Insolvenz
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Wirtschaft

Unternehmenspleiten stark gestiegen

Zum ersten Mal seit Jahren sind die Insolvenzen von Unternehmen wieder angestiegen. In Tirol sogar am stärksten in ganz Österreich. Das meldete der Kreditschutzverband 1870. Demnach sind im vergangenen Jahr 318 Firmen in die Insolvenz geschlittert.

Im laufenden Jahr wurden 182 Insolvenzverfahren über Tiroler Unternehmen eröffnet. In 136 weiteren Fällen war nicht einmal mehr soviel Vermögen vorhanden, um ein Verfahren am Landesgericht Innsbruck überhaupt eröffnen zu können. Das sei für die Gläubiger eine besonders ernüchternde Situation, weil sie dann kein Geld sehen.

Trendumkehr zu mehr Firmenpleiten

Nach Auskunft des KSV 1870 war das vergangene Jahr das mit der niedrigsten Insolvenzquote seit der Jahrtausendwende. 2019 wurde diese Entwicklung dann ins Gegenteil verkehrt. Die Insolvenzen stiegen in Tirol so stark wie in keinem anderen österreichischen Bundesland. „Bei einem 10-Jahresvergleich zeigt sich aber, dass kein Grund zur Panik besteht,“ sagte Klaus Schaller, Regionalleiter West beim KSV 1870. Die Zunahme heuer liege immer noch deutlich unter dem Wert des Jahres 2014.

Insolvenzstatistik 2019

Bundesland Fälle 2019 Fälle 2018 Veränderung Passiva 2019 (Mio)
Wien 1.674 1.679 0,3 % 473
Niederösterreich 877 943 -0,7 % 270
Burgenland 195 170 14,7 % 44
Oberösterreich 567 560 1,3 % 209
Salzburg 366 332 10,2 % 93
Vorarlberg 123 119 3,4 % 76
Tirol 318 252 26,2 % 83
Steiermark 584 608 -3,9 % 359
Kärnten 314 317 0,9 % 82
Quelle: KSV1870

Wettbewerb wird immer härter

Es gehöre zu einem gesunden Wirtschaftssystem dazu, dass Betriebe straucheln und aus dem Wettbewerb ausscheiden. Dafür haben neue innovative Unternehmen die Chance, sich am Markt zu behaupten, analysierte Klaus Schaller die aktuelle Situation. Es zeige sich aber, dass der Wettbewerb zwischen den Tiroler Unternehmen härter geworden sei.

Großinsolvenzen sind ausgeblieben

Auch wenn die Zahlen der Firmenpleiten gestiegen sind, es hat dabei keine Großinsolvenz gegeben. In keinem der Tiroler Verfahren lagen die Verbindlichkeiten über der 10-Millionen Euro Grenze. Mit Verbindlichkeiten von rund 8.8 Millionen Euro ist die Pleite der Capital&Immobilieninvest GmbH aus Wörgl die größte Insolvenz in diesem Jahr in Tirol. Für die zweitgrößte Pleite sorgte mit Passiva von 3,6 Millionen Euro die Mattro-Gruppe aus Schwaz. Wenn man auf das gesamte Bundesgebiet schaue, habe es in Österreich heuer fast 30 Großinsolvenzen mit über 10 Millionen Euro gegeben. Diese hohe Zahl sei durchaus unüblich, so der KSV 1870. Zumindest vor solchen großen Fällen sei Tirol verschont geblieben.

Schulden werden wieder höher

Die vom KSV 1870 in Tirol verzeichneten Verbindlichkeiten sind um 77 Prozent und damit auf 83 Millionen Euro angestiegen. Das zeige, dass die Insolvenzverfahren in Tirol wieder größer werden. Trotzdem würden Klein- und Kleinstinsolvenzverfahren den größten Anteil an Firmenpleiten ausmachen. Für den markanten Anstieg seien vor allem mehrere Hotelpleiten in den vergangenen Monaten verantwortlich.

Vorsichtig optimistisch fürs neue Jahr

Für das kommende Jahr erwartet der KSV 1970 keine massiven Änderungen. Ein schwieriger werdendes Marktumfeld fühle nicht sofort zu einem Anstieg der Pleiten. Es würde eine gewise Zeitspanne vergehen, bis sich die negativen Auswirkungen auf das Insolvenzniveau durchschlagen. Bevor ein Betrieb pleite gehe, würden in der Regel die letzten Reserven aufgebraucht. Die 400-Marke an Firmenpleiten würde wohl nicht überschritten werden, solange die Zinsen nicht markant ansteigen.

Rückgang bei den Privatinsolvenzen

Wegen der Änderung der Gesetzeslage 2017 waren in den beiden vergangenen Jahren Extremwerte bei den privaten Schuldenregulierungsverfahren zu beobachten. 2019 wurden 637 Verfahren an den Bezirksgerichten in Tirol durchgeführt. Das sind um 145 Verfahren oder 18,5 Prozent weniger als 2018. Das bedeute, dass sich die Situation nun wieder stabilisiere, so Schaller.