Franz Oppurg; Hindukusch Expedition 1972
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Alpenverein: Berglegenden nicht vergessen

Sein 150-Jahr-Jubiläum feiert heuer der Alpenverein Sektion Innsbruck. Sie ist eine der ältesten und die zweitgrößte Sektion in Österreich. Die spannende Geschichte wird in ihrem Archiv dokumentiert. Mehr als 22.000 Bilder von Berglegenden sind dort mittlerweile erfasst.

Die beiden Archivare Klaus Oberhuber und Klaus Springfeld haben in akribischer Kleinarbeit mit Unterstützung von Tiroler Bergliebhabern einen alpinhistorischen Schatz erschaffen. Darunter sind Fotodokumentationen von Berglegenden wie Franz Oppurg, Andreas Orgler, Hansjörg Köchler oder Willi End.

Geschichte am Leben erhalten

In einer Vorstandssitzung des Alpenvereines Innsbruck 2013 wurde beschlossen, dass die alten Dias von berühmten Bergsteigern und Legenden des Alpinismus aufgearbeitet und archiviert werden sollen. Die beiden Archivare, Klaus Oberhuber und Klaus Springfeld, kauften einen gebrauchten Kleinbild Dia-Scanner, Archiv-Kästen mit den Dia Boxen für die Originalbilder und eine geeignete Archivierungs-Software. Vor vier Jahren im Rahmen der Vorbereitung für das 150 Jahre Jubiläum hat die eigentliche Archivarbeit begonnen.

Klaus Springfeld, Klaus Oberhuber (von links)
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Klaus Springfeld (links im Bild) und Klaus Oberhuber bei ihrer Archivarbeit

„Die Fotos und Tourenbücher sind Zeitzeugen, wie früher Berge bestiegen wurden, und wie die Einstellungen der Alpinisten damals waren. So etwas darf nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Archivar Klaus Oberhuber.

Sendungshinweis:

Tirol heute, 30.8.2019
19.00 Uhr, ORF 2

Unvergessene Legenden

„Die ersten Bilder, die wir bekommen haben, waren von Herbert Reisigl, einem Innsbrucker Botaniker. Auf seinen Fotos sind Blumen zu sehen, die heute nicht einmal mehr existieren“, erinnert sich Archivar Klaus Springfeld.

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Seltene Blumen fotografiert vom Innsbrucker Botaniker Herbert Reisigl

Dann schon kamen die Bilder von Franz Oppurg, dem stillen Helden. Er war der erste Solobesteiger des Mount Everest 1978. Zahlreiche Wintererstbegehungen gehen auf sein Konto. Nur drei Jahre später verunglückte er tödlich bei einem Kletterunfall am Hechenberg; er war gerade einmal 33 Jahre alt.

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Franz Oppurg beim Klettern in den heimischen Bergen

Andreas Orgler war ein Ausnahmealpinist. Er hatte etliche Erstbegehungen in den Kalkkögeln, auch in Alaska und im Karakorum. Er schrieb Geschichte mit 250 Erstbegehungen und 50 Solo-Erstbegehungen, war an der Entwicklung des Eiskletterns maßgeblich beteiligt.

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Andreas Orgler beim Eisklettern

2007 verunglückte der Alpinist und Architekt bei einem Drachenflieger Wettbewerb aufgrund Materialversagens tödlich in Australien.

Verträge über die Nachlässe mussten erstellt werden. Das Urheberrecht bleibt beim Autor; der Alpenverein, also die Sektion Innsbruck, darf über die Dias, unter Angabe des Urhebers, verfügen. Derzeit archivieren die MitarbeiterInnen des Alpenvereines Fotos der zahlreichen Expeditionen der Alpinlegende Wolfgang Nairz.

Ein System muss her

Um an Fotos und Tourenbücher zu kommen, inserierten die beiden Archivare auch in ihrer Mitgliedszeitschrift. Sie bekamen Fotos von lebenden Alpinisten, aber auch viele Nachlässe. Oftmals Dias in Schachteln, unsortiert, unbeschriftet.

Deshalb mussten sie sich ein ausgeklügeltes System überlegen. Hilfe bekamen sie dabei aus Osttirol: der Lienzer Historiker Martin Kofler unterstützte die beiden in der Entwicklung ihres eigenen Systems. Bilder werden grob sortiert, fein sortiert und dann gescannt. Ansonsten sei man auf die Hilfe von Freunden und Bergfexen angewiesen.

Klaus Springfeld

Der Archivar des Alpenvereines spricht über den tragischen Tod der Tiroler Berglegende Hansjörg Köchler. In der Geschichte des Alpinismus gibt es auch viele dramatische Geschichten.

„Im Karwendel, da hilft uns oft der Heinz Zak mit der Erörterung der Berggipfel“, so Klaus Springfeld. Und junge Ehrenamtliche gebe es, die sie unterstützen. Alle helfen mit, wo sie können, um die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Hansjörg Köchler
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Hansjörg Köchler gelangen Erstbegehungen an der Schüsselkarspitze und der Martinswand

Wissenschaftliches Interesse

Das Archiv der Sektion Innsbruck ist eine beliebte Anlaufstelle für Medien und Studenten, schildert Archivar Klaus Oberhuber. „Es kommen viele Studenten, denn es werden viele Dissertationen beispielsweise über Gletschermessungen und Hüttenporträts geschrieben. Aber auch deutsche und Schweizer Medien fragen nach Bergsteigerporträts“, so Archivar Klaus Oberhuber.

„Wir haben Fotos von Hermann Buhl, der mit dem Fahrrad ins Bergell fährt, um zu Klettern. Da waren Enthusiasten am Werk, die den Alpenverein dorthin gebracht haben, wo er heute steht“, erzählt Klaus Oberhuber.

Der Alpenverein Innsbruck hat werktags täglich geöffnet. Die Sektion Innsbruck ist eine der ältesten und mit mehr als 56.000 Mitgliedern die zweitgrößte in Österreich. Prominente Mitglieder waren beispielsweise Hermann Buhl oder auch der im April 2019 tödlich verunglückte David Lama.