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Die Werkstatt des Grauens in Salurn

Der Nikolaus belohnt die braven Kinder, der Krampus bestraft die unartigen. Die Tradition der teuflischen Masken geht auf vorchristliche Zeiten zurück. Ein junger Künstler aus Südtirol befasst sich mit dem Larven-Kult und experimentiert mit den Holzfratzen.

Für den Bildhauer Luca Pojer ist der Beginn des Dezembers das Ende eines Arbeitsjahres. Der Salurner schafft teuflische Fratzen für die Krampus-Umzüge, die in diesen Tagen in vielen Südtiroler Dörfern stattfinden. Jede seiner Masken ist ein handgefertigtes Einzelstück. Allein in diesem Jahr hat er 20 Stück angefertigt.

In der Wekstatt
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100 Arbeitsstunden steckt Luca Pojer in einer Krampusmaske bis sie einsatzbereit ist

Experimente und Tradition

Luca Pojer ist fasziniert von dem Krampus-Kult. Die Larven begleiten den jungen Künstler schon seit vielen Jahren. Er weiß daher genau, worauf es bei einer guten Maske ankommt. „Das Um und Auf ist die Bemalung. Der Ausdruck eines Krampus hängt beinahe vollkommen von den Farben auf dem Holz ab“, weiß der Bildhauer. „Da kann beim Schnitzen einiges schiefgehen, mit der Bemalung holt man das meiste heraus.“

Daher ist der Salurner auch auf ganz neue Ideen gekommen. Luca Pojers Masken sind Kunstwerke. Er versucht mit neuen artistischen Methoden Tradition und Moderne zu verbinden. „Diese Verschmelzung zwischen alt und neu finde ich spannend“, erklärt der Künstler mit einem Blick auf eine silberfarbene Larve. „Hier habe ich das Holz mit Feuer bearbeitet. Danach hab ich eine Silberfolie darübergelegt“, erklärt der Bildhauer.

Maske 3
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Das Holz verbrennt Luca Pojer, danach kommt eine Silberschicht auf die Maske

Fotos alter Menschen dienen als Vorlage

Um eine gelungene Krampus-Larve zu schnitzen braucht es eine gute Vorlage. Diese findet der Salurner meistens im Internet. Er orientiert sich vor allem an Fotos von alten Menschen. „Es sind die Falten in einem Gesicht, die meine Werke echt aussehen lassen“, beschreibt Luca seine künstlerische Arbeit. Die Vorlagen verpassen den Larven den passenden Ausdruck. Schaffelle, geschwungene Hörner und Pferdeschweife verwandeln die hölzernen Hüllen in animalische Monster. Etwa 100 Arbeitsstunden vergehen, bis ein Krampus das Licht der Welt erblickt und er einen Besitzer finden kann.

Während in den Straßen von Salurn schon die eine oder andere Kuhschelle einen Krampus ankündigt, sitzt Luca Pojer noch ganz entspannt in seiner Werkstatt. Viel Angst hat er vor den gruselig maskierten Kreaturen nicht, immerhin ist er es, der ihnen überhaupt Leben einhaucht. Kurz vor dem großen Umzug in seinem Dorf hat er noch einmal alle Hände voll zu tun.

Maske 1
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Schaurig und zugleich faszinierend: Luca Pojer beherrscht die Kunst des Larvenschnitzens

In Szene gesetzt

Die vorweihnachtliche Zeit hat Luca Pojer genutzt, um seine Krampusmasken zur Schau zu stellen. Einige seiner Werke sind nämlich unverkäuflich. Im Gemeindehaus von Pfatten präsentiert er die Fratzen noch einige Tage. Dort stellt der junge Künstler aus Salurn nich nur seine teuflischen Larven aus, sondern zeigt auch andere Werke, wie Nikoläuse.