Masernimpfung bei einem Kleinkind
APA/GEORG HOCHMUTH
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Gesundheit

Mehr Masernimpfungen in Tirol

In Tirol hat es im ersten Halbjahr um 52 Prozent mehr Masernimpfungen gegeben als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Beim Land Tirol führt man das auf eine breite Impfkampagne im Frühjahr zurück. In Tirol hat es heuer elf Masernfälle gegeben.

Die Impfkampagne des Landes hat gewirkt sagt Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion. 12.418 Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln wurden im ersten Halbjahr 2018 verabreicht. Ein Plus von 4.113 Impfungen oder 52 Prozent.

Großer Andrang an „Langem Impfnachmittag“

In allen Bezirken in Tirol wurden im ersten Halbjahr deutliche mehr Impfungen verabreicht als in den vorangegangenen Halbjahren 2016-2018. „Allein am 24. April 2019, dem Langen Nachmittag der Impfungen, wurden an den Gesundheitsreferaten der Bezirkshauptmannschaften, des Stadtmagistrats Innsbrucks und der Landessanitätsdirektion 519 Personen gegen MMR geimpft“, zieht ÖVP-Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg Bilanz.

Auffrischung eines der Hauptmotive

Hauptsächlich wurden Personen zwischen dem 30. und dem 60. Lebensjahr geimpft. „Diese Gruppe von Personen hat meistens nur eine Impfung, da die Impfprogramme früher einfach so abgelaufen sind, dass man nur eine Impfung verabreicht hat“, sagt die Ärztin der Landessanitätsdirektion. Auch noch ältere Personen, die in der Regel ein sehr hohes Gesundheitsbewusstsein aufweisen würden, seien gekommen, um sich eine Impfung zu holen. Bei den Kleinkindern sei die Impfquote generell höher. Hier würden pro Woche etwa 300 Impfungen verabreicht.

Kinderkrankheiten sind gefährlich

Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps oder Röteln sind nicht zu unterschätzen. Statistisch gesehen treten bei 25 Prozent der Masernfälle Komplikationen auf, sagt Jürgen Brunner, Oberarzt an der Innsbrucker Kinderklinik. Die Probleme können von leichten Komplikationen wie Ohrenentzündungen bis zu Lungen- und Gehirnhautentzündungen reichen. „Bei Masern gefürchtet ist die sehr, sehr spät, oft erst nach Jahren auftretende Panenzephalitis – eine Entzündung des gesamten Gehirns – die in allen Krankheitsfällen tödlich endet“ sagt der Kinderarzt.

Ein weiteres Problem ist, dass nach einer überstandenen Masernerkrankung das Immunsystem der jungen Patientinnen und Patienten oft für mehrere Wochen oder Monate geschwächt ist und dadurch andere bakterielle Infektionen ausbrechen können. Das sei übrigens auch bei Schafblattern der Fall sagt Jürgen Brunner.

Mögliche Folgen von Mumps und Röteln

Röteln seien insbesondere für schwangere Frauen sehr gefährlich. Erkrankt eine Frau in der Schwangerschaft bzw. im frühen Stadium der Schwangerschaft an Röteln, kann das beim Kind zu Fehlbildungen führen. Mumps wiederum kann bei Buben zu Hodenentzündungen und damit in weiterer Folge ihres Lebens zu Unfruchtbarkeit führen.

Experten wollen keine Impfpflicht

Die Impfmüdigkeit sei in Österreich und auch in Tirol recht hoch, sagt Anita Luckner-Hornischer. Von der von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Durchimpfungsrate von 95 Prozent der Bevölkerung sei man weit entfernt. Dennoch hält die Expertin der Landessanitätsdirektion eine Impfpflicht nicht für notwendig.

„Eine Impfpflicht ist immer verbunden mit einem Ansteigen der Impfkritik. Das wollen wir eigentlich nicht. Wir wollen eher dass man die Leute so gut informiert, dass sie sich die Impfung holen, weil sie überzeugt sind, dass die Impfung ihnen etwas Gutes tut. Und nicht nur ihnen sondern auch ihrem Umfeld. Durch eine Impfung kann man auch die Menschen in seinem Umfeld schützen, die keine Impfung bekommen können, etwa Säuglinge vor dem zehnten Lebensmonat.“

Der Kinderarzt Jürgen Brunner empfiehlt Erwachsenen ihren eigenen Impfstatus zu überprüfen. „Es ist wichtig den Impfpass aktuell zu halten, damit der betreuende Hausarzt weiß, wogegen der Bürger oder die Bürgerin geimpft ist um etwaige Auffrischungsimpfungen zeitgerecht vornehmen zu können.

Robert Schuler; tirol.ORF.at