Ein Laubwald
GEPA pictures/ Hans Simonlehner
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Umwelt

Waldbericht 2019: Kampf dem Klimawandel

Der Klimawandel, neue Schädlinge und Sturmschäden bedrohen den heimischen Waldbestand. Laut Waldbericht 2019 sind das die großen Herausforderungen, vor denen die Tiroler Waldbesitzer stehen. Doch die wissen sich zu wehren.

Der Klimawandel wirkt sich in zweifacher Hinsicht auf den Wald aus. Zum einen haben Schädlinge bessere Bedingungen, um sich entwickeln zu können, sagte Christian Schwaninger von der Landesforstdirektion: „Insekten sind temperaturgesteuerte Lebewesen. Vor allem der Borkenkäfer vermehrt sich stärker, wenn es über einen längeren Zeitraum heiß und trocken ist.“ So konnten letztes Jahr erstmals drei Generationen des Schädlings schlüpfen.

Zum anderen greifen steigende Temperaturen die Bäume selbst in ihrer Lebenskraft an. Grundsätzlich besitzen Bäume sehr gute Schutzmechanismen, um sich vor kurzen Hitze- und Trockenperioden zu schützen, sagte Schwaninger: „Bäume schließen bei Trockenheit ihre Spaltöffnungen, wodurch sich ihr Wasserbedarf verringert. Dauern aber Hitzeperioden länger an, tun sich auch die Bäume schwer mit dem Überleben.“

Schädlinge haben leichtes Spiel

Erschwerend kommt hinzu, dass Schädlinge bei hitzegeschädigten Bäumen gleich doppelt so leichtes Spiel haben: „Wenn die Wasserversorgung nur mangelhaft ist, können Schädlinge den Baum einfacher befallen und ihn eher zum Absterben bringen“, so Schwaninger. Vor allem die Fichte, die mit fast 60 Prozent Flächenanteil die dominierende Baumart in Tirol ist, ist besonders hitzeanfällig und deshalb ein beliebtes Ziel von Schädlingen.

Borkenkäfer
APA/dpa/Roland Weihrauch
Der Borkenkäfer hat es bei Hitze leicht: Er vermehrt sich öfter und stößt bei hitzegeschädigten Bäumen auf wenig Abwehr

Neue Schädlinge auf dem Vormarsch

Bedingt durch den Klimawandel gilt es auch, neue Schädlingsformen zu bekämpfen, die vor einigen Jahren in Tirol noch nicht zu finden waren. Dazu zählt die Nadelbräune – ein Pilz, der sich bereits in den Gemeinden Scharnitz, Nassereith, Heiterwang und Oberndorf ausgebreitet hat und seit letztem Jahr auch erstmals in Achenkirch registriert wurde. Schwaninger beruhigte: „Normalerweise führt der Pilz zu einem relativ schnellen Absterben von Latschen und Birken. Wir beobachten aber Bäume, die seit längerer Zeit befallen sind und immer noch leben.“

Kampfmittel: Neue Aufforstungsstrategien

Ziel ist es, hitzebeständigere Bäume zu pflanzen. Dazu zählt etwa die Tanne, die als Tiefwurzler sehr gut mit längeren Trockenperioden umgehen kann. Schwaninger: „Wir starten in diesem Jahr das Programm ‚Klimafitte Bergwälder‘. Ziel ist die Durchmischung von unteren und wärmebegünstigten Wäldern mit Laubhölzern und Tannen.“ Auch eine Sensibilisierung für dieses Thema bei den Waldbesitzern ist bereits in vollem Gange. Eine solche hat auch beim Thema Borkenkäfer Einzug gehalten. Schwaninger geht davon aus, dass durch eine rechtzeitige Entfernung angefallener Bäume sich im Frühjahr dieses Jahr nur noch zwei Generationen – somit eine weniger als im Vorjahr – entwickeln werden.

Sturmschäden drücken Holzpreis

Vor allem die großen Schadholzmengen im vergangenen Oktober in Mitteleuropa haben zu einem Fall des Holzpreises geführt. Mittlerweile bekommen Waldbesitzer für einen Kubikmeter Fichte nur mehr 66 Euro. Zum Vergleich: Vor einigen Jahren lag der Preis noch bei über 90 Euro. Laut Schwaninger könne man sich ausmalen, dass bei diesem Preis die Holzaufarbeitungskosten kaum zu decken sind: „Im Moment kann man den Grundeigentümern nur raten, kein Frischholz einzuschlagen, solange der Bedarf bei der Sägeindustrie noch nicht gegeben ist.“

Schäden im Wald
Zeitungsfoto.at
Derzeit gibt es zu viel Schadholz auf dem Markt, daher sinkt der Holzpreis

Auch der Obmann des österreichischen Waldverbands, Rudolf Köll, zeigte sich angesichts des sinkenden Holzpreises besorgt: „Wir rechnen damit, dass das derzeit vorhandene Schadholz den Holzpreis noch ein bis zwei Jahre drückt. Vorausgesetzt, es kommen keine weiteren Schäden hinzu.“