In weiten Teilen Südtirols streifen die Weinbauern derzeit zufrieden durch die Rebanlagen. Die Weinsaison heuer kann jene des Rekordjahres 2018 zwar nicht übertreffen, aber die Landwirte hatten schon schlimmere Ernteausfälle, wie etwa vor zwei Jahren. „Heuer werden es wohl rund 15 Prozent weniger Trauben sein“, rechnet Kellermeister Rudi Kofler aus Terlan vor. „Das Jahr 2018 war bisher das erntereichste, beim Wein macht es aber nicht nur die Menge aus“, weiß der Experte.
Schwierige Wetterbedingungen
Das Um und Auf in der Landwirtschaft ist das Wetter. Das ist nicht nur bei der Heu- oder Apfelernte so, auch beim Wein müssen alle Faktoren passen. „Der Frühling, insbesondere der Mai, war heuer viel zu nass und zu kühl“, beklagt Konrad Rauch, Weinbauer aus Andrian. „Durch die niedrigen Temperaturen im Frühjahr waren zum einen weniger Bienen für die Bestäubung unterwegs, außerdem hat die Kälte viele Beeren verbrannt.“ Es war ein erdenklich schlechter Start in die Saison.
Der Sommer war in diesem Jahr auch in Südtirol überdurchschnittlich warm. Während dem Chardonnay hohen Temperaturen nicht viel anhaben können, mögen es Vernatsch und Weißburgunder eher kühl. Die Hitze hat daher nicht zu deren Wachstum beigetragen. Unwetter mit starkem Hagel haben im Bozner Talkessel zudem für große Zerstörung in der Landwirtschaft gesorgt. Am 6. August wurden in und um die Südtiroler Landeshauptstadt 90 bis 100 Prozent der Ernte zerstört.
Kühle Nächte bringen Qualität
In Andrian haben die Winzer dieser Tage mit der Sauvignon-Ernte begonnen. Jede Traube wird mit strengem Blick begutachtet. Viele Beeren müssen hier in diesem Jahr aber nicht ausgezupft werden. „Das ist heute ein Feiertag“, beschreibt Luise Rauch aus Andrian ihre Freude über die diesjährige Ernte, „so schöne Trauben hatte ich nur selten. So zahlt sich die harte Arbeit das ganze Jahr aus.“ Vor allem über die hohe Qualität der Trauben zeigen sich die Weinbauern in diesem Jahr erfreut.
Besonders für einen guten Weißwein braucht es jetzt vor der Ernte sonnige und warme Tage aber kühle Nächte. Die Wärme sorgt für den Zucker, die Kälte für die Säure. Daher wird auch gerne am frühen Morgen geerntet, wenn die Temperaturen noch niedrig sind, um möglichst viel Säure in den Trauben zu bewahren. Der September, der seit rund zwei Wochen genau diese Wetterbedingungen bietet, dürfte daher für einen außergewöhnlich guten Jahrgang 2019, vor allem beim Weißwein, sorgen.