Warterum
ORF
ORF
Gesundheit

Notaufnahmen sollen entlastet werden

Südtirols Notaufnahmen sind chronisch überfüllt. In 60 Prozent der Fälle liegt allerdings kein Notfall vor. Die langen Wartezeiten gehen auf die Kosten jener Patienten, die tatsächlich dringend Hilfe brauchen. Eine Aufklärungskampagne der Notaufnahme Bozen soll dieser Kultur ein Ende bereiten.

In keiner anderen Provinz Italiens suchen Bürger wegen nicht dringender Beschwerden so oft die Erste Hilfe auf wie in Südtirol. Es ist keine Seltenheit, dass Patienten mit leichten Ohrenschmerzen und anderen Wehwehchen in der Notaufnahme Platz nehmen. Sich direkt im Krankenhaus behandeln zu lassen, erspart den Umweg über den Hausarzt. Was dem Einzelnen vermeintlich Zeit verschaffen mag, führt in Summe zur überfüllten Wartesälen.

Erste Hilfe Station
ORF
Erste Hilfe Station in Meran

Wartezeit soll bis 2020 halbiert werden

Im Schnitt warten Patienten in der Notaufnahmen Bozen fast vier Stunden auf eine Behandlung. Bis Ende 2020 soll diese Zeit halbiert werden. Mit einer Aufklärungskampagne will der Gesundheitsbetrieb die Bürger und Bürgerinnen auf die Problematik aufmerksam machen. Es soll klar werden, wofür die Notaufnahme wirklich da ist.

„Es gibt den klassischen Südtiroler Patienten. Er verspürt drei Monate lang Schmerzen und kommt dann zu uns ins Krankenhaus, weil er grade Zeit hatte, obwohl er sich in der Zwischenzeit leicht hätte anders organisieren können.“, so der Primar der Notaufnahme am Krankenhaus Bozen, Dr. Mario La Guardia.

Eine erste erzieherische Maßnahme tritt ab ersten Dezember in Kraft: Alle Patienten die mit einem nicht dringenden Gesundheitsproblem (Kodex Blau) eine der Notaufnahmen aufsuchen, müssen 25 Euro zahlen. Bisher waren es 15 Euro mit einer Ausnahme für Ticketbefreite.

Warteraum
ORF
Warteraum im Bozner Krankenhaus

Patienten müssen sensibilisiert werden

Der Südtiroler kann auch herzlos sein, wenn es um seine Gesundheit geht. Das erlebte der Primar La Guardia selbst, als eines Abends ein Notfall mit einer vierköpfigen Familie ankam.

Ein sechs Monate altes Baby war in den Armen eines Polizisten gerade verstorben und auch den Kampf um das Leben des älteren Geschwisterchens hatten die Ärzte verloren. Der Vater lag im Koma und die Mutter stand unter Schock. Während dem Einsatz beklagte sich ein älterer Herr über die langen Wartezeiten.

Extremfälle mögen die Ausnahme sein, nicht dringende Zugänge aber die Regel. Im kommenden Jahr sollen weitere Vorkehrungen getroffen werden. Auch der Selbstkostenbeitrag für Untersuchungen wird diskutiert. Die Reanimation des Patienten „Notaufnahme“ hat gerade erst begonnen.