Universität Innsbruck Hauptgebäude
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Wissenschaft

Uni arbeitet eigene Geschichte neu auf

Die Universität Innsbruck hat eine zweibändige Universitätsgeschichte vorgelegt, bei der sie die eigene Geschichte wissenschaftlich neu aufgearbeitet hat. Zudem wurde anlässlich des 350-Jahr-Jubiläums die Kunstintervention von Wolfgang Flatz am „Ehrenmal“ vor dem Hauptgebäude enthüllt.

Rund 2.000 Seiten umfasst das Werk, bei dem auch „dunkle Kapitel der Universitätsgeschichte“ beleuchtet werden, wie der Zeithistoriker und Herausgeber des Werkes, Dirk Rupnow, am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck sagte. Besondere Aufmerksamkeit widme man insgesamt der Zeit ab 1900, fügte er hinzu. Beleuchtet wurde auch die „Verstrickung der Universität in menschenverachtende Ideologien“, so Rupnow.

Kunstintervention vor Hauptgebäude enthüllt

Über die Struktur der Bände referierte die zweite Herausgeberin, die Historikerin Margret Friedrich. Im ersten Band habe man verschiedene „Phasen der Universitätsgeschichte“ beleuchten wollen, während im zweiten Band mit „Tiefenbohrungen“ gearbeitet wurde und die Autoren dabei einzelne Aspekte dieser Phasen genauer betrachten. Autoren sind bei alldem vornehmlich Wissenschafter der Universität Innsbruck selbst, was nicht zuletzt ein Statement sei, da dadurch die „Expertise im Haus“ sichtbar werde, so Rupnow.

UNIVERSITÄT INNSBRUCK ARBEITET EIGENE GESCHICHTE NEU AUF
APA/MARKUS STEGMAYR
Das Ehrenmal vor der Uni wurde vom österreichischen Künstler Wolfgang Faltz zum Teil überdeckt

Sehr wohl Unterstützung von außen hat man sich aber für die Kunstintervention geholt, die am „Ehrenmal“ vor dem Hauptgebäude vorgenommen wurde. Die martialische Anmutung des Denkmals von Lois Welzenbacher aus dem Jahr 1926, das den Gefallenen des Ersten Weltkrieges gedenken soll, hat Wolfgang Flatz mit blutgetränkten Lettern erweitert und zum Teil überdeckt.

Denkmal in „Graffiti-Stil“ verändert

Den Begriffen Ehre, Treue und Vaterland stellt er jeweils das Wort „Welche“ zur Seite und konstruiert damit eine Frage. Eine große weiße Rose soll weiters die „Stimmung“ des Denkmals verändern. „Das monumentale Denkmal hat mich bei der ersten Besichtigung damals sehr beeindruckt“, sagte der Künstler, dessen Interventions-Vorschlag nach einer Ausschreibung von einer Jury einstimmig gewählt wurde.

„Es ging mir darum das Wesentliche, den Kern der Sache herauszuarbeiten“, erklärte er. „Oftmals ist das Einfachste auch das Beste“, fügte er hinzu. Er habe sich bei seinem Kunstwerk außerdem einer „Sprayer-Ästhetik“ und der „Ästhetik der Straßensprache“ bedient, hielt Flatz fest.

Eine Uni und Österreichs Italien-Frage

Universitäten können Seismografen für gesellschaftliche Entwicklungen und Spannungen einer Zeit sein. Die westlichste Universität des Landes stand im Zentrum großer historischer Umwälzungen.

Archivaufnahme der Uni Innsbruck
Universitätsarchiv Innsbruck
Der Blick auf das Hauptgebäude am Innrain mit dem Ehrenmal von 1926 für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs

Der Streit zwischen Italien und Österreich vor dem Ersten Weltkrieg entzündete sich immer wieder an der Universität Innsbruck – und auch den Verlust Südtirols 1919 wollte man hier wissenschaftlich verhindern – mehr dauz in Uni Innsbruck und die Italien-Frage