Die österreichweite Anzahl der Bergtoten ist im Sommer 2019 deutlich von 126 im Jahr 2018 auf 162 angestiegen. Die Gesamtzahl der Verunfallten erhöhte sich hingegen nur leicht von 2.226 auf 2.230. Verantwortlich für die hohe Zahl der tödlich Verunglückten machte Karl Gabl, Präsident des Kuratoriums für alpine Sicherheit, unter anderem den ungebrochenen Trend zum Bergwandern.
Wandersport ist modern
Die positive Entwicklung in Hinblick auf die Anzahl der Bergtoten setzte sich somit 2019 nicht fort. Von 2017 auf 2018 war es zu einem Rückgang der Bergtoten von 136 auf 126 gekommen. „Der Wandersport ist gegenwärtig modern und salonfähig geworden, was auch die vollen Hütten auf den Bergen belegen“, meinte Gabl am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck im Zusammenhang mit dem anhaltenden Wanderhype, der diese Anzahl an Alpintoten 2019 mitverursacht habe.
Zahl der Unfälle erhöht sich mit Zahl der Gäste
Den prozentmäßig größten Anteil an Bergtoten hatte im Sommer 2019, wie auch schon im Vorjahr, das Bundesland Tirol. 61 Menschen fanden hier in den Bergen den Tod, 2018 waren es 49 Personen. Bei den Verunfallten stellt Tirol sogar den größten Anteil: Von den 2.230 Unfällen – darin sind Tote und Verletzte inkludiert – ereignete sich mit 1.013 fast die Hälfte in Tirol.
Eine mögliche Ursache für die hohe Anzahl der tödlich Verunglückten machte der Leiter des Alpindienstes Tirol aus: „Es gab im Jänner starke Schneefälle und der Schnee blieb lange liegen“. Auch der Tatsache, dass es im Jahr 2019 in Tirol mehr Nächtigungen gab, schrieb er eine Rolle zu. „Je mehr Personen am Berg sind, desto mehr passiert auch“, gab er sich pragmatisch. Das wiederum belege die heurige Zahl von 544 Verletzten in Tirol beim Bergwandern.
Hotspots im Unterland und Osttirol
Nicht nur diese Zahlen bereiten Hermann Spiegl, Landesleiter der Tiroler Bergrettung, Kopfzerbrechen. „Es sind vor allem die Hotspots wie Innsbruck, Kufstein, Mayrhofen oder Lienz“, betonte er. An diesen Hotspots gebe es bis zu vier Einsätze täglich. Auch das noch mangelhafte Ausschöpfen von Sicherheitskonzepten prangerte er an. „Die bereits existente App ‚SOS EU ALP‘ kommt noch zu wenig zum Einsatz“, meinte er. Derzeit werde diese erst bei zwei Einsätzen pro Woche benutzt, sie würde aber Suchaktionen erheblich vereinfachen, so Spiegl.
Auch mehr Tote in ganz Österreich
Österreichweit starben in diesem Sommer 85 Menschen beim Bergwandern, 2018 waren es 70. Auch bei den Klettertoten kam es 2019 zu einem Anstieg von zwölf auf 15 im Vergleich zum Vorjahr. Bei den Forstunfällen stieg die Anzahl der Toten von fünf im Jahr 2018 auf nunmehr 17. Das sei unter anderem auf die Aufräumarbeiten nach den Unwettern zurückzuführen, meinte Gabl.
Neue Bergnotfall-App
Sollte ein alpiner Notfall eintreten, sei es entscheidend, den Rettern den eigenen Standort so schnell und genau wie möglich zu übermitteln, sagt Gabl. Das Kuratorium für Alpine Sicherheit empfiehlt dafür eine neue Notfall App, die die Bergrettung gemeinsam mit dem Land Tirol entwickelt hat. Sie nennt sich „EU SOS Alp“ und übermittelt den eigenen Standort mit nur einem Tastendruck direkt in die geographisch zuständige Leitstelle. „EU SOS Alp“ funktioniert bereits in Tirol, Südtirol und Bayern. Nach Ansicht der Experten könnte die App dazu beitragen, die Zahl tödlicher Alpinunfälle künftig zu senken.