Der Regenwald brennt. 75.000 Brandherde werden mitlerweile im Amazonasgebiet gezählt. Pro Minute verbrennt eine Fläche von drei Fussballfeldern, sagen Experten. Mit herkömmlicher Brandrodung habe das nichts mehr zu tun, sagt Johann Kandler.
„Absichtlich gelegte Brände“
In Bannberg, einem Ortsteil von Assling lebt der Regenwald-Experte mit seiner Frau. Seit über 25 Jahren ist der gelernte Obstbauer für das Klimabündnis tätig. Zehn Jahre hat er im Amazonasgebiet gearbeitet und hält immer noch Kontakt zu den indigenen Völkern.
Mit dem neuen Präsidenten Jair Bolsonaro habe sich die Situation für sie zugespitzt, sagt Kandler: „Das sind absichtlich gelegte Brände. Und diese Brände haben die destaströse Umwelt- und Sozialpolitik in Brasilien aufgezeigt. Als Bolsonaro als Präsidentschaftskandidat aufgetreten ist, hat er gesagt, dass er den Schutz des Regenwaldes reduzieren will, um die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben, um die Reichtümer der Region zu fördern, worauf er die Unterstützung der Großgrundbesitzer bekommen hat.“
Betroffen sind derzeit noch die Randgebiete des Regenwalds, etwa 20 Prozent des Waldes. Betroffen sind aber auch Viehzüchter, die Holzindustrie und die Sojaexporteure. „Wenn Präsident Bolsonaro die Rodung weiter so vorantreibt, dann kann es sein, dass in fünf bis zehn Jahren schon mehr als ein Drittel des Amazonas zerstört ist. Und es ist zu befürchten, dass der Wasserkreislauf des Regenwaldes zusammenbricht“, warnt Amazonas-Experte Kandler.
Bewusster Konsum
Europa müsse handeln und nicht nur zuschauen, sagt Kandler, das betreffe etwa den Fleischkonsum, aber auch Aktienanleger: „Den Fleischkonsum aus der Massentierhaltung müssen wir reduzieren. Wir sollen auf Bioprodukte zurückgreifen, auf Waren, die fair gehandelt werden. Oder, dass man auch bei der Bank nachfragt, wofür das Geld verwendet wird.“ Noch gebe es ein „Zurück“, meint der Regenwald-Experte, aber viel Zeit bleibe nicht mehr, um die „grüne Lunge“ zu retten.