie erfahren Häme und Verachtung.“ Die Basis für eine funktionierende Gemeinschaft müsse schon in der Kindheit gelegt werden, erklärte Glettler, der die Kinder- und Jugendarbeit in der Diözese Innsbruck in den nächsten Jahren stärken und ausbauen möchte.
Hilfe auch für stigmatisierte Menschen
Zu denen, die besonders dringend Unterstützung und Hilfe brauchen, gehörten für den Bischof nach wie vor suchtkranke Menschen: „Drogenkranke sind die Elendigen unserer Zeit“, erklärte Glettler: „Keiner will sie haben. Dabei bräuchten sie dringend einen Ort, wo sie sein dürfen.“ Armut und Not sei nicht immer schön, sondern habe auch ein „hässliches Gesicht“ bei dem es besonders gelte, hinzusehen.
Man müsse auch nach Möglichkeiten und Wegen suchen, der häuslichen Gewalt wirksam zu begegnen, so Glettler. Es fehle an Beratungsstellen für Männer: „Es braucht auch Stellen für Männer, die gewalttätig geworden sind, oder die abgewiesen wurden“, sagte der Bischof. Es sei wichtig, in die Prävention zu investieren und daran zu arbeiten, Gewalt möglichst zu reduzieren.