Henne vor Stall
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Landwirtschaft

Südtiroler Hennen suchen Paten

Im Tauferer Ahrntal leben Adoptivkinder der unüblichen Art. Die Bäuerin Sabine Schrott züchtet vergessene Hühnerrassen. Damit sich die artgerechte, aber teure Haltung auch bezahlt macht, sucht sie nach Paten für ihre Hennen.

Jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei? Damit hätte die gewöhnliche Henne schon allerhand zu tun. Sabine Schrott will ihren Hühnern und sich selbst den Stress der kommerziellen Landwirtschaft nicht antun. Ihre Schützlinge dürfen legen, soviel sie können und wollen. Generell ticken die Uhren auf dem Felderhof in der Nähe von Bruneck langsamer.

Gärtnerei Sabine
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„Pflegemama“ Sabine Schrott im Tomaten-Gewächshaus

Auf dem Hof der Pusterin hat längst Vergessenes seinen Platz gefunden. Im Gewächshaus wachsen alte Gemüsesorten, im Hühnerstall leben sechs verschiedene alte Hühnerrassen – darunter auch die „Neue Tiroler Henne“. Ihr Vorfahr, das Tiroler Huhn, starb vor etwa 100 Jahren aus. Seit 2010 wird die Hühnerrasse in der Schweiz und in Südtirol rückgezüchtet.

2 Hennen
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Zu erkennen sind die seltenen Hennen an ihren nach vorne gebogenen Spitzhauben

Geschäftsmodell Patenschaft

Damit sich das neue alte Huhn verbreiten kann, muss sich seine Haltung auch rentieren. Für ihre außerordentliche Legeleistung sind die bunten Hennen nicht gerade bekannt, der regelmäßige Verkauf der Eier ist daher schwierig. Deshalb hat Sabine ihre Hennen zur Adoption frei geben. Knapp 100 Euro im Jahr kostet die Patenschaft. Mit dem Betrag ist der Arbeitsaufwand gedeckt und die Paten unterstützen die Tiervielfalt. Im Gegenzug gibt es auch frische Eier von der Adoptiv-Henne, die weiter im Hühnerstall am Felderhof leben darf.

Anfangs waren manche der Paten allerdings enttäuscht, erzählt die Bäuerin. Die Hennen legen nicht immer genug, um einen mehrköpfigen Haushalt zu versorgen. Vor allem hängt die Legefreudigkeit der Adoptiv-Hennen vom Kalender ab. Im April sind sie aktiver als im Winter- und das mussten ihre Paten erst akzeptieren.

Henne vor Stall
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Neben der Neuen Tiroler Henne leben auch gewöhnliche Hybrid-Hennen im Hühnerstall

Landwirtschaft ohne Druck

Heute leben die Hennen-Paten den Zyklus der Tiere mit, auch wenn im Dezember vielleicht nur ein Ei zum Kekse backen reichen muss. „Solidarische Landwirtschaft“, so nennt Sabine ihre Herangehensweise. Sie will die Konsumenten in den Kreislauf ihrer Erzeugnisse miteinbeziehen. Wohl auch, damit sie verstehen, dass die Natur oft mehr Zeit braucht als wir ihr geben.

Seit ihre Hennen durch eine Patenschaft abgesichert sind, kann es die Bäuerin gelassener angehen. Durch die Unterstützung von außen kann Sabine die Vielfalt vom Gewächshaus bis in den Hühnerstall wachsen lassen und sie an andere weiter geben. Auch das gehört zur solidarischen Landwirtschaft.