Martinsbühel
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Soziales

Missbrauch: Weitere Heime werden geprüft

Die Kommission zur Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe in Tiroler Heimen weitet ihre Arbeit aus. Nach dem früheren Mädchenheim Martinsbühel in Zirl sollen nun alle nicht öffentlichen und konfessionellen Heime untersucht werden.

Die Kommission zur Aufarbeitung der Vorwürfe gegen das frühere Mädchenheim Martinsbühel in Zirl nahm Anfang des Jahres ihre Arbeit auf. Martinsbühel war keine Fürsorgeeinrichtung des Landes, es wurden aber vom Land Mädchen dorthin zugewiesen. Geführt wurde das Mädchenheim bis 2008 von den Benediktinerinnen. Nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe im Jahr 2010 hatten sich rund 100 ehemalige Heimkinder an die Ombudsstelle der Diözese Innsbruck gewandt.

„Gerade weil es bei der Aufarbeitung der Vorkommnisse in Martinsbühel um die Beleuchtung jener Strukturen geht, die solche Geschehnisse überhaupt erst ermöglichen, sind wir mit der Kommission übereingekommen, alle nicht öffentlichen und konfessionellen Heime in einer Gesamtschau darzustellen, die in der bisherigen, vom Land Tirol bzw. den Ländern Tirol und Vorarlberg finanzierten Aufarbeitung der Jugendfürsorge und Heimerziehung nicht berücksichtigt wurden“, erklärten LH Günther Platter (ÖVP), Landesrätin Gabriele Fischer (Grüne) und Bischof Hermann Glettler.

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Mädchenheim Martinsbühel in Zirl

Für die Erweiterung des Arbeitsauftrages werden vom Land Tirol und der Diözese Innsbruck zusätzliche Finanzmittel in der Höhe von je 125.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Systematische Zusammenschau der Vorfälle

Durch die Ausweitung der Untersuchungen soll eine „systematische Zusammenschau“ ermöglicht werden, was in den unterschiedlichen Tiroler Erziehungs- und Pflegeheimen vorgefallen ist, wer für die Zuweisung, Begleitung und Kontrolle verantwortlich war und vor allem, unter welchen Bedingungen in den entsprechenden Institutionen gearbeitet werden musste, hieß es.

Neben dem Mädchenheim Martinsbühel wird die Dreierkommission das Erziehungsheim Scharnitz, die Bubenburg St. Josef in Fügen, das Haus St. Josef in Mils und das Josefinum in Volders miteinbeziehen.

Eingang zur Schule Bubenburg in Fügen
APA/Roland Mühlanger
Eingang zur Bubenburg in Fügen

Im Zwischenbericht der Dreierkommission hieß es außerdem, dass mittlerweile Einsicht in die noch vorhandenen Überlieferungen des Heimes Martinsbühel genommen werden konnte. Darüber hinaus sei Kontakt mit dem Mutterkloster der Benediktinerinnen in der Schweiz aufgenommen worden. In einer offiziellen Stellungnahme dieser für die ehemaligen Schwestern von Martinsbühel und Scharnitz-Verantwortlichen, die Bischof Glettler vorliege, sei der Kommission die volle Unterstützung für ihre Arbeit zugesichert worden. Außerdem bat die aktuell zuständige Oberin des Frauenklosters Melchtal um Entschuldigung für die Vorfälle in den Heimen.