Medizin wird zunehmend personalisierter. Gentests informieren Patienten etwa darüber, ob sie eine Veranlagung für bestimmte Krebsarten haben. Solche Gentests gibt es auch an der Innsbrucker Klinik.
Falsche Reaktion auf hohes Krebsrisiko
Ist das Ergebnis dann da, sind viele oft überfordert, erklärte Johannes Zschocke, der Leiter der Humangenetik an der Medizinuni. „Die Patienten erfahren, dass sie irgendwelche Genveränderungen haben – und sollen dann irgendeine Konsequenz daraus ziehen“, so Zschocke. Patienten würden dann oft Bekannte fragen, oder sogar falsche Informationen im Internet finden, sagte Zschocke. „Sie machen dann oft nicht das, was gut für sie wäre, weil sie die Diagnose einfach nicht verstanden haben.“
Acht Studentinnen werden daher im neuen Masterlehrgang zu Beratungsassistenten ausgebildet. Der Lehrgang findet in einer Kooperation von Medizinuni und Fachhochschule Gesundheit statt. Es ist die erste Ausbildung dieser Art im gesamten deutschen Sprachraum.
Nicht jeder Test ist sinnvoll
Die Berater sollen laut Zschocke auch bei der Entscheidung helfen, ob man sich überhaupt testen lassen sollte. „Sehr viele genetische Informationen führen nicht zu Möglichkeiten der Behandlung“, so Zschocke. „Aber sie verursachen Angst, weil ich dann weiß, was auf mich zukommt, aber nichts dagegen unternehmen kann. Ich muss mir daher vorher sehr gut überlegen, was ich wissen will – und was besser nicht. Da brauchen wir sehr viel Kompetenz in der Beratung im Vorfeld von Tests.“
Medizinisch-genetische Sprechstunde in Innsbruck
Bereits jetzt gibt es in Innsbruck eine medizinisch-genetische Sprechstunde. Tausende Tirolerinnen und Tiroler nehmen sie jedes Jahr in Anspruch. Diese Beratung bei Gentests ist auch gesetzlich vorgeschrieben. Die Struktur sei gut, aber es fehlen Mitarbeiter, sagte der Leiter der Humangenetik an der Medizinuni. „Manche Menschen kommen zu uns, weil ihr Kind eine Entwicklungsstörung hat, andere, weil Fehlbildungen aufgetreten sind oder weil Krebs in der Familie vorliegt.“, erklärt Zschocke.
„Wir haben hier in Tirol eine gute Infrastruktur für Beratungen. Derzeit haben wir aber zu wenige Mitarbeiter um alle Personen zu betreuen, die eigentlich eine genetische Beratung benötigen würden. Wir müssen deshalb daran arbeiten, Fachkräfte dafür auszubilden“, so der Mediziner. Ein ideales Team, so Zschocke, setze sich aus Ärzten, Psychologen und sozialen Beratern zusammen. Zukünftig in Tirol auch mit speziell dafür ausgebildeten Assistenten. Im Frühjahr 2022 machen die ersten Studentinnen des neuen Lehrgangs ihren Abschluss.