Rund 2.000 Seiten umfasst das Werk, bei dem auch „dunkle Kapitel der Universitätsgeschichte“ beleuchtet werden, wie der Zeithistoriker und Herausgeber des Werkes, Dirk Rupnow, am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck sagte. Besondere Aufmerksamkeit widme man insgesamt der Zeit ab 1900, fügte er hinzu. Beleuchtet wurde auch die „Verstrickung der Universität in menschenverachtende Ideologien“, so Rupnow.
Kunstintervention vor Hauptgebäude enthüllt
Über die Struktur der Bände referierte die zweite Herausgeberin, die Historikerin Margret Friedrich. Im ersten Band habe man verschiedene „Phasen der Universitätsgeschichte“ beleuchten wollen, während im zweiten Band mit „Tiefenbohrungen“ gearbeitet wurde und die Autoren dabei einzelne Aspekte dieser Phasen genauer betrachten. Autoren sind bei alldem vornehmlich Wissenschafter der Universität Innsbruck selbst, was nicht zuletzt ein Statement sei, da dadurch die „Expertise im Haus“ sichtbar werde, so Rupnow.
Sehr wohl Unterstützung von außen hat man sich aber für die Kunstintervention geholt, die am „Ehrenmal“ vor dem Hauptgebäude vorgenommen wurde. Die martialische Anmutung des Denkmals von Lois Welzenbacher aus dem Jahr 1926, das den Gefallenen des Ersten Weltkrieges gedenken soll, hat Wolfgang Flatz mit blutgetränkten Lettern erweitert und zum Teil überdeckt.
Denkmal in „Graffiti-Stil“ verändert
Den Begriffen Ehre, Treue und Vaterland stellt er jeweils das Wort „Welche“ zur Seite und konstruiert damit eine Frage. Eine große weiße Rose soll weiters die „Stimmung“ des Denkmals verändern. „Das monumentale Denkmal hat mich bei der ersten Besichtigung damals sehr beeindruckt“, sagte der Künstler, dessen Interventions-Vorschlag nach einer Ausschreibung von einer Jury einstimmig gewählt wurde.
„Es ging mir darum das Wesentliche, den Kern der Sache herauszuarbeiten“, erklärte er. „Oftmals ist das Einfachste auch das Beste“, fügte er hinzu. Er habe sich bei seinem Kunstwerk außerdem einer „Sprayer-Ästhetik“ und der „Ästhetik der Straßensprache“ bedient, hielt Flatz fest.
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