09.09.19 Saalfelden: Start für neue Pflegeausbildung
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Soziales

Pflege: Weniger Lohn für Assistentinnen

Die Liste Fritz sieht durch die mit 1. Jänner 2020 in Kraft tretende Novelle des Gemeinde-Vertragsbedienstetengesetz eine Schlechterstellung von Pflegeassistenten und Heimhelfer. Sie würden im neuen Entlohnungssystem schlechter verdienen als im alten. Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider sprach am Donnerstag von einem „Skandal“.

Lediglich diplomierte Pflegekräfte würden durch das neue Gesetz besser aussteigen. Die Betroffenen würden sich „verarscht fühlen“, sagte Liste Fritz- Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider, die von einem „Skandal“ spricht.

Große Enttäuschung bei Pflegeassistenten

Den Mitarbeitern in den Altenwohn- und Pflegeheimen und den Gesundheits- und Sozialsprengeln sei eine Besserstellung durch die Novelle versprochen worden. Nun habe es aber ein böses Erwachen bei den Pflegeassistenten gegeben. „Statt einer besseren Bezahlung gibt es jetzt eine schlechtere Bezahlung. Die Enttäuschung ist wahnsinnig groß“, so die Klubobfrau.

Jeder in der Pflege bereits Beschäftigte könne selbst entscheiden, ob er in das neue System wechselt, oder im alten verbleibt. Bei einer Neuanstellung steige man aber automatisch in das neue System ein und auch, wenn man den Arbeitsplatz wechselt. Ein Betroffener rechnete vor: „Wenn ich in das neue System umsteigen würde, würde ich auf meine Lebensarbeitszeit gerechnet insgesamt 30.600 Euro brutto weniger verdienen.“ Rund 80 Prozent der Pflegeassistenten würden durch das neue Schema schlechter aussteigen. Dieses sehe in den ersten Beschäftigungsjahren zwar eine geringe Erhöhung des Gehalts vor, „danach gibt es aber ein sattes Minus“, meinte Haselwanter-Schneider.

Für Tilg "gutes Gesamtwerk

Der zuständige Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) spricht von einem „guten Gesamtwerk“. „Einzelfälle“ müssten geprüft werden. Die Gemeinden hätten aber die Mögllichkeit, Dienstentgänge abzufedern.

Brief von Gesundheitslandesrat an Betroffene

„Bereits vor drei Monaten haben wir uns telefonisch und per E-Mail an den Landeshauptmann (Günther Platter, ÖVP, Anm.) und an Tilg (Bernhard, Gesundheitslandesrat, ÖVP, Anm.) gewandt“, schilderte eine weitere Betroffene. Erst gestern, Mittwoch, hätten sie ein Antwortschreiben erhalten. „Darin steht sinngemäß, dass wir ohnehin mit dem zufrieden sein können, was wir verdienen“, meinte die Pflegeassistentin. Betroffen sind die Pflegeassistenten und Heimhelfer in 57 von insgesamt 92 Altenwohn- und Pflegeheimen in Tirol, die bei der Entlohnung unter das Gemeinde-Vertragsbedienstetengesetz fallen.

Die Liste Fritz werde deshalb für die Landtagssitzung in der kommenden Woche zwei Dringlichkeitsanträge einbringen, worin unter anderem die sofortige Reparatur des Gesetz gefordert wird. „So geht man mit einer Gruppe, die man dringend braucht, nicht um“, empörte sich die Haselwanter-Schneider, die sich selbst als Greta Thunberg der Pflege bezeichnete. Für sie sei Landesrat Tilg schon seit längerem rücktrittsreif.

SPÖ im Gleichklang mit der Liste Fritz

Auch die SPÖ forderte in einer Aussendung eine Nachbesserung bei der Gehaltsanpassung. „Ziel des Pflege-Paktums war es, den Pflegeberuf durch eine Gehaltsverbesserung zu attraktivieren und gleiches Geld für gleiche Arbeit am gleichen Ort zu gewähren“, erklärte Arbeitssprecher und ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth. Besonders Pflegeassistenten und Heimhelfer seien bei der Aufbesserung durch das neue Schema aber nicht ausreichend berücksichtigt worden, sie seien teilweise sogar mit Verschlechterungen konfrontiert. „Da müssen wir nachschärfen“, meinte Wohlgemuth. Die SPÖ Tirol fordere daher in einem Dringlichkeitsantrag umgehend Nachbesserungen in diesem Bereich.