Seniorinnen in Rikscha am Innufer
ORF
ORF
„Bewusst gesund“

Mit der Rikscha an die frische Luft

Mit der Rikscha an die frische Luft fahren – dieses Angebot macht der Verein Abenteuer Demenz Heimbewohnern in Innsbruck. Zu zweit sitzen die Gäste vor dem Fahrer und genießen die Aussicht. Nach anfänglicher Skepsis schätzen mittlerweile auch Experten die positive Wirkung der Ausflüge.

Zu fixen Terminen bietet der Verein „Abenteuer Demenz“ die Ausflugsfahrten an mehreren Wohnheimen in Innsbruck und Völs an. Die Passagiere sind angegurtet. Die Sorge, sie könnten während der Fahrt absteigen, habe sich als unbegründet erwiesen, berichtet Projektinitiatorin Tatjana Weiler. „Wenn die Gäste sitzen und die Natur wahrnehmen, haben sie keinen Impuls, abzusteigen.“

Seniorinnen werden in Rikscha angeschnallt
ORF
Bitte anschnallen, heißt es beim Besteigen. Den Körperkontakt finden die Passagiere gar nicht unangenehm.

Für gesunde und kranke Heimbewohner

Die Fahrten dauern rund eine Stunde und führen entweder in die Stadt oder ins Grüne. Das Rikschaprojekt entstand aus der Arbeit mit Demenzkranken, so Weiler. In den Heimen dürfen sich aber alle Bewohnerinnen und Bewohner anmelden. Da zwei Drittel von ihnen an Demenz erkrankt sind, kommen „automatisch“ die Betroffenen zum Zug.

Sowohl bei den Bewohnerinnen und Bewohnern als auch beim Fachpersonal herrschte anfangs Skepsis. Erstere schreckte die Vorstellung vorne auf dem Fahrrad zu sitzen statt hinten, zweitere fürchteten die Sturzgefahr. Nach mehreren Monaten Erfahrung erwies sich das Projekt als voller Erfolg, Anmeldelisten füllen sich rasch.

Seniorinnen in Rikscha am Innufer
ORF
Wind im Haar, Frischluft in der Nase – Reize wie diese stellen im Gehirn neue Verbindungen her.

Experten schätzen nichtmedikamentöse Therapie

Alfred Oberwalder, Pflegedienstleiter des Wohnheims Pradl spricht gegenüber tirol.ORF.at von einer auch für das Gedächtnis bereichernden Abwechslung durch die Ausflüge. Viele Heimbewohner kämen alleine vom Heim nicht fort, die Ausflüge z.B. in die Stadt oder zum Baggersee seien gerade bei Demenzpatienten befreiend für Seele und Geist. „Diese positiven Reize sind wichtig für Demenzkranke“, so Oberwalder, „man erreicht sie damit.“

Neue Fahrer sind immer willkommen

Die Rikschafahrer fahren ehrenamtlich, sie sind Studierende, Jungpensionisten oder Asylwerber. Die Ausflüge finden immer zu viert statt: zwei Passagiere, ein Fahrer, eine weitere Begleitperson allein auf einem Fahrrad. Dass immer eine Begleitperson mitfährt, soll die Sicherheit erhöhen: Die Begleitung kann die Passagiere von vorne im Blick haben und besser mit ihnen kommunizieren als der Fahrer, der hinter ihnen sitzt. An den Kosten für das Gefährt beteiligte sich die Stadt Innsbruck.