Auerhahn
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Redhaus

Für einige Waldbewohner wird es eng

Tiere, wie beispielsweise der Auerhahn, brauchen naturbelassene Lebensräume. Aufforstung, Verbauungen oder auch der Freizeittourismus stören den Lebensraum der Tiere. In Tirol gibt es Bestrebungen, wieder mehr naturbelassenen Lebensraum zu schaffen.

Im ORF Tirol Redhaus wollte der 10-jährige Jakob aus der NMS St. Anton wissen, ob der Auerhahn überleben wird und warum es immer weniger solcher Tiere gibt. Zusammen mit ihm hat sich das Redhaus-Team im Alpenzoo auf die Suche nach Antworten gemacht.

Der Auerhahn hat es in Zentraleuropa schwer

Der Zoologe und Kurator des Alpenzoos, Dirk Ullrich, ist sich sicher, dass der Auerhahn überleben wird. Zwar hätte es die Vogelart in West- und Zentraleuropa etwas schwer, in Osteuropa und Teilen Skandinaviens gebe es aber eine ganze Menge von Auerhühnern. In Tirol werden seit 2005 Zahlen über das Auerwild erhoben. Bei der letzten Bestandserhebung 2015 wurden laut Jägerverband in Tirol insgesamt 4.951 Auerhühner gezählt. Der Großteil davon seien aber Hähne, weil Weibchen in der freien Wildbahn fast nicht entdeckt würden, hieß es beim Jägerverband.

Ullrich im Gesrpäch mit Jakob
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Dirk Ullrich vom Alpenzoo erklärt Jakob aus der NMS St. Anton, wie es um den Auerhahn in Tirol bestellt ist

Bei der Erhebung 2010 zählte man in Tirol noch 5.388 Tiere. Es sei also ein gewisser Negativtrend erkennbar. Genauer abschätzen könne man diesen Trend aber erst, wenn im Frühjahr 2020 neue Zahlen vorliegen. „Fakt ist, die Lebensräume sind auf dem absteigenden Ast, und da muss man entgegenwirken“, so Ullrich. Akut vom Aussterben bedroht seien zwar in Tirol die Tiere nicht, eine negative Tendenz sei aber erkennbar. „Man hat in letzter Zeit wenige neue Tiere gefunden, das heißt, dass der Bruterfolg nicht so hoch ist“, sagte Ullrich.

Großes Problem bei Fischen

Laut Ullrich sind in Tirol alle Tierarten von einer Abnahme betroffen, die in naturbelassenen Zonen ihren natürlichen Lebensraum haben. Vor allem immer mehr Fischarten würden durch Flussbegradigungen verschwinden. „Das ist ein riesen Problem bei uns“, so Ullrich. Aber auch bei Hühnern sei nicht nur das Auerhuhn, sondern zum Beispiel auch das Birk- oder Haselhuhn betroffen. Haselhühner seien auf naturbelassene Räume in Laub- und Mischwäldern angewiesen, der Auerhahn und das Birkhuhn auf natürliche Wälder in höheren Lagen.

Freizeittourismus als Bedrohung für die Tiere

Für Wildarten, die im Wald oder auch oberhalb der Waldgrenze heimisch sind, stellen vor allem Tourengeher, Skifahrer, Mountainbiker oder auch Wanderer eine große Bedrohung dar. „Gerade in der Brut- und Aufzuchtzeit von Jungtieren spielt das eine erhebliche Rolle“, so der Kurator des Alpenzoos. Der Freizeittourismus auf den Bergen sei also vor allem in der Fortpflanzungszeit eine große Bedrohung für die Tiere.

Zwei Rodler
ORF/Hubert Gogl
Freizeittourismus stellt für Wildtiere eine große Bedrohung dar

Als Lösung für dieses Problem könnte sich Ullrich vorgegebene Routen, unabhängig von der Sportart, vorstellen. Zwischen diesen Routen müssten auch Ruhezonen errichtet werden. Wenn es nämlich solche Zonen gäbe, seien die Wildtiere auch schlau genug, sich in solchen Ruhezonen anzusiedeln, so der Experte.

Natürlicher Wald als Voraussetzung

Ein weiteres großes Problem sind laut Ullrich in Tirol die vielen Agrarflächen. Daneben werden viele Wälder als Nutz- oder Schutzwald aufgeforstet, was den Lebensraum von Wildtieren erheblich stört. „Man müsste Leuten, denen Ländereien gehören, klar machen, dass der Wald auch einfach ein bisschen in Ruhe gelassen werden muss“, sagt der Zoologe. „Also Windwurf einfach liegen lässt.“

Jakob bestaunt den Auerhahn
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Wildtiere sind auf naturbelassene Lebensräume angewiesen – vor allem in der Fortpflanzungszeit

Das Problem dabei sei, dass liegengelassenes Holz auch einen finanziellen Verlust für Grundbesitzer bedeutet. Gerade in Tirol gebe es aber Bestrebungen einen Ausgleich zu schaffen. Jäger, Förster und Bundesforste seien bestrebt, wieder mehr naturbelassene Lebensräume zu schaffen.