Gerhard Berger wurde in seiner 14-jährigen Formel-1-Zeit nie Weltmeister, wurde aber immer wieder als Weltmeister im Verdienen bezeichnet. Der Tiroler ist nach Jahrzehnten in Monaco nach Tirol heimgekehrt und lebt mit seiner Familie in Söll. Vor seinem 60. Geburtstag blickt Berger sehr gerne auf sein bisheriges Leben zurück, wie er im Gespräch mit dem ORF Tirol zugibt.
Das schönste Leben überhaupt
„Es geht nicht schöner“, blickt Gerhard Berger im ORF-Interview auf sein bisheriges Leben äußerst zufrieden zurück.
„Ich habe alles gemacht, was Gott verboten hat“
Berger ist zwischen 1984 und 1997 nicht nur in der „geilsten“ Zeit der Formel 1 gefahren, er wuchs auch in einem Jahrzehnt auf, in dem heute unvorstellbare Dinge möglich waren. „Ein bissl wie im Wilden Westen“, gestand Berger. Die Eltern hätten ihn wahlweise vom Krankenhaus oder der Polizei abholen müssen. „Ich habe alles gemacht, was Gott verboten hat.“
Auf den Landstraßen Tirols, im Wald und auch auf den Parkplätzen des elterlichen Transportbetriebs schärfte Berger mangels sicherer Kart-Strecken jene Sinne und Reflexe, die ihn dann später zu einem der begehrtesten Formel-1-Piloten machten. Auch der Geschäftssinn wurde im heimatlichen Betrieb zugespitzt und machte den Unternehmersohn später zu einem geschickten Verhandler.
Ausgebliebener WM-Titel ist „Schönheitsfehler“
Von den 210 GP-Rennen seiner fast 14 Jahre dauernden Karriere gewann Berger zehn, zwei Mal wurde er WM-Dritter. Dafür war der gelernte Automechaniker Teamkollege und Freund des großen Brasilianers Ayrton Senna bei McLaren, fuhr gleich zwei Mal und für jeweils drei Jahre gut bezahlt für Ferrari. Den ausgebliebenen WM-Titel bezeichnet Berger heute lediglich als Schönheitsfehler.
Als Grund gibt ganz offen zu: „Ich war einfach nicht gut genug.“ Die einzig wirkliche Lebens-Niederlage sei vielmehr seine gescheiterte Ehe in Monaco gewesen, hatte Berger schon in einem früheren Interview gemeint.
Vor Einstieg in Formel 1 Genickbruch bei Verkehrsunfall
Berger kam relativ spät und erst als fast 25-Jähriger in die Formel 1. Im Jahr 1984 nahm er auf dem Österreichring mit einem ATS erstmals an einem Grand-Prix-Rennen teil. Kurz vor seinem Formel-1-Einstieg brach sich Berger bei einem Verkehrsunfall das Genick, eine Narbe an seinem Hals zeugt noch von der Operation im Alter von 24 Jahren.
Vor allem durch das folgende Engagement bei Ferrari wurde Berger rasch zum österreichischen Popstar der Sportszene. Der Tiroler war „best friend“ mit Musikstars wie Hans „Falco“ Hölzel oder Ex-Beatle George Harrison, lebte ein Vollgas-Leben auf der Strecke und privat. Dazu kam, dass der Tiroler – und das war untypisch für die Formel 1 – für jeden Spaß zu haben war. Bergers Streiche waren gnadenlos und legendär. Einmal warf er sogar den Koffer von Senna aus dem Hubschrauber.
Privatflugzeug und Jacht mittlerweile wieder verkauft
Rasch hatte Bergers Karriere auch finanziell Dimensionen erreicht, die einen Umzug ins Steuerparadies Monaco sinnvoll machten – Privatflugzeug und Jacht inklusive. Heute ist Berger froh, alles verkauft zu haben und wieder in den heimatlichen Bergen und in einem Land mit vier Jahreszeiten zu sein.
„Ich gehöre eher in die Berge und nicht ans Meer“, versichert der „Patriot“ glaubhaft im einstigen Ferienhaus, das in Hoch-Söll direkt an der Skipiste liegt. Die jüngsten Kinder Ella (5) und Johan (2), die Berger mit seiner Kufsteiner Lebensgefährtin Helene hat, nutzen das begeistert.
Die Jugend als Höhepunkt im Leben
Nicht Jachten oder seine Rennsportkarriere in der Formel 1 sondern die Jugendzeit in Wörgl war der Höhepunkt für Gerhard Berger
Als Rennpilot in einer Formel-1-Epoche, in der die Autos 1.400 PS und erst gegen Ende wirklich sichere Fahrerzellen hatten, musste er mit ansehen, wie Kollegen und Freunde tödlich verunglückten. „Heute“, so Berger, „sitze ich da und bin 60. Denn am Ende habe ich das Ganze überlebt auch noch. Wer dieses Glück und Pech im Leben einteilt, habe ich noch nicht verstanden.“
Gerhard Berger mag sanfter geworden sein, er ist aber nicht rastloser. Neben der DTM ist der Jubilar zudem mit seinem Fahrzeugtechnikbetrieb und dem Logistikunternehmen sowie der Familie ausgelastet.